Wirtschaft

Siemens: Auf Brigitte Ederer folgt Klaus Helmrich

Heute Redaktion
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Bild: Siemens AG Pressebilder

Nach dem erzwungenen Abschied von Peter Löscher als Siemens-Chef Ende Juli muss nun auch die Siemens-Vorständin Brigitte Ederer (57) per Ende September vorzeitig ihren Hut nehmen. Klaus Helmrich übernehme zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben als Chief Technology Officer den Posten als Arbeitsdirektor der Siemens AG.

muss nun  auch die Siemens-Vorständin Brigitte Ederer (57) per Ende September vorzeitig ihren Hut nehmen. Klaus Helmrich übernehme zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben als Chief Technology Officer den Posten als Arbeitsdirektor der Siemens AG.

Damit endet eine Ära, in der mit Löscher und Ederer zwei Österreicher die Geschicke eines deutschen Industriegiganten lenkten. Ederers Vertrag als Siemens-Personalvorstand läuft formell noch bis Mitte 2015. Der dazu nötige Beschluss des Siemens-Aufsichtsrates erfolgte am Mittwoch.

"Brigitte Ederer, bislang im Siemens-Vorstand unter anderem zuständig für das Personalressort, legt ihr Amt zum 30. September 2013 in gegenseitigem Einvernehmen nieder", heißt es in einer knappen ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens am Mittwoch.

Ederer scheiterte an der Gewerkschaft

Laut Medienberichten soll Ederer letztlich am Widerstand der Gewerkschaft IG Metall gescheitert sein. Ederer habe sich unter anderem geweigert, den Arbeitsvertrag von Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler zu verlängern, da er nächstes Jahr die unternehmensinterne Altersgrenze von 65 Jahre erreiche. Der Gewerkschafter, der seit 2003 auch Aufsichtsratsmitglied ist, wollte jedoch weitermachen und strebte zudem eine Beförderung an, so die "Süddeutsche Zeitung".

Ein von Siemens in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten sei jedoch zum Ergebnis gekommen, dass Adler nicht verlängert werden dürfe. Eine Verlängerung und die Beförderung würde eine "unzulässige Begünstigung" eines Betriebsrates darstellen. Als neuen Konzern-Finanzvorstand bestellte der Siemens-Aufsichtsrat Ralf Thomas, bisher zuständig für das Ressort im Industrie-Sektor.

Der derzeitige Co-CEO von SAP, Jim Hagemann Snabe, soll als Nachfolger des auf eigenen Wunsch am 30. September 2013 aus dem Siemens-Aufsichtsrat ausscheidenden Josef Ackermann auf Antrag der Gesellschaft "gerichtlich zum Aufsichtsratsmitglied" bestellt werden, heißt es in der Mitteilung weiter.

 

Das ist Brigitte Ederer:

Ederers startete ihre berufliche Karriere bei der SPÖ. Sie war Nationalratsabgeordnete, dann Staatssekretärin, später Finanzstadträtin in Wien. 2001 wurde sie Vorstandsdirektorin bei Siemens Österreich, später Generaldirektorin. Mitte 2010 holte Siemens-Konzernchef Peter Löscher sie in den Vorstand. Rund drei Jahre hat sich Ederer also in der höchsten Ebene des Weltkonzerns Siemens gehalten und war damit zu einer der mächtigsten Managerinnen Europas geworden. Nun muss sie per Ende September vorzeitig gehen.

"Wenn unser starker Arm es will, stehen alle Räder still", dieser Kampfruf der Gewerkschaft ist Brigitte Ederer wohl nur zu gut bekannt. Seit ihrer frühesten Jugend hat sie sich bei der SPÖ engagiert und dort im Laufe der Jahre mehrere Spitzenpositionen eingenommen. Ederer wurde am 27. Februar 1956 in Wiener Arbeiterbezirk Floridsdorf geboren. Ihr Studium der Volkswirtschaft schloss sie 1980 ab. An der Universität arbeitete sie im Verband Sozialistischer Studenten mit, seit Mai 1977 war sie Angestellte der Arbeiterkammer Wien. Ende März 1992 wurde sie vom damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky als vierte Frau in der Regierung als Integrationsstaatssekretärin geholt.

Ihr größtes politisches Erfolgserlebnis als Integrationspolitikerin hatte Ederer mit der überwältigenden Zustimmung der Bevölkerung zum EU-Beitritt bei der Volksabstimmung am 12. Juni 1994, als sich mehr als 66 Prozent der Österreicher für einen EU-Beitritt aussprachen. Nach der erfolgreichen EU-Volksabstimmung marschierte sie als Einlösung einer verlorenen Wette zu Fuß nach Mariazell.

Die Staatssekretärin im Bundeskanzleramt (von 1992 bis 1995) schaffte trotz guter Popularitätswerte nie den Sprung in ein Ministeramt. Im Oktober 1995 wechselte sie von der Regierung in die SPÖ-Zentrale als Bundesgeschäftsführerin, im Jänner 1997 kam es zu einem weiteren Umzug ins Wiener Rathaus, wo sie bis Dezember 2000 als amtsführende Stadträtin für Finanzen tätig war. Dort soll sie unter dem sehr eigenständigen Vorgehen von Wiens Bürgermeister Michael Häupl gelitten haben. Ein Angebot von Siemens Österreich hatte Ederer dann 2001 zum Wechsel in die Privatwirtschaft bewogen.

Anfang Juni 2005 gab Brigitte Ederer ihrem langjährigen Lebensgefährten, dem EU-SP-Abgeordneten Hannes Swoboda, das Ja-Wort. Ederer ist kinderlos: "Kinder sind sich nie ausgegangen. Das ist der Preis, den ich für den Job gezahlt habe", sagte sie in Interviews. Ihre weitere berufliche Zukunft ist offen: Beobachter spekulieren bereits über ein "Revival" der "Gitti" in der Sozialdemokratie.