Die Brüder Karl (39) und Georg B. (42) aus Engabrunn (NÖ) leiden beide an der seltenen Stoffwechselkrankheit Morbus Hunter. Diese Erkrankung beeinflusst nicht nur ihren Alltag, sondern macht auch auf ein Problem im österreichischen Gesundheitssystem aufmerksam.
Während Karl seine dringend benötigte Enzymersatztherapie zu Hause erhält, muss sein Bruder Georg jede Woche eine 30 Kilometer lange Fahrt ins Spital auf sich nehmen. Die Therapie, bei der das Medikament Elaprase per Infusion verabreicht wird, ist für beide Brüder notwendig. Doch während Karl, der bei der ÖGK versichert ist, die Behandlung bequem daheim durch eine Pflegerin bekommt, verweigert die BVAEB diese Heimtherapie für Georg. Stattdessen muss er sich ins Krankenhaus begeben, was seine Mutter Marianne B. als große Belastung empfindet.
"Georg hat Probleme mit dem Knochenbau, dem Hören, der Sprache und mit dem Gehen. In den letzten Jahren sind auch Schluckbeschwerden dazugekommen", berichtet Marianne B. gegenüber dem "ORF", die ihren Sohn jede Woche ins Spital fährt.
Dieser Fall verdeutlicht die Herausforderungen im Sozialversicherungssystem. SPÖ-Volksanwaltschaftssprecher Rudolf Silvan zeigte sich in einer Stellungnahme besorgt und forderte gleiche Leistungen für alle Patienten mit derselben Krankheit. Er kritisiert die von der Schwarz-Blauen Regierung versprochene "Patientenmilliarde". Ziel der Zusammenlegung der Krankenkassen sei gewesen, die Leistungen auf höchstem Niveau zu harmonisieren und allen Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. Doch die Realität sieht anders aus: "Die Patientenmilliarde war ein reiner PR-Gag!", so Silvan weiter.
Während Karl dank einer Einigung zwischen der ÖGK und dem Land Niederösterreich die Behandlung zu Hause erhält, scheint die BVAEB nicht in der Lage zu sein, eine ähnliche Vereinbarung zu treffen. Volksanwalt Bernhard Achitz betont: "Das ist ein Musterbeispiel für die Absurdität unseres zersplitterten Sozialversicherungssystems." Die Schuld an der Nicht-Bewilligung der Heimtherapie für Georg B. schieben sich die BVAEB und das Land Niederösterreich gegenseitig zu. "Die oft versprochene Vereinheitlichung der Leistungen liegt offenbar noch in weiter Ferne."
Achitz fordert daher klare Regelungen: "In Fällen wie diesen müssen Krankenkassen und Länder die Verantwortung übernehmen. Das Prinzip 'Erst zahlen, dann die Kosten aufteilen' sollte hier Anwendung finden. Es kann nicht sein, dass die betroffenen Menschen und ihre Familien zusätzlich zu ihrer Krankheit noch den Kampf mit Behörden führen müssen."