Ukraine

Selbst Putins "Bluthund" geht jetzt offen auf ihn los

Der dem Kreml treu ergebene tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Sonntag scharf kritisiert.

Kadyrow sieht Fehler in der Militärführung Putins.
Kadyrow sieht Fehler in der Militärführung Putins.
REUTERS

Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow hat Fehler der russischen Militärführung für den Rückzug aus der ukrainischen Region Charkiw verantwortlich gemacht. "Sie haben Fehler gemacht und ich glaube, sie werden die notwendigen Schlüsse ziehen", erklärte Kadyrow am Sonntag auf Telegram mit Blick auf die Militärführung. "Wenn sie keine Änderungen an der Strategie der militärischen Spezialoperation innerhalb der nächsten ein, zwei Tage vornehmen, werde ich gezwungen sein, die Führung des Verteidigungsministeriums und die Führung des Landes zu kontaktieren, um die tatsächliche Lage vor Ort zu erklären."

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    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    via REUTERS

    Beobachter werteten Kadyrows Aussagen als Anzeichen möglicher Spannungen innerhalb der russischen Reihen, nachdem die ukrainischen Truppen mit einer Gegenoffensive die Angreifer offenbar überrumpelt und südlich der Stadt Charkiw zu einem überhasteten Rückzug gezwungen hatten. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, hatte am Samstag behauptet, die Soldaten würden von Balaklija und Isjum ins Donbass umgruppiert, "um die gesetzten Ziele der militärischen Spezialoperation zur Befreiung des Donbass zu erreichen". Mit ähnlichen Worten hatte Russland im Frühjahr schon den Rückzug seiner Verbände aus dem Gebiet um die ukrainische Hauptstadt Kiew zu erklären versucht.

    Russen fliehen auch aus Cherson

    Selbst nationalistische russische Kommentatoren und Militärblogger sprachen von einer empfindlichen Niederlage und riefen den Kreml auf, die Kriegsanstrengungen zu erhöhen. Kritisiert wurde unter anderem auch, dass am Samstag trotz des militärischen Debakels in Moskau ein Stadtfeiertag gefeiert wurde, bei dem Präsident Wladimir Putin unter anderem ein neues Riesenrad einweihte. "Das Feuerwerk in Moskau an einem tragischen Tag einer russischen Militärniederlage wird ernsthafte politische Konsequenzen haben", schrieb der kremltreue Politologe Sergej Markow auf Telegram.

    Nach ihrer Niederlage im ostukrainischen Gebiet Charkiw ziehen sich russische Truppen Angaben aus Kiew zufolge auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurück. In einigen Orten hätten die Besatzer dort bereits ihre Positionen verlassen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntagabend mit. In der Stadt Nowa Kachowka hätten die russischen Soldaten ein Krankenhaus geräumt, um sich darin nun selbst zu verschanzen, hiess es weiter. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht. Von russischer Seite gab es zunächst keine Reaktion.