Österreich

Siegeszug mit Fisch-Pralinen

Er ist jung, pfiffig und hat die nötige Reife, die vom Chef eines Landgasthofs abverlangt wird: Roland Lukesch (33)!

Heute Redaktion
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Den Tischler möcht ich lebenslang abbusseln, der war vier Wochen lang von fünf am Abend bis zwei Uhr früh da, erzählt der Wirt mit Begeisterung. Mit einem Mordsaufwand hat er den Haslauerhof im Bezirk Bruck an der Leitha umgekrempelt - und das in Rekordzeit. Alle Freunde halfen mit, er selbst hat im Februar 430 Stunden (!) gearbeitet. Vorhänge, Pölsterchen und Furnierhölzer raus. Ledermöbel, Stehbudl, Holzofen und frische Farben rein.

Der Küchenlinie bleibt er treu. Man darf sich nie verstellen, weiß Lukesch, der als Lehrling fünf Monate lang Starkoch Werner Matt über die Schulter schaute. Mit Hingabe serviert er Wirtshausklassiker - in neuer Hülle. Donauwels hat es schon vor 120 Jahren gegeben, da brauch ich das Kochen nicht neu erfinden. Ich mach ,Praline vom Donauwels auf Blattspinat daraus, sagt er. Als Top-Wirt des Jahres weiß er, was Promis und Einheimischen schmeckt: zwölf Stunden zart Geschmortes vom Stier etwa oder Bratl vom Jungschwein - mit Niedrigtemperatur rosa gegart.

Lukesch blickt von der mediterranen Terrasse auf die Donau. Als sein karierter Hemdsärmel verrutscht, zeigen sich auf den Unterarmen langgezogene Narben. Ein Ausrutscher in der Küche? Nein, ein Motorboot-Unfall. Ich hab mir beide Hände gebrochen, war 20 Tage lang im Spital, bin fünf Mal operiert worden - ein Jammer. Noch Monate später ist seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Der Kreativling rappelt sich hoch. Im Oktober wurde seine Küchenlinie mit einer Haube belohnt. Eine wohltuende Auszeichnung für Lukesch, der es geschickt versteht, seine Freude darüber zu verbergen: Ich steck mir das nicht auf den Hut. Das hängt im Weinschrank drinnen. Am besten Entspannen kann er beim Fischen in der Au. Einmal bin ich dabei eingeschlafen. Ein Biber hat mich aufgeweckt. Wir beide haben uns fürchterlich erschreckt.
ecz