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Seder-Masochism

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Die US-Künstlerin Nina Paley verschlägt es im Animationsfilm Seder-Masochism in das alte Ägypten. Sie nimmt sich das 2. Buch Mose zur Brust, welches von dem Auszug der Israeliten berichtet.

Gewissermaßen. Denn Teile von Seder-Masochism – das Wort Seder entstammt dem Sederabend des jüdischen Pessach-Festes – sind damit beschäftigt, die bloße Geschichte zu geben. Aber eben nur Teile.

Beispielsweise gibt es darüber hinaus längere Passagen, in denen sich Gott mit einer Ziege unterhält, was dann auch schon mal ein Meta-Kommentar zum Geschehen sein kann.

Ein humorvoller Kommentar, so wie Paley allgemein vieles mit einem Augenzwinkern erzählt. Manchmal aber auch mit jeder Menge Biss. Seder-Masochism mag sehr bunt sein, fröhlich-idyllische Szenen enthalten, die sie mit schwungvoller Musik unterlegt. Für Kinder ist das Ganze dennoch nichts. Dafür ist der Inhalt zu ernst, zu abgefahren teilweise. Manchmal auch zu brutal.

Es ist dann auch mal wieder das Spiel mit Kontrasten, welches Seder-Masochism zu einer unglaublichen Erfahrung macht. Traditionelle Ägyptenbilder treffen auf eine bewusst unpassende Musik – da wird schon mal in einem ernsten Moment "I Will Survive" von Gloria Gaynor geträllert –, gut gelaunt werden grausige Szenen geschildert. Und dann wäre da noch das Mikrofon, das die Ziege Gott entgegenhält.

Aber es ist eben auch ein Wiedersehen mit Freude, eine der ungewöhnlichsten Animationskünstlerinnen wieder auf der Filmbühne begrüßen zu dürfen. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses kuriose Wunderwerk nach der Premiere bald auch dem Rest der Welt zur Verfügung gestellt wird, und dass der nächste Spielfilm von Paley nicht wieder zehn Jahre auf sich warten lässt.

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