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Simon Schwarz über Mobbing: "Ich war ein ADHS-Kind"

Am 14. April startet der Film "Geschichten vom Franz" im Kino. "Heute" traf Ursula Strauss, Simon Schwarz und Co. bei der Premiere.

Stefanie Riegler
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Simon Schwarz und Ursula Strauss bei der Premiere von "Geschichten vom Franz"
Simon Schwarz und Ursula Strauss bei der Premiere von "Geschichten vom Franz"
Starpix / picturedesk.com

Mit den "Geschichten vom Franz" schuf Autorin Christine Nöstlinger zwischen 1984 und 2011eine einzigartige Kinderbuch-Reihe. Insgesamt 19 Bände haben Millionen Kinder durch ihre Schulzeit begleitet. Jetzt wurde der Buch-Klassiker verfilmt und startet am Donnerstag in den heimischen Kinos.

Zum Inhalt: Protagonist Franz Fröstl (Jossi Jantschitsch) hat als Außenseiter mit so einigen Problemen zu kämpfen. Er ist neun Jahre alt und der Kleinste in seiner Klasse. Seine Stimme wird ganz hoch und piepsig, wenn er sich aufregt. Und aufgrund seiner blonden Locken halten ihn viele für ein Mädchen. Zu den Coolen in der Schule gehört er definitiv nicht. Das muss man auch gar nicht, sagen seine Eltern (Simon Schwarz und Ursula Strauss). Doch Franz möchte gemeinsam mit seinen Freunden Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) herausfinden, wie man ein echter Kerl wird. 

Strauss: "Ich musste beim Wasserbomben werfen immer schnell sein"

Das Gefühl nicht dazuzugehören hat auch Schauspielerin Ursula Strauss, die im Kinofilm als Mutter vom Franz auftritt, in ihrer Kindheit erlebt. "Ich kenne das, wenn von einem Tag auf den anderen die beste Freundin sich nicht mehr zu dir setzt oder nicht mehr mit dir gemeinsam zum Bahnhof geht. Ich glaube, dass so unangenehme Erlebnisse in der Kindheit einen vereinen. Schwierig wird's nur wenn dieses Gefühl Überhand nimmt", erzählt die 47-jährige Romy-Preisträgerin im "Heute"-Interview.

Die Niederösterreicherin ist mit drei Brüdern aufgewachsen und hat damit schon früh gelernt, sich durchzusetzen. "Ich hab ganz tolle Brüder, aber aufgrund des Altersunterschieds waren sie schneller, stärker klüger und lustiger. Man musste immer schnell sein, egal ob beim Essen fassen oder beim Wasserbomben werfen."

Schwarz wurde wegen roten Haaren gehänselt

Mobbingerfahrungen sind auch Simon Schwarz nicht fremd. Als Kind wurde er in der Schule wegen seiner roten Haare verspottet. "Hänseleien und Mobbing waren zu meiner Zeit etwas anderes. Es gab damals den Hit: 'Rostiger die Feuerwehr kommt – schieb die Haare in Arsch'. Das haben die anderen Kinder dann immer gesungen. Ich hab die Probleme dann oft mit Gewalt gelöst. Heute weiß ich aber, dass das die falsche Lösung ist. Ich war weder ein Streber noch brav. Heute würde man sagen, ich war ein ADHS-Kind, damals hat man das als 'sozial schwer eingliederungsfähig' bezeichnet", sagt der 51-Jährige im Gespräch mit "Heute"

Als Vater war er bei der Kindererziehung immer streng: "Das liegt daran, dass meine Schulzeit schwieriger und komplizierter war. Ich wollte für meine Kinder immer, dass sie ins Gymnasium gehen und das hat sich ausgezahlt."

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    Simon Schwarz, Ursula Strauss und Regisseur Johannes Schmid bei der Kinopremiere im Wiener Donauplexx
    Simon Schwarz, Ursula Strauss und Regisseur Johannes Schmid bei der Kinopremiere im Wiener Donauplexx
    Andreas Tischler / Vienna Press

    Der Kinofilm porträtiert anders als in den Büchern ein zeitgemäßes Familienbild. "Ich bin der Hausmann und die Frau verdient das Geld. Ich bin ein cooler, entspannter Vater", beschreibt Simon Schwarz seine Rolle. "Ich finde es toll, dass das mit einer ganz großen Selbstverