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Seicht, seichter, Aquaman – noch ein Fiasko von DC

Der einzige Lichtblick in diesem Desaster von einer Comicverfilmung ist Hauptdarsteller Jason Momoa.

Heute Redaktion
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Wird "Aquaman" ein gefeierter Publikumsliebling wie "Wonder Woman" oder ein Griff ins Klo wie "Batman v Superman: Dawn of Justice"? Die Frage, die Comic-Movie-Fans seit den ersten Trailern des feucht-fröhlichen Superhelden (der sich im Film schon zum Frühstück ein paar Krügerln einverleibt) beschäftigt, lässt sich am besten mit einem kapitalen Bronx Cheer beantworten. Leider nein, DC. Toi, toi, toi für den nächsten Versuch.

Urig sympathischer Kraftprotz

An der Besetzung der Titelrolle liegt es nicht. Jason Momoa verkörpert Arthur Curry alias Aquaman als ansprechende Mischung aus Seebär, Surfer-Dude und antikem Halbgott. Das Verkörpern ist hier durchaus wörtlich zu verstehen und der Platz von Momoas Fitnesstrainer im Abspann mehr als verdient. Die Auftritte mit nacktem Oberkörper, die Macho-Sprüche und Pipi-Witze mögen manchem Zuschauer unzeitgemäß und überholt erscheinen. Doch in Zeiten, in denen sich Superman vom Computer die Barthaare epilieren lässt und Batman als gepeinigtes Abbild von Ben Afflecks Privatleben über die Leinwände schlurft, setzt sich diese physische Version von Aquaman wohltuend vom Rest der Justice League ab.

Peinlich bis sinnbefreit

Das entschuldigt allerdings nicht die haarsträubenden Peinlichkeiten, die sich im neuen DC-Blockbuster anhäufen. Die Mini-Soli auf dem Stromruder, die Aquamans Muskelspiele (beim Retten einer U-Boot-Besatzung vor dem Piraten Black Manta) anfangs begleiten und den Geist vergessener Achtziger-Jahre-Sitcoms beschwören. Das altbackene Gebalze zwischen Arthur und seiner Reisebegleiterin Mera (Amber Heard), die durch ein am Computer geschaffenes Sizilien schlendern, als wären sie in einer Groschenroman-Verfilmung gefangen. Und natürlich der völlig sinnbefreite Plot samt lahmer Origin-Story.

Der Trailer von "Aquaman":

The worst of both worlds

Warum diese Origin-Story? Momoas Aquaman war für ein paar Sekunden in "Batman v Superman" und einen ganzen Film lang in "Justice League" zu sehen. Die perfekten Voraussetzungen, um direkt loszulegen. Aber nein, wir starten bei Null: Atlanna (Nicole Kidman), künftige Königin von Atlantis, wird einem Leuchtturmwärter (Temuera Morrison) in die Arme gespült, der mit ihr eine Familie gründet, obwohl sie seinen Goldfisch isst.

Der kleine Arthur wird geboren und zügig von seiner Mama verlassen, als deren Sippe sie Jahre nach ihrem Verschwinden plötzlich ausfindig macht (wie?!). Zurück in Atlantis zeugt Atlanna, frisch zwangsverheiratet, den machthungrigen Widerling Orm (Patrick Wilson). Der will der Menschheit den Krieg erklären, weil sie die Ozeane verschmutzt (Gnade und Diplomatie kennt man unter Wasser nicht). Um Millionen Leben zu retten, plant Orms Verlobte Mera, Arthur auf den Thron zu setzen. Dafür müssen sie einen sagenumwobenen Dreizack aufspüren, der als großer Preis nach einer Erdball-umspannenden Schnitzeljagd auf sie wartet.

Wenig Licht, viel Schatten

Nicht alles ist schlecht in "Aquaman". Wer nicht allergisch auf digitale Special Effects reagiert, wird zumindest beim Abtauchen nach Atlantis und ins Krabben-Königreich seine Freude haben. Aquamans oft belächelte Fähigkeit, mit Fischen und Meeressäugern zu sprechen, wurde überraschend gut in die Handlung integriert. Verpackt Regisseur James Wan ("Saw", "Conjuring - Die Heimsuchung") die Action in Plansequenzen, ist sie sogar schön anzusehen.

Dafür verschwinden Charaktere plötzlich von der Bildfläche, Handlungsstränge verlaufen ins Leere, die frauenverachtende Politik der Atlanter sorgt für Stirnrunzeln, und die neben Arthur Curry interessanteste Figur des Films, der Pirat Black Manta, wird in einen Plastik-Bösewicht im Stil der Power Rangers verwandelt.

Fazit

via GIPHY

"Aquaman" startet am 21. Dezember in den österreichischen Kinos.

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