Szene

Seifenoper-Ausflug ins Reich der Toten

Eine Gruppe wissbegieriger Medizinstudenten lotet die Grenzen zwischen Leben und Tod aus.

Heute Redaktion
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1990, als Thriller und Horrorfilme noch nicht ganz so oft miteinander verknüpft wurden wie heute, experimentierten Kiefer Sutherland, Julia Roberts und Kevin Bacon im Kino mit grenzüberschreitenden Jenseits-Erfahrungen. Ein Jaukerl, ein paar Minuten "Flatline" (die Filmtitel-spendende Nulllinie eines Elektrokardiogramms) und dann freilich die Wiederbelebung.

Knapp dreißig Jahre später folgt die Fortsetzung, die nur aus einem Grund nicht als lupenreines Remake durchgeht: Kiefer Sutherland, mittlerweile mit grauhaariger Mähne, schlüpft für ein paar Minuten Screentime in seine alte Rolle. Die waghalsigen Trips zum Licht am Ende des Tunnels fällt nun aber einer jüngeren Generation zu.

Flatlining als Droge

Courtney (Ellen Page) hat einst durch eine Unachtsamkeit den Tod ihrer kleinen Schwester verursacht. Gepeinigt von den Erinnerungen an die Tragödie will sie selbst einen Blick ins Jenseits werfen. Ihre Kollegen Sophia (Kiersey Clemons), Jamie (James Norton) und Marlo (Nina Dobrev) fixt sie mit der Idee an. Nur Ray (Diego Luna) sagt nein zum mörderischen Selbstversuch.

Erleuchtet, mächtig und unbezwingbar fühlen sich die DoktorInnen nach ihrer Reanimation. Die Experimente wirken wie eine leistungssteigernde Droge. Doch dann wird Courtney plötzlich von grausigen Halluzinationen geplagt: Ihre tote Schwester scheint es auf sie abgesehen zu haben.

Seifenoper

Begraben an der Schwelle zwischen Achtzigern und Neunzigern waren die "Flatliners" hervorragend aufgehoben. Schon damals war das Konzept des Films ein überholtes - Wissenschaftler handeln wider die Natur und werden von ihren eigenen Sünden eingeholt. Allerdings verkörperte das Trio Sutherland, Bacon und Roberts ("Pretty Woman" kam im selben Jahr heraus) die angesagte Nachwuchselite Hollywoods, und der Mix aus Grusel und Thrill war am aufsteigenden Ast.

Der neue "Flatliners" wirkt hingegen wie das Halloween-Special einer billigen Ärzte-Seifenoper. Die Gänsehautszenen, mal wieder von den derzeit im Horrorgenre allgegenwärtigen Jump-Scares getragen, sind noch am besten geglückt - ein trauriges Fazit für einen enttäuschenden Film.

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