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Mutter findet Selbstmord-Videos auf YouTube Kids

Der vermeintlich unbedenkliche Online-Kinderkanal YouTube Kids sorgt mit extrem bedenklichen Inhalten für Unruhe bei Eltern weltweit.

Heute Redaktion
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Auf der vermeintlich kinderfreundlichen Online-Plattform YouTube Kids befinden sich zahlreiche bedenkliche Videos, die Eltern beunruhigen.
Auf der vermeintlich kinderfreundlichen Online-Plattform YouTube Kids befinden sich zahlreiche bedenkliche Videos, die Eltern beunruhigen.
Bild: iStock

Die meisten Eltern fühlen sich wohl damit, dass ihre Kinder Zeit auf dem Online-Kinderkanal YouTube Kids verbringen, einer als kinderfreundlich angepriesenen Version der bekannten Videoplattform. Diese Sicherheit gehört nun jedoch der Vergangenheit an.

Free Hess, eine Mutter lebend in Florida, fand auf der Plattform Videos, die Kindern erklären, wie man Selbstmord begeht. Sie war durch eine andere Mutter, die ihr darüber berichtete, aufmerksam geworden. Dann sah sie selbst ein Video, in dem ein Mann mit Sonnenbrille den Kindern erklärt, wie man sich die Pulsadern aufschneidet.

Die schockierte Frau meldete das Video sofort als bedenklich, YouTube brauchte jedoch eine ganze Woche, um es von der Seite zu entfernen. Nur wenige Wochen später fand sie das Video erneut im Netz, diesmal auf der Hauptseite von YouTube.

Wieder beschwerten sich Eltern über den gefährlichen Inhalt, und wieder benötigte YouTube mehrere Tage, um das Video zu löschen. Gegenüber CNN erzählte Hess: "Es macht mich so wütend und traurig und frustriert. Ich bin Kinderärztin und sehe immer mehr und mehr Kinder, die mit Selbstverletzungs- und Selbstmordversuchen zu mir kommen. Ich bin sicher, dass Soziale Medien und solche Dinge daran mitschuld sind."

Das erwähnte Video ist jedoch kein Einzelfall. Nachdem Hess darüber gestolpert war, begann sie, zu recherchieren. Dabei fand sie nicht nur Selbstmord-Videos, sondern auch solche, die sexuellen Missbrauch, Menschenhandel, Waffengewalt und häusliche Gewalt glorifizieren. Ein Video, das Hess fand, ruft sogar zu einem Amoklauf in der Schule auf.

"Es waren einfach so viele, dass ich aufhören musste, Protokoll zu führen", sagt Hess. Jetzt fordert sie eine strengere Kontrolle durch YouTube: "Sie haben bestimmt nicht dieselben Ziele wie ich, aber ich wünsche mir, dass sie besser reagieren wenn Leute offensive Inhalte melden. Solche Inhalte sollen dann augenblicklich entfernt werden."

Der Online-Dienst antwortete Hess wie folgt: "Wir schätzen es, wenn Personen uns auf problematische Inhalte aufmerksam machen und ermöglichen jedem, uns Videos zu melden. Gemeldete Videos werden ständig begutachtet und entfernt, wenn sie unpassend sind. Wir investieren auch in neue Kontrollmaßnahmen für Eltern, damit sie selbst auswählen können, welche Videos und Channels in der App gezeigt werden. Wir arbeiten ständig an Verbesserungen unseres Systems und erkennen, dass noch mehr Arbeit erfolgen muss."

Obwohl der Anbieter gefährliche Videos von YouTube Kids tendenziell schneller entfernt, als von YouTube, sagt Hess, dass auch das bereits zu spät sein kann. "Sobald es jemand meldet, ist es bereits zu spät, denn ein Kind hat es schon gesehen." Sie ruft Eltern zu mehr Achtsamkeit in Bezug darauf, was ihre Kinder sich im Internet ansehen, auf.

Sie betont auch, dass Eltern sich überall vernetzen sollten, um hier Erfolge zu erzielen. "Wir müssen das lösen, und zwar alle gemeinsam." (rfr)