Österreich

Senior bombardiert Büro von Mikl mit Anrufen

Heute Redaktion
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Walter K. (73) aus dem Bezirk Gänserndorf legte mit unzähligen Anrufen, teils im Minutentakt Bürger- und Landesbüros lahm, wollte bei Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner vorsprechen.

Einige sehen in ihm einen Wut-Bürger, andere einen Querulanten, er selbst würde sich wohl eher als Mann mit Prinzipien verstehen. Walter K. ist bei Lokalpolitikern kein Unbekannter, nun kennt ihn auch die Landespolitik.

Der Pensionist aus dem Bezirk Gänserndorf legte mit Dutzenden Anrufen, teils im Minutentakt, Bürger- und Landesbüros lahm, wollte bei Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner vorsprechen.

„Den Landesvize Franz Schnabl habe ich sogar einmal erreicht, Antworten hat er mir aber auch keine geben können", so Walter K. im „Heute"-Telefonat.

Er kritisiert angebliche Missstände in seiner Gemeinde, von denen er gar nicht unmittelbar betroffen ist. Zur Sprache beim Prozess am Gericht Korneuburg kam etwa, dass er nicht einsehe, warum in seiner Heimatgemeinde im Kreuzungsbereich von Bundesstraßen eine Kurzparkzone eingerichtet wurde. Auch ein Gastgarten in einem Kreuzungsbereich ist ihm ein Dorn im Auge. Zudem würden weitere rechtliche Baurichtlinien nicht eingehalten werden.

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Landeshauptfrau als "Maria Theresia"

Er sei im Sinne des Strafantrages nicht schuldig, wozu gäbe es denn ein Bürgerbüro, wenn man da nicht anrufen könne. Die Landeshauptfrau bezeichnete er in den Telefonanrufen laut Zeugen gern auch als "Maria Theresia". Zur Last gelegt wird dem 73-jährigen Walter K. das Vergehen der beharrlichen Verfolgung.

Eine Mitarbeiterin des Büros von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte aus: "Er muss von mehreren Handys angerufen haben. Wir haben im Großraumbüro eine Ringleitung, wenn er eine Klappe durchgewählt hat und mit einem zweiten Handy dieselbe, so wird das auf die Nachbarklappe umgeleitet, manchmal haben vier Klappen gleichzeitig geläutet."

Ein Beispiel beim Prozess am Landesgericht Korneuburg, wo es ums Prinzip ging, sorgte vor Gericht für Schmunzeln. Als Richter Dietmar Nussbaumer zur Kritik ansetzte: "Wenn das alle zwei Millionen Niederösterreicher machen" konterte Walter K. mit: "Es sind keine zwei Millionen, sondern knapp 1,7 Millionen, darin eingeschlossen Babys und andere Kinder, die wohl kaum anrufen werden."

Der Versuch, dem 73-Jährigen eine Diversion schmackhaft zu machen, scheiterte. Er denke nicht daran, eine Geldbuße zu zahlen, als nö. Bürger sei es sein gutes Recht, Aufklärungen zu verlangen.

Auf der Nase herumtanzen ließ sich der Richter aber nicht und vertagte die Verhandlung zur Einholung eines psychiatrischen Gutachtens. (wes)