Franzose soll 299 Opfer haben

Schlimmster Kinderschänder gibt Massen-Missbrauch zu

Der Chirurg Joël Le Scouarnec (74) steht wegen des Missbrauchs an Hunderten Kindern vor Gericht. Gleich zu Beginn bekannte er sich zu seinen Taten.
Newsdesk Heute
25.02.2025, 14:58

Gleich am ersten Prozesstag hat Frankreichs schlimmster Kinderschänder seine Gräueltaten zugegeben: "Ich habe abscheuliche Taten begangen", sagte der 74 Jahre Joël Le Scouarnec am Montag beim Prozessauftakt vor Gericht. Der 74-jährige Ex-Chirurg soll knapp 300 Kinder missbraucht haben, "Heute" berichtete.

"Ich bin mir heute bewusst, dass diese Verletzungen unauslöschlich sind", erklärte der Angeklagte zum Prozessauftakt in Vannes. Er wolle die "Verantwortung" für seine Taten übernehmen.

Opfer nach Jahrzehnten: "Lebe bis heute mit den Folgen"

Jahrzentelang soll Le Scouarnec unter dem Vorwand von Untersuchungen oder unter Narkose Kinder missbraucht haben. In dem Prozess geht es um 299 mutmaßliche Opfer, die im Schnitt elf Jahre alt waren. Der Arzt hatte über seine Vergehen detailliert Buch geführt.

"Ich habe Angst, ihn zu sehen, obwohl ich so sehr auf diesen Tag gewartet habe", sagte die heute 42 Jahre alte Nebenklägerin Amélie Lévêque am Rande des Prozesses. Sie war nach Überzeugung der Ankläger im Alter von neun Jahren von Le Scouarnec missbraucht worden, als sie wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus behandelt wurde.

In der Wohnung des Chirurgen wurden Sexpuppen in Kindergröße und über 300.000 Kindesmissbrauchsaufnahmen gefunden.
Foto: REUTERS

Die Opfer des Arztes hofften in erster Linie auf die "Anerkennung" ihrer Leiden durch die Justiz, sagte die Anwältin Marie Grimaud, die mehrere Nebenkläger vertritt. Viele von ihnen hatten erst im Erwachsenenalter erfahren, was ihnen widerfahren war.

"Auch wenn man es vergessen hat, bleibt das Trauma. Ich lebe bis heute mit den Folgen", sagte einer der Nebenkläger vor Prozessbeginn. Die Ermittler hatten ihm Ausschnitte aus dem Tagebuch von Le Scouarnec vorgelegt, die seinen Missbrauch im Alter von zwölf Jahren betrafen.

Missbrauch in Tagebuch festgehalten

Le Scouarnecs Taten waren ans Licht gekommen, als die Ermittler bei einer Hausdurchsuchung in Zuge eines anderen Verfahrens auf Tagebücher des Arztes stießen. Darin beschrieb er minutiös, wie er sich an Jungen und Mädchen verging – teils im Krankenzimmer, teils sogar auf dem Operationstisch. Ermittler fanden bei dem Mediziner außerdem rund 300.000 Fotos und Videos mit kinderpornographischen Inhalten. Zunächst gingen die Ermittler von insgesamt mehr als 300 Opfern aus, einige Fälle wurden jedoch als verjährt eingestuft.

Le Scouarnec muss sich nun wegen 111 Vergewaltigungen und 189 sexueller Übergriffe verantworten, die sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahrzehnten erstreckten. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. 256 der 299 mutmaßlichen Opfer waren jünger als 15. Zu den Opfern zählten laut der Anklage aber auch ein einjähriges Kind; das älteste Opfer war demnach 70 Jahre alt.

Das Verfahren dürfte ähnlich große Aufmerksamkeit bekommen wie der Prozess gegen den Serienvergewaltiger Dominique Pelicot, der im Dezember verurteilt worden war. Dabei gibt es mehrere Parallelen: Viele von Le Scouarnecs Opfern waren laut Anklage während der Taten bewusstlos. Zudem führte der Chirurg wie Pelicot sorgfältig Buch über seine Taten und hortete Fotos und Videos. Während es im Pelicot-Prozess jedoch ein Opfer und 51 Täter gab, sind es nun ein Täter und knapp 300 Opfer.

Vorstrafen bei Vorgesetzten bekannt

Le Scouarnec arbeitete in rund zwölf verschiedenen Spitälern im Westen Frankreichs. Obwohl manche seiner Chefs und Kollegen wussten, dass er bereits früher wegen Kinderpornographie verurteilt worden war, behinderte dies seine Karriere nicht. Dies führte zu einem zweiten Ermittlungsverfahren, in dem es um Behördenversagen geht.

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Telefonseelsorge – Notruf: 142 (täglich 0-24 Uhr)

Der Angeklagte war bereits 2020 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er in den 90er Jahren vier Mädchen missbraucht hatte, unter ihnen zwei Nichten und die sechs Jahre alte Tochter seiner Nachbarn. Es war der Fall des Nachbarskindes, der die Hausdurchsuchung ausgelöst und damit den mutmaßlichen Massenmissbrauch ans Licht gebracht hatte.

Der Prozess ist auf vier Monate angesetzt, etwa 40 der Nebenkläger haben einen zeitweisen Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 25.02.2025, 15:38, 25.02.2025, 14:58
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