Welt

Silvio Berlusconi im Fall Ruby freigesprochen

Heute Redaktion
Teilen

Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi kann einmal mehr durchatmen: In Mailand fiel am Freitag im sogenannten "Ruby"-Prozess das Urteil. Berlusconi, dem Amtsmissbrauch und Sex mit der damals minderjährigen marokkanischen Nachtklubtänzerin Karima El Marough alias "Ruby Herzensbrecherin" vorgeworfen wurde, wurde freigesprochen.

alias "Ruby Herzensbrecherin" vorgeworfen wurde, wurde freigesprochen.

Die Staatsanwälte forderten zwar eine Bestätigung der erstinstanzlichen siebenjährigen Haftstrafe, zu der Berlusconi vor einem Jahr verurteilt worden war, dazu kam es aber nicht. Die Rechtsanwälte Berlusconis hatten den Freispruch ihres Mandanten aus Mangel an Beweisen gefordert und sich letztlich durchgesetzt.  Das Berufungsgericht in Mailand gegen den 77-jährigen Medienzar.

Im August 2013 war Berlusconi wegen Steuerbetrugs letztinstanzlich zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Daraufhin war er im November aus dem Parlament ausgeschlossen worden. Wegen einer Amnestie wurde die Strafe auf ein Jahr reduziert. Als alternative Strafmaßnahme leistet Berlusconi seit zweieinhalb Monaten einmal wöchentlich Sozialdienst in einem Seniorenheim für Demenzpatienten bei Mailand. Der Medienzar ist Chef der rechtskonservativen Oppositionspartei Forza Italia.

Die "unendliche Geschichte" des Bunga-Bunga-Prozesses - bitte umblättern

"Bunga-Bunga"-Nächte mit dem damals 17 Jahre alten Party-Girl "Ruby" und anderen jungen Mädchen haben Italiens früheren Regierungschef Silvio Berlusconi vor Gericht gebracht:

27. Mai 2010: In Mailand wird die 17-jährige Marokkanerin Karima El Marough alias Ruby als mutmaßliche Diebin festgenommen. Berlusconi meldet sich persönlich bei der Polizei und erwirkt ihre Freilassung.

28. Oktober: Nach Medienberichten wird gegen Freunde Berlusconis wegen Beihilfe zur Prostitution ermittelt. Sie sollen junge Mädchen mit Geldversprechen zu Partys in Berlusconis Villa eingeladen haben.

14. Jänner 2011: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Berlusconi wegen Amtsmissbrauchs und Umgangs mit minderjährigen Prostituierten.

15. Februar: Eine Ermittlungsrichterin entscheidet: Berlusconi muss sich wegen Ruby in einem Schnellverfahren vor Gericht verantworten.

6. April: Der Prozess beginnt in Mailand.

12. November: Wegen zu geringen Rückhalts unter den Abgeordneten tritt Berlusconi von seinem Amt als Regierungschef zurück.

19. Oktober 2012: Berlusconi beteuert vor Gericht, er habe niemals intime Beziehungen zu Ruby gehabt. Er sei überzeugt gewesen, dass sie beim Treffen 24 Jahre alt gewesen sei.

4. April 2013: Ruby erklärt: "Ich hatte nie Geschlechtsverkehr gegen Geld und ich hatte nie Geschlechtsverkehr mit Silvio Berlusconi."

13. Mai: Die Staatsanwaltschaft fordert für den Ex-Regierungschef sechs Jahre Haft. Zudem soll ihm lebenslang verboten werden, öffentliche Ämter zu bekleiden.

17. Mai: In einem Nebenverfahren sagt Ruby aus, sie habe sich bei den Partys als 19-jährige Verwandte des damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak ausgegeben. Berlusconi hatte erklärt, er habe bei der Polizei angerufen, um diplomatische Probleme mit Kairo zu vermeiden.

31. Mai: Im Nebenprozess fordert die Anklage sieben Jahre Haft für Berlusconis Freunde. Sie hätten Frauen für Feste organisiert und sich der Begünstigung der Prostitution Minderjähriger schuldig gemacht.

3. Juni: Der Verteidiger im Hauptverfahren fordert Freispruch. Berlusconi habe nie für Sex mit Ruby bezahlt und nie Druck auf die Polizei ausgeübt.

24. Juni: Berlusconi wird zu sieben Jahren Haft verurteilt. Laut Gericht bezahlte er bei den "Bunga-Bunga"-Nächten für Sex mit minderjährigen Prostituierten. Zudem beging er Amtsmissbrauch.

19. Juli: Im Nebenverfahren werden drei Berlusconi-Vertraute zu fünf bis sieben Jahren Haft verurteilt. Das Gericht spricht sie schuldig, Prostitution in der Villa des Ex-Regierungschefs begünstigt und organisiert zu haben.

2. Jänner 2014: Berlusconis Anwälte legen Berufung ein.

20. Juni: Der Berufungsprozess beginnt. Der 77-Jährige kommt nicht zur Eröffnung. Nach seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs muss Berlusconi an diesem Tag Sozialdienst in einem Seniorenheim leisten.

11. Juli: Die Anklage fordert die Bestätigung der siebenjährigen Haftstrafe aus erster Instanz.

15. Juli: Die Verteidigung plädiert auf Freispruch.

18. Juli: Die Mailänder Richter sprechen Berlusconi in zweiter Instanz frei.