Wirtschaft

Showdown in Wien: OPEC streitet um Öl-Förderung

Wird der Sprit endlich wieder billiger? Die OPEC hat es in der Hand und tagt in Wien. Doch das Kartell ist zerstritten.

Heute Redaktion
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Autofahrer haben den starken Anstieg der Rohölpreise bereits an den Tankstellen zu spüren bekommen: Die Benzin- und Dieselpreise haben zuletzt kräftig angezogen. Doch was den Autofahrern Tränen in die Augen treibt, freut viele in der „Organisation Erdöl exportierender Länder" (OPEC). Einige Scheichs träumen schon wieder von einem Ölpreis von 100 Dollar.

Iran legt sich quer



Deshalb schaut der Markt gebannt auf das Treffen der OPEC und anderer wichtiger Förderländer wie Russland in Wien, das bis morgen, Samstag, dauert. Nach Vorgesprächen will ein OPEC-Ausschuss eine Anhebung der Fördermenge um bis zu eineinhalb Millionen Barrel pro Tag vorschlagen. Allerdings lehnt der Iran dies ab.

Seit Jänner 2017 holt das Kartell offiziell nicht mehr als 32,5 Millionen Barrel Öl pro Tag aus der Erde, weil sich die Mitglieder auf eine gemeinsame Förderobergrenze geeinigt hatten. Tatsächlich fördern die OPEC-Staaten derzeit sogar 700.000 Barrel am Tag weniger, als sie könnten.

Der iranische Energieminister Bijan Namdar Zanganeh hat in der Nacht auf Freitag OPEC-Vorgespräche eher grantig verlassen. Er prophezeite, dass die OPEC sich nicht einigen werden. In den Reihen des Ölkartells ist ein offener Streit über die weitere Strategie entbrannt.

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Die OPEC wankt

Laut Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffanalyse der deutschen Commerzbank, könnte es "eines der schlimmsten OPEC-Treffen seit 2011" werden. Damals wäre die OPEC wegen interner Streitereien um die Förderquoten fast zerbrochen.

Länder wie Irak, Iran und Venezuela wehren sich nicht grundlos gegen die Erhöhung der Ölförderung. Denn diese Länder können ihre Produktion gar nicht ausweiten – im Gegenteil: Die Internationale Energieagentur (IEA) geht für das kommende Jahr von einer deutlich geringeren Ölförderung des Iran und Venezuelas aus. Die beiden OPEC-Länder könnten fast 30 Prozent ihrer Produktion einbüßen. Der Iran soll immerhin für rund zwölf Prozent der Gesamtförderung innerhalb der OPEC verantwortlich sein, die US-Sanktionen dürften das Ölangebot auf dem Weltmarkt weiter verknappen.

Trump, die Hoffnung der Autofahrer?

Druck auf die OPEC kommt dabei natürlich auch aus den USA. So twitterte Donald Trump: "Öl-Preise zu hoch, OPEC ist wieder am Werk. Nicht gut!" Der Präsident hat großen Einfluss auf das wichtigste OPEC-Land Saudi-Arabien, die Scheichs sind offenbar Wachs in seinen kleinen Händen.

Müssen Autofahrer also darauf hoffen, dass Trump den Ölpreis unten hält? Nur unter einer Voraussetzung: Der Handelsstreit zwischen den USA und China darf nicht weiter eskalieren, und die Chinesen dürfen mit ihrem angedrohten Strafzoll von 25 Prozent auf US-Rohöl nicht Ernst machen.

Das wiederum würde nämlich die Nachfrage Chinas – immerhin der wichtigste Öl-Importeur der Welt – auf andere Anbieter umleiten und den Preis für die Nordseesorte Brent massiv nach oben treiben. Und Autofahrern weitere traurige Momente an der Zapfsäule bescheren.

(GP)