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Heute Redaktion
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Und so sieht die "optische 3D-Detektion" aus.
Und so sieht die "optische 3D-Detektion" aus.
Bild: GPV

Ein neues System erkennt, ob Passanten die Straße überqueren wollen und schaltet früher auf grün. Das Update für die Wiener Ampeln kommt im Frühling 2018.

So sieht also die Zukunft des Stadtverkehrs aus: Ampeln beobachten Passanten und sehen, ob diese die Straßenseite wechseln wollen oder nur mit ihrem Smartphone die Zeit vertrödeln.

Walter Mimmler von der MA 33 (Wien Leuchtet) freut sich jedenfalls: "Dieses System kann erkennen, möchte diese Person tatsächlich die Fahrbahn queren oder wartet sie nur dort und hat mit der Ampel eigentlich gar nichts am Hut." Die Idee dahinter ist, so Mimmler gegenüber wien.orf.at, dass dadurch der Komfort erhöht wird und der Druckknopf nicht mehr betätigt werden muss.

Der eigentliche Vorteil und praktischer Zweck der intelligenten Ampeln ist, erklärte Mimmler gegenüber "Heute", dass ihre Kameras nicht wie Bewegungssensoren auf kleinere umherfliegende Objekte reagieren und diese mit Passanten verwechseln.

So funktioniert die "intelligente" Ampel:

In "Heute" erklärt Professor Horst Bischof, Vize-Rektor der TU-Graz, wie das kleine graue Kastl funktioniert: Zwei Kameras folgen dem Bewegungsverlauf der Menschen an der Kreuzung und erstellen eine 3D-Detektion vom jeweiligen Verhalten.Anhand vieler tausend solcher Datenabläufe kann man errechnen, wie sich Menschen verhalten, die die Straße queren wollen und wie jene, die das nicht wollen. Bischof beruhigt: "Die Daten verlassen die Box nicht und können extern auch nicht ausgelesen werden." Der Rechner in der Box hat die Leistungsfähigkeit eines "besseren Smartphones".

Stresstest

Erste Tests des von der TU Graz entwickelten Systems sind vielversprechend: "Das System funktioniert, die Algorithmen sprechen an. Aus der technischen Sicht haben wir keine offenen Punkte mehr", führt Mimmler weiter aus. Nun erfolgt der Stresstest, bei dem der Algorithmus seine Zuverlässigkeit über einen längeren Zeitraum beweisen muss. Erlaubt ist eine Fehlerquote von 0,5 %: Bei 10.000 Fußgängern darf die Ampel 50 Mal die Situation falsch einschätzen.

Eine geheime Ampel in Favoriten

Der Test läuft seit einem halben Jahr. Eine Kamera wurde insgeheim an einer Kreuzung in Favoriten angebracht. Man will die Aufmerksamkeit der Fußgänger nicht erregen, da das System sie in ihrem gewöhnlichen Alltagsverhalten beobachten soll. Sonst bestünde die Gefahr, dass aktiv Einfluss auf die Testergebnis genommen wird.

Sollte der Test erfolgreich verlaufen, dann folgt das Update für die manuellen Ampeln kommenden Frühling. Laut Mimmler sollen sich die Kosten pro Ampel auf höchstens 5.000 Euro belaufen – damit ist das System nicht viel teurer, als eine Druckknopf-Ampel.