Es ist ein Bild wie ein Mittelfinger: Die 35-jährige Lee Miller sitzt in Adolf Hitlers privater Badewanne, wäscht sich den Rücken, während der Führer nebenan aus einem Bilderrahmen zuguckt.
Zuvor ist die Kriegsfotografin im Auftrag der "Vogue" mit ihren dreckigen Stiefeln auf einem einst weißen Teppich herumgetrampelt.
Es ist der 30. April 1945 und einige Stunden, nachdem ein Freund sie im Badezimmer in München fotografiert hat, begehen Hitler und seine Ehefrau Eva Braun Suizid. Lee weiß das und beschließt, die Nacht im Bett des Paares zu verbringen. "Es war bequem, aber es war makaber, auf dem Kissen eines Mädchens und eines Mannes zu dösen, die jetzt tot waren", erzählte sie später. Es ist die außergewöhnlichste Episode aus dem außerordentlichen Leben von Elizabeth Lee Miller, die 1977 mit 70 Jahren an Krebs starb.
Nun wird ihre Geschichte als Reporterin durch die preisgekrönte Schauspielerin Kate Winslet auf der Kinoleinwand neu erzählt.
Dass sie auch Model und eine Muse Pablo Picassos war, thematisiert der Film nur kurz. "Denn was Lee als Frau im mittleren Alter tat, war f*cking unglaublich, mutig und wichtig", erklärt Winslet in einem Interview mit "The Telegraph".
Die britische Militärverwaltung wollte Lee davon abhalten, an der Front zu fotografieren, weshalb sie sich dem amerikanischen Frauenmagazin "Vogue" anschloss, wo kein Mann das Abdrucken ihrer Fotografien verhindern konnte. Winslet fühle sich mit der Kriegsfotografin verbunden und von ihrem selbstbewussten Auftreten inspiriert. Lee galt als barsch und unverschämt – Winslet habe sich vorgenommen, mehr wie sie zu sein.
Lee litt nach dem Krieg jedoch auch an einer posttraumatischen Belastungsstörung und Alkoholsucht. Seit neun Jahren arbeitet die Schauspielerin an diesem Film und sagt "The Telegraph": "Es war jede Sekunde wert. Auf diese Rolle bin ich stolzer als auf alle anderen." Lees Sohn Antony ist begeistert von Winslets Darbietung, wie er in mehreren Interviews erzählt hat.