Österreich

Sechs Grazer Kontrolleure schuldig gesprochen

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

Am Mittwoch standen 23 ehemalige Kontrolleure der Grazer Linien wegen Untreue vor Gericht. Sie sollen keine Strafgebühren bei Schwarzfahrern aus dem Bekanntenkreis eingehoben haben. Zwei Angeklagte wurden zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt. Vier Beschuldigte erhielten Diversionen, der Rest der Beschuldigten wurde freigesprochen.

Den Angeklagten wurde vorgeworfen, dass sie von Anfang 2009 bis September 2011 Verwandte und Bekannte gratis mit den Grazer Linien fahren haben lassen. Zu diesem Zweck wurde einfach die Dienstnummer auf einen Fahrschein geschrieben, damit der Kontrolleur Bescheid wusste. Der dabei entstandene Schaden wurde mit 110.000 Euro beziffert. Der Holding Graz wurde seitens des Sicherheitsunternehmens eine Schadenswiedergutmachung von 500.000 Euro bezahlt.

Der 54-jährige Betriebsrat sowie eine weitere Angeklagte wurden zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt. Die anderen Angeklagten müssen bis zu 1.000 Euro Strafe bezahlen. 17 Angeklagte wurden freigesprochen. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Die meisten Angeklagten - darunter auch der 54-Jährige - waren nicht geständig.

Nur wenige hatten Courage, Fehler zuzugeben

Staatsanwältin Gertraud Pichler sah in ihrem Schlussplädoyer den Vorhalt der Anklage als bewiesen: "Die Beschuldigten haben entgegen ihrer Pflicht keine Schwarzfahrgebühren eingehoben." Das "System der gekennzeichneten Fahrscheine" sei vom 54-jährigen Betriebsrat eingeführt worden. Da es sich um ein "in sich geschlossenes System" handelte, hätten vor Gericht nur wenige die Courage gehabt, vor ihren ehemaligen Kollegen den Fehler zuzugeben.

Die zehn Verteidiger ließen - wie schon in ihren Eröffnungsplädoyers - kein gutes Haar an der Anklage: "Da ist nichts dran, der Schaden ist gut gemacht. Täter sind damit nicht zu bestrafen", meinte einer, während der andere von "fehler- und mangelhafter Ermittlungsarbeit" sprach. Das Sicherheitsunternehmen habe seine Mitarbeiter "ausgeliefert", um den "lukrativen Vertrag" mit der Holding Graz aufrecht zu erhalten, meinte wieder ein anderer. Alle Mitarbeiter sollten ausgetauscht werden, was ein anderer Verteidiger als "Pauschalverdacht" bezeichnete.