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Kinderhörspiel beschreibt Sex-Akt im Detail

Heute Redaktion
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F. P. kaufte ihren Kindern (5 und 7) ein vermeintlich harmloses Hörspiel. Als die beiden plötzlich Fragen zu Penissen und Sex stellten, fiel sie aus allen Wolken.

Bei Weltbild kaufte die Mutter F. P. eine Hörspiel-Box mit sechs CDs. Die Titel waren unverdächtig: "Im Zoo Tiere erleben", "Die Polizei sucht Diebe" oder auch "Unser Baby kommt bald". Laut der Altersempfehlung des Amor-Verlags eignen sich die Geschichten für Kinder ab vier Jahren.

Umso schockierter war die Katholikin aus der Schweiz, als ihre 5-jährige Tochter und ihr 7-jähriger Sohn aus heiterem Himmel Fragen zum Liebesspiel zwischen Mann und Frau stellten.

"Sie glaubten doch noch an den Storch!"

"Sie fragten mich zum Thema Sex aus und wollten wissen, wie denn der harte Penis in die Scheide der Frau eingeführt wird", sagt sie. Sie sei fassungslos gewesen: "Ich hätte meine Kinder zum richtigen Zeitpunkt gern selbst aufgeklärt – sie glaubten doch noch an den Storch!" Sie habe dann Auskunft gegeben und ihnen gesagt, sie seien noch zu jung dafür.

Ihr Wissen hatten die Kinder aus der letzten CD, die offenbar der Aufklärung dienen soll. Darin belehrt Jonathan seine kleine Schwester Greta mit folgenden Worten: "Und wenn sie beide das so richtig schön finden, wird der Penis vom Mann groß und hart. Und bei der Frau wird die Scheide innen ganz warm und feucht. Und dann wollen alle beide unbedingt, dass der Mann den Penis in die Scheide reinsteckt. Und dann machen sie das. Und das ist dann eben Sex."

Für F. P. handelt der Verlag verantwortungslos: "Auf der CD gibt es keinen Hinweis darauf, dass es sich um eine Aufklärungs-CD handelt. Mehr noch: Sie befindet sich neben CDs zu den Themen Zoo, Wald und Polizei, sodass ich nie auf einen solchen Inhalt gekommen wäre."

"Im Büchlein können Kinder Spermien ausmalen"

Besonders ihre kleine Tochter sei überfordert gewesen. "Sie ist zu jung und versteht es noch gar nicht", sagt sie. Die Krönung sei, dass der CD noch ein Büchlein beigelegt sei, in dem man Spermien ausmalen könne.

Sie wolle nun Eltern warnen, die das gleiche Hörspiel gekauft haben, damit ihnen die CD bei der Erziehung nicht dazwischenfunkt. "Ich erwarte nun eine Entschuldigung vom Verlag. Ich frage mich, was sich die Herausgeber dabei gedacht haben."

Laut Eigenwerbung des Amor-Verlags werden in der Hörspiel-Reihe "alltägliche Situationen in kindergerechte Geschichten verpackt". Laut Weltbild, in dessen Filiale die Mutter das Hörspiel gekauft hatte, gab es bisher keine Beschwerden zum Produkt.

Dennoch hat Weltbild reagiert: "Wir haben das Thema umgehend geprüft und das angesprochene Produkt aus dem Verkauf genommen", sagt Sprecherin Eva Großkinsky. "Wir bedauern, wenn sich Eltern durch Inhalte der CD 'Unser Baby kommt bald' in ihren Gefühlen und ihrer Haltung gestört sehen."

Der Amor-Verlag war für 20 Minuten bisher nicht erreichbar.

Der Hörspieltext

Hier können Sie den Text zu der für die Mutter heiklen Szene auf der CD "Unser Baby kommt bald" nachlesen:

Inzwischen ist es Nachmittag geworden und die große Aufregung hat sich ein wenig gelegt. Mama und Papa machen Mittagsschlaf. Jonathan spielt in seinem Zimmer und auch Greta ist in ihr Zimmer gegangen, um ein Bild von dem winzigen Baby in Mamas Bauch zu malen. Aber sie kann sich nicht richtig aufs Malen konzentrieren. Eine wichtige Frage schwirrt ihr im Kopf herum. Mama und Papa will sie sie nicht stellen. Außerdem schlafen die ja gerade. Aber vielleicht kann ihr Jonathan helfen. Sie geht über den Flur zu seinem Zimmer und klopft an die Tür.

"Ja, was ist denn? Komm rein, Greta", so Jonathan.

"Kann ich dich mal was fragen, Jonathan?, erwidert Greta.

"Mama hat doch jetzt das Baby im Bauch."

"Ja?"

"Und es wächst da und wird immer größer. Bis es irgendwann mal rauswill?", fragt Greta.

"Ja?"

"Aber warum? Wie ist es denn dahin gekommen?", fragt Greta.

