Wien

Parkpickerl sorgt jetzt für E-Bike-Boom in Wien

Die Nachfrage nach Elektro-Rädern steigt, das merken auch die Verkaufsstellen. Für viele ein Grund, auf zwei Räder umzusteigen: die Parksituation.

Yvonne Mresch
Teilen
Stefan Wisiak, Chef von E-Bike Hersteller "Qwic" in Österreich, spürt den E-Bike-Boom in Wien stark. Er selbst pendelt täglich auf zwei Rädern.
Stefan Wisiak, Chef von E-Bike Hersteller "Qwic" in Österreich, spürt den E-Bike-Boom in Wien stark. Er selbst pendelt täglich auf zwei Rädern.
Sabine Hertel

Wer braucht schon vier Räder, wenn der Arbeitsweg auch auf zwei zu bewältigen ist. Dass die Bereitschaft unter Wienern, mit dem E-Bike zu pendeln, immer größer wird, merkt auch Stefan Wisiak, Country Manager von E-Bike-Hersteller "Qwic" in Österreich. "Wir erleben einen E-Bike-Boom, die Zahlen bestätigen das."

"Kunden nennen Pickerl als Grund für den Umstieg"

Die Gründe für Wiener, sich ein Elektro-Fahrrad anzuschaffen, sind vielfältig. Vom Gesundheitsgedanken bis zum Beitrag zum Klimaschutz ist alles dabei. In den vergangenen Monaten rückt jedoch ein Thema immer stärker in den Fokus: Die Parkplatzsituation in der Hauptstadt. "Wir erleben einen Anstieg", erzählt Wisiak. "Seit der Einführung des Parkpickerls kommen mehr Menschen, die sich für ein E-Bike interessieren. Sie nennen dann auch ganz klar das Pickerl als Grund für ihren Umstieg." Die Anfragen für Probefahrten sind seit 1. März um ein Drittel gestiegen. 

Dass der Boom nicht nur vorübergehend ist, steht für den "Qwic"-Österreich-Chef fest. "Das Interesse wird anhalten und gleichzeitig wird eine Weiterentwicklung stattfinden, was die Vielseitigkeit betrifft. Themen wie Smart Technology oder andere Einsatzbereiche des Rades, etwa als Lastenrad, werden in den Fokus gerückt." Auch die Zahl der Menschen, die mit dem E-Bike pendeln, werde zunehmen, ist Wisiak sicher. Er selbst pendelt täglich auf zwei Rädern zur Arbeit, nutzt das Auto nur für Lieferungen. "90 Kilometer lege ich in der Woche zurück", sagt er.

Infrastruktur? "Wir jammern in Wien auf hohem Niveau!"

Je mehr Menschen zum Rad greifen, desto mehr rückt auch das Thema Infrastruktur in den Fokus. Für Wisiak ist Wien hier schon weit entwickelt: "Natürlich ist es manchmal ärgerlich, wenn der Radweg abrupt endet oder eng ist. Aber wir jammern wirklich auf hohem Niveau. Ich fühle mich als Radfahrer nicht unwohl." Wichtig sei laut dem Experten die Zunahme der sicheren Stellplätze. "Die Entscheidung, ob man mit dem E-Bike statt mit dem Auto pendelt, ist auch davon abhängig, ob man das Rad abstellen kann." Als Diebstahlsicherung bietet er selbst im Geschäft herausnehmbare Akkus sowie Schlösser an, auch an einer Versicherung wird noch gearbeitet. Eine Statistik zu vermehrten E-Bike-Diebstählen gibt es bei der Wiener Polizei nicht. Da mehr Elektro-Fahrräder auf den Straßen sind, sei jedoch von einem Anstieg auszugehen, heißt es auf "Heute"-Anfrage. 

Kostenpunkt: 2.000 bis 5.000 Euro

Seit Juli 2021 hat der Hersteller "Qwic" einen Standort in Wien. Die Verkaufszahlen steigen seitdem kontinuierlich. Ukraine-Krieg und Coronakrise führten bislang noch zu keinen Problemen. Die Preise seien stabil und auch die Verfügbarkeit gegeben, führt der Chef aus. Mit 2.000 bis 5.000 Euro müssen Interessierte für ein E-Bike rechnen.

Wichtig sei in jedem Fall eine gute Beratung – vom schnellen Online-Kauf ohne vorherigen Test rät Wisiak ab. "Es braucht eine Beratung wie beim Autokauf. Es geht um Fahrkomfort, Reichweite, Leistung, Sicherheit und Gewicht." Seine Vision für die Zukunft: "Dass das E-Bike verstärkt in den Städten übernimmt – quasi als Auto-Ersatz."

Mehr zum Thema