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Sicher ist man nur am Mond

Freitag, 17.20 Uhr, Brüssel: Der Konvoi rast los, jagt von der Innenstadt zum Flughafen. Eben war der Türkei-Gipfel der EU zu Ende gegangen.

Heute Redaktion
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Bild: keine Quellenangabe

In der gepanzerten Limo ganz vorne sitzt Österreichs Kanzler Werner Faymann, im letzten Wagen ein paar Journalisten, hin- und hergeworfen, weil der Fahrer ausreizt, was der VWBus hergibt. Immer wieder schießen Polizeimotorräder nach vorn, sperren den Verkehr. Stehen zu bleiben heißt Gefahr. Es herrscht Terrorwarnstufe 4.

Das iPhone in meiner Sakkotasche fiepst immer wieder. In Molenbeek, zwei Kilometer Luftlinie entfernt, wurde eben Salah Abdeslam gefasst, der Pate des Paris-Terrors vom 13. November.

Brüssel ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine Festung. Polizei, Militär überall, an jeder Hausecke, vor U-Bahn-Eingängen, Hubschrauber kreisen. Wer auf der Straße nur kurz stehen bleibt, wird von Polizisten angesprochen. Vorm "Sofitel", in dem Faymann wohnt, steht ein Soldat, bis auf die Zähne bewaffnet. "Ich fühle mich total sicher hier", sagt jemand aus dem Konvoi.

Dann gestern der Terroranschlag und die bittere Erkenntnis: Sicher ist man derzeit nur auf Mond und Mars, aber nirgends auf dieser Welt. Keine Polizei, kein Geheimdienst kann uns derzeit schützen. Der IS tanzt uns auf der Nase herum. Vor aller Augen, in einer hoch gesicherten Stadt, in der Polit-Metropole Europas explodieren Bomben. Besser hätte der IS unsere Verwundbarkeit nicht aufzeigen können.

Was tun? Natürlich dagegenhalten, unser Leben weiterleben. Schöne Worte, leicht gesagt, schwer getan. Europa wird jetzt nicht nur nach außen zur Festung, sondern auch nach innen. Mehr Polizei, mehr Überwachung, Kontrollen schon beim Eingang zu Flughäfen. Schrittweise verabschieden wir uns von unserem bisherigen Leben. Schön ist das nicht, aber Realität.

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