Flammen und dichter Rauch rissen Mittwoch um 4.15 Uhr früh die Bewohner der Kainach- und Achengasse in Floridsdorf aus dem Schlaf. Auf einem Parkplatz in der Kainachgasse brannten drei Autos vollständig aus, weitere drei Fahrzeuge standen in der benachbarten Achengasse, einer Nebenstraße des Gemeindebaus, in Flammen. Besonders schwer getroffen wurde ein 23-Jähriger: Sein Audi A4 wurde komplett zerstört – mitsamt seiner Kleidung und Wertgegenständen.
"Ich habe fast alles verloren", sagt der junge Mann gegenüber "Heute". "Meine gesamte Kleidung und viele andere Sachen waren im Auto – jetzt ist alles verbrannt." Der Betroffene wohnt nur wenige Minuten entfernt, hatte an diesem Abend seine Familie besucht. "Ich habe meine Sachen im Auto gelassen, weil ich nach dem Besuch nicht mehr auspacken wollte." Nun steht er ohne Wechselkleidung da: "Ich trage gerade den Mantel meiner Mutter und Badeschlappen, weil ich nichts anderes mehr habe."
Während die Polizei wegen Brandstiftung ermittelt, kursieren in der Nachbarschaft Gerüchte über einen möglichen Clan-Hintergrund. Es wird spekuliert, dass der Brand mit einem familiären Konflikt zusammenhängen könnte. Der 23-Jährige weist diese Behauptungen jedoch entschieden zurück: "Es stimmt, dass es eine Woche zuvor einen Streit in meiner Familie gab, bei dem die Rettung kommen musste. Aber das hat nichts mit dem Brand zu tun."
Auch andere Anwohner zweifeln an den Gerüchten. "Solche Geschichten verbreiten sich schnell, aber hier weiß niemand, wer wirklich hinter dem Brand steckt", sagt ein Nachbar.
Der Autobesitzer beschreibt, wie er die Flammen in seinem Fahrzeug sah: "Der hintere Reifen begann zu brennen, dann breitete sich das Feuer aus." Er alarmierte die Feuerwehr sofort und rief mehrfach an, um auf die Dringlichkeit hinzuweisen.
Die Löscharbeiten begannen zunächst in der Achengasse, wo drei Autos brannten. Danach konzentrierten sich die Einsatzkräfte auf die Kainachgasse, wo die übrigen Fahrzeuge auf einem Parkplatz in Flammen standen. "Die Feuerwehr hat zuerst in der Achengasse gelöscht, bevor sie auf den Parkplatz kam", schildert Anwohnerin Anita (61), die den Einsatz beobachtete. Währenddessen griffen die Flammen auf die weiteren Fahrzeuge über.
„An vier Fahrzeugen wurden Spuren gesichert, die auf Brandbeschleuniger hinweisen könnten“PressesprecherLPD Wien
Die Polizei bestätigte am Donnerstag: "Am heutigen Tag, gegen 04:15 Uhr, wurden die Einsatzkräfte in die Achengasse und in die Kainachgasse beordert, da dort insgesamt sechs PKW brannten. Die Berufsfeuerwehr Wien löschte die Brände, Ermittler des Landeskriminalamts Wien übernahmen die Ermittlungen zur Brandursache."
Erste Untersuchungen deuten auf Brandstiftung hin. "An vier Fahrzeugen wurden Spuren gesichert, die auf Brandbeschleuniger hinweisen könnten", erklärte ein Sprecher der Polizei. Weitere Details seien Gegenstand laufender Ermittlungen.
Anita, die sich selbst als "Ureinwohnerin" der Wohnsiedlung bezeichnet, schildert, wie sich die Stimmung in der Nachbarschaft verändert hat: "Früher war es ruhig, fast familiär. Aber mittlerweile gibt es immer wieder Streit, brennende Müllcontainer, und manche Jugendliche sorgen für Ärger." Sie empfindet die Entwicklung als belastend: "Es fühlt sich an, als würde alles eskalieren, und niemand greift richtig ein." Der nächtliche Brand sei für sie ein Schock gewesen: "So etwas habe ich hier noch nie erlebt. Es macht mich traurig zu sehen, wie sich die Lage in der Siedlung verschlechtert hat."
Trotzdem sieht Anita die Siedlung immer noch als ihr Zuhause: "Ich habe hier so viele schöne Erinnerungen, aber es ist traurig, was inzwischen daraus geworden ist. Man fühlt sich manchmal von den Verantwortlichen allein gelassen." Der Brand sei für sie ein neuer Tiefpunkt: "So etwas habe ich hier noch nie erlebt. Hoffentlich passiert jetzt endlich was!"