Sebastian Kurz verrät, was er an Kanzler-Zeit bereut

Ex-Kanzler Sebastian Kurz (36) macht aktuell mit seinem neuen Buch von sich reden. Darin gibt er einen Einblick in seine zehn Jahre in der Spitzenpolitik. Am Samstag war Kurz auch zu Gast bei ORF-Moderator Patrick Budgen in "Wien heute" und plauderte noch einmal ganz ausführlich über seine Sicht der Dinge. "Reden wir über Politik" nennt sich das Buch, das der ehemalige Politiker zusammen mit Krone-Star-Interviewerin Conny Bischofberger geschrieben hat.

Will Kurz also zurück in die Politik? "Ich glaub man kann eine politische Vergangenheit haben und darüber sprechen und gleichzeitig die aktuelle Tagespolitik nicht so sehr verfolgen", betont der 36-Jährige. 

Kurz spricht über Fehler in der Politik

Ihm gehe das Scheinwerferlicht nicht sonderlich ab, aber es habe einige Anfragen von Menschen gegeben, ob er seine Sicht der Dinge darlegen wolle. Das habe er nun getan, so der Ex-Kanzler. Budgen wollte zu Beginn des Gesprächs auch wissen, was Kurz während seiner Zeit in der Politik bereue. "Ich lese wenig Selbstreflexion heraus", provozierte der ORF-Journalist Kurz.

"Im Rückblick würde ich sagen, dass ich mir oft die Frage gestellt habe, ob es richtig war nach Aufkommen des Ibiza-Videos, die Koalition zu beenden und Neuwahlen auszurufen", so Kurz. Die Koalition sei eine gut funktionierende gewesen, man habe vieles zustande gebracht. Er wisse jedoch nicht, ob er heute anders entscheiden würde.

Darüber hinaus "wäre es sinnvoller gewesen, viel früher die staatlichen Corona-Maßnahmen zurückzunehmen", sagte er über die Pandemie-Politik während seiner Amtszeit.

Das sagt Kurz über "Oasch"-SMS

Auch die Chat-Affäre wird in dem Buch thematisiert. In den Skandal-SMS nannte Kurz seinen Vorgänger als ÖVP-Parteichef Reinhold Mitterlehner einen "Oasch". Die Nachricht sei auch das Einzige, was man Kurz als Politiker vorwerfen könne, schreibt er in seinem Buch. Dafür entschuldigt habe er sich jedoch nie bei Mitterlehner. 

"Ja ich habe mich in der Emotion zu dieser Nachricht verleiten lassen", gab er zu. "Mein Verhältnis zu ihm ist nie das Beste gewesen. Er hat ein ganzes Buch über mich geschrieben, das sehr negativ war."

Er sei auch nicht mehr mit Thomas Schmid, dem Mastermind der Postenschacher-Chats, in Kontakt. Auch zu seinem ehemaligen Widersacher Ex-Neos-Chef Matthias Strolz nahm Kurz in dem ORF-Gespräch Stellung.

Der nannte ihn einst vor einem Jahr "verlogen". Es sei alles inszeniert an ihm, von seiner Kanzlerschaft bis zur privaten Lebensführung, so sein Tenor als Kurz 2021 im Rahmen der Ermittlungen wegen der Inseratencausa zurücktrat.

Strolz hege noch immer Gram gegen den ehemaligen ÖVP-Shootingstar, weil eine Zusammenarbeit im Jahr 2017 zwischen VP und den Neos nicht zustande kam, erklärte Kurz.

Kurz spricht über Sex-Gerücht

Doch Kurz sprach auch über Gerüchte, wonach er homosexuell sei. "Ich hab das immer recht amüsant gefunden, dass jemand im 21. Jahrhundert solche Gerüchte verbreitet und glaubt, man kann jemanden mit sowas schaden." Das Gerücht sei für ihn "amüsant".

Sein Jus-Studium werde er nicht mehr wieder aufnehmen, obwohl ihm laut Budgen nur mehr drei Prüfungen fehlen. Schließlich gehe er in seiner neuen Rolle als Vater und als Unternehmer vollends auf. "Mein Fokus liegt auf meiner wirtschaftlichen Tätigkeit und meinem Privatleben."