Szene

Sellars "Tito" sorgte in Salzburg für Jubelstürme

Peter Sellars hat Mozarts letzte Oper bei den Salzburger Festspielen als brandaktuelles und intensives Terrorstück auf die Bühne gebracht.

Heute Redaktion
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Eines ist klar: Hier wird gelitten und intrigiert bis sich die Balken biegen - oder einer stirbt! Die erste Opernpremiere der Salzburger Festspielsaison unter der Intendanz von Markus Hinterhäuser wurde am Donnerstagabend in einer völlig neuen Fassung und mit viel Applaus bedacht.

Sellars bringt Mozart in die Jetztzeit

Regisseur Peter Sellars bringt mit dieser modernen Version von "La Clemenza di Tito" eine Geschichte rund um Flüchtlinge und Terror auf die Bühne, sein Protagonist "Tito" beendet sein Leben verzweifelt und schmerzvoll auf der Intensivstation.

Gänsehautmomente in der Felsenreitschule

Mit minutenlangen Standing Ovations wurde die Premiere der, ach, so gar nicht für Salzburg typischen Mozartoper bejubelt.

Dirigent Teodor Currentzis und Regisseur Peter Sellars gingen mit ihrer mutigen Version der Geschichte um den Herrscher weit über die Grenzen der Oper hinaus. Mozart sorgte an diesem Abend in der Mozartstadt nach langem wieder für Gänsehaut und Rührung. Denn neben der Maschinenpistolen, der Waffen und der aktuellen Gewaltsituation, zeigt Sellars auch ein Stück über Reue und Vergebung, so präsentiert er seinen Tito zuletzt als edlen, sich selbst überwindenden, sterbenden Herrscher.

Currentzis erweiterte die Mozartoper mit...Mozart!

Musikalisch erweiterte Currentzis die Oper mit seinem Orchester musicAeterna und Chorgesängen aus Mozarts "c-moll-Messe" und Teile aus dessen Requiem. Man könnte fast sagen, es handle sich dabei um ein kleines Experiment innerhalb des riesigen "Mozart-Universums". Auch szenisch wurden besagte Chöre zum Highlight des Abends, denn bei Sellars treten die Choristen nicht nur als Flüchtlinge auf, sondern ebenso als Trauernde nach einem Terrorangriff. Gut gespielt, gut choreografiert und mit viele Expression. Bravo!

Moderne Bühne, moderne Kostüme

Die Weitläufigkeit der Felsenreitschule setzte Bühnenbildner George Zsypin unter anderem mit gläsernen Quadern, die sich majestätisch aus dem Boden erheben, und gut getimten Lichteinsätzen gekonnt um.

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Der "Jubel-Oscar" ging an Dirigent Currentzis

Die starke Ausdruckskraft dieses "Titos" (fantastisch: Russell Thomas) liegt vor allem in vielen berührenden Einzelmomenten. Einen nicht minder wichtigen Anteil daran hat auch Marianne Crebassa als formidabler "Sesto". Hochemotional hat Sellars seine Figuren in Szene gesetzt, was mit regem Zwischenapplaus gewürdigt wurde. Ebenso überzeugend: Golda Schultz in der Rolle der "Vitellia". Den größten Jubel des Abends gab es dennoch für Dirigent Teodor Currentzis selbst.

Fazit: Großer Applaus und lediglich ein paar Buhrufe für die Regie. Das dürfte für einen Meister wie Sellars jedoch verkraftbar gewesen sein. Nach der Premiere zeigte sich dieser überglücklich.

Infos und Tickets: Salzburger Festspiele