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Serienmörder cashten Corona-Gelder in Millionenhöhe

In Kalifornien ist einer der größten Betrugsfälle in der Geschichte des Bundesstaates bekannt geworden.

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Serienmörder Cary Stayner
Serienmörder Cary Stayner
Reuters

"Wir haben uns zur Lachnummer der USA gemacht", regt sich der republikanische Abgeordnete Jim Patterson aus Kalifornien auf. "Vermutlich eine Milliarde Dollar wurde hier an Kriminelle ausbezahlt, die sich John Doe und Poopy Pants nennen."

Pattersons Ärger ist nachvollziehbar. Denn wie sich jetzt herausstellte, haben in Kalifornien Zehntausende Häftlinge aus rund 150 Gefängnissen die kalifornische Arbeitsagentur EDD über den Tisch gezogen und die Regierung lächerlich gemacht.

Dies, indem sie illegal Arbeitslosengeld und Corona-Hilfen in der Höhe von umgerechnet rund 116 Millionen Euro beantragten – und in Form von Checks oder aufgeladenen Kreditkarten auch ausbezahlt bekamen.

Einer der größten Betrugsfälle Kaliforniens

Oft verwendeten die Insassen dabei Namen wie "Joe Doe" (Pendant zu Max Muster) oder "Poopy Pants" (Hosenschei0er) und ließen sich das Geld in die Gefängnisse schicken. Doer leiteten die Gutschrift an Angehörige weiter. Von März bis August hatten insgesamt 30.000 Gefängnisinsassen Arbeitslosengeld aus dem Pandemiefonds der amerikanischen Regierung beantragt.

Anne Marie Schubert, die Bezirksstaatsanwältin von Sacramento, befürchtet gar, dass die 126 Millionen nur einen Teil des Schadens ausmachen, und spricht von umgerechnet bis zu 840 Millionen Euro. Es sei einer der größten Betrugsfälle in der Geschichte des Bundesstaates, so Schubert zu US-Medien.

Auf einmal so viele Zahlungsanweisungen

Möglich geworden war dieser, weil die kalifornische Arbeitsagentur wegen der Corona-Pandemie ihre Regeln gelockert hatte und "Kalifornien im Unterschied zu den meisten anderen amerikanischen Bundesstaaten Anträge auf Arbeitslosenunterstützung nicht mit den Daten von Häftlingen abgleicht", wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt.

Der Betrug fiel auf, als Strafvollzugsbeamte im südkalifornischen Bezirk Kern sich über die sich häufenden Zahlungsanweisungen zu wundern begannen, die bei den Häftlingen eingingen. Die vielen benutzten Fantasienamen verstärkten den Argwohn der Beamten. In abgehörten Telefongesprächen sollen die Gefängnisinsassen gegenüber Freunden und Verwandten immer wieder mit den Auszahlungen geprahlt haben, heißt es.

Auch Serienmörder Stayner erhielt Corona-Geld

"Ich habe auf der Liste die Namen von Leuten entdeckt, gegen die ich früher selbst ermittelt habe. Darunter sind Mörder, Vergewaltiger und Verbrecher, die den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen werden", sagte Staatsanwältin Schubert.

Tatsächlich hatte sich etwa Scott Peterson, der wegen des Mordes an seiner schwangeren Frau lebenslänglich sitzt, vom staatlichen Corona-Fonds Geld auszahlen lassen. Selbst rund 130 Todestrakt-Kandidaten zumeist aus San Quentin hatten Corona-Gelder erhalten. Darunter auch der Serienmörder Cary Stayner, der 1999 vier Frauen getötet hatte.

Die Behörde für Wirtschaftsentwicklung hat jetzt ein System für Kreuzprüfungen angekündigt, um weitere Unregelmäßigkeiten mit Mitteln aus dem Pandemie-Fonds zu verhindern.

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