Diese Frage zu beantworten ist für Jonathan eine Kleinigkeit. Mama und Papa haben es ihm schon erklärt, und in der Schule haben sie auch schon darüber gesprochen.

"Sex", sagt Jonathan und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Aha", sagt Greta und schaut ihren Bruder verständnislos an.

"Es ist etwas, was erwachsene Männer und Frauen tun, wenn sie sich lieben. Weil sie es schön finden wahrscheinlich. Ja, also, sie küssen sich dann, aber nicht nur auf den Mund. Und sie streicheln sich überall, am Po und an den Beinen und am Rücken und an den Brüsten und überall. Und am liebsten sind sie dabei nackig."

"Ach so?"

"Ja."

"Und wenn sie beide das so richtig schön finden, wird der Penis vom Mann groß und hart. Und bei der Frau wird die Scheide innen ganz warm und feucht. Und dann wollen alle beide unbedingt, dass der Mann den Penis in die Scheide reinsteckt. Und dann machen sie das. Und das ist dann eben Sex."

Greta steht mit weit geöffnetem Mund da. Also, vorstellen kann sie sich das alles nicht. Andererseits wird es Jonathan schon wissen. Schließlich ist er ihr großer Bruder. Sie findet ganz spannend, was er erzählt. Nur versteht sie leider noch nicht, was das alles mit Kinderkriegen zu tun hat, wenn Erwachsene so seltsame Dinge tun. Sie will gerade nachfragen, aber dann – "Klopf, Klopf. Na meine beiden" – steckt Mama ihren Kopf zur Tür herein. "Es ist so still bei euch. Worüber redet ihr denn hier so heimlich?"

"Über ... über ...", sagt Greta.

"Über Sex", sagt Jonathan.

"Oh", sagt Mama. Und dann setzt sich Mama auf den Fußboden und lässt sich von Greta erzählen, was sie gerade von Jonathan gehört hat über Sex.

"Das hast du aber toll erklärt, Jonathan", sagt Mama.

"Ja", sagt Jonathan.

Greta sieht Mama eine Weile an.

"Und das habt ihr also gemacht, also Papa und du."

"Ja", sagt Mama grinsend. "Zum Glück. Sonst hätten wir euch beide nicht bekommen. Und das neue Baby wäre auch nicht in meinem Bauch. "

Genau das ist die Sache, die Greta noch nicht ganz verstanden hat.

"Du weißt doch, dass unten am Penis so ein kleiner Sack ist. Das ist der Hodensack. Und da drin sind die beiden Hoden. Und in diesen Hoden sind ganz viele Samen."

"Samen?", fragt Greta. "So wie Blumensamen?"

"Nein, nicht wie Blumensamen. Die sehen aus wie winzige Kaulquappen. Aber viel, viel kleiner. Die kann man nur durchs Mikroskop sehen. Jedenfalls: Wenn der Mann seinen Penis in die Scheide der Frau steckt, dann können die Samen durch den Penis in den Bauch der Frau schwimmen. Ganz viele auf einmal. Ein paar Millionen davon."

"Echt? So viele?", fragt Jonathan.

"Ja, echt", sagt Mama. "Und die haben einen ziemlich langen und anstrengenden Weg vor sich. Die machen so eine Art großes Wettschwimmen. Von der Scheide aus durch einen langen Tunnel, den Gebärmutterhals, in eine Art Höhle, die Gebärmutter. Und von dort in den Eileiter."

"Eileiter?", fragt Greta. "Also gibt es im Bauch der Frau Eier oder was?"

"Ja", sagt die Mutter lachend. "Aber die sind auch wieder so richtig winzig klein. Ich weiß, dass es ein bisschen schwer ist, sich das vorzustellen. Wisst ihr was? Ich zeige euch das am besten in einem Buch. Aber um es noch schnell zu Ende zu erklären: Wenn es dann zu guter Letzt eine von diesen vielen winzigen Samenzellen geschafft hat, zu einer Eizelle zu gelangen und in sie einzudringen, dann kann aus dieser befruchteten Eizelle ein Kind entstehen. So ein einzigartiges und wundervolles Kind, wie du eins bist. Und Jonathan natürlich auch. Toll, oder?"

Greta staunt. "Also, von den paar Millionen Samen kommt echt nur ein einziger an?"

"Ja, es ist wie ein Sportwettkampf. 100 Millionen Samenzellen sind am Start und nur eine einzige gewinnt. Meistens jedenfalls. Außer bei Zwillingen oder Drillingen."

Plötzlich hat Greta einen Geistesblitz: "Ach, deshalb bekommen kleine Babys, wenn sie auf die Welt gekommen sind, eine Urkunde. Weil sie Gewinner sind, stimmts?"

"Eine Urkunde? Ach so, du meinst die Geburtsurkunde. Also, so habe ich das nie betrachtet, aber ja, vielleicht gibt es die, weil jedes Baby ein Gewinner ist", sagt Mami lachend.

(daw/qll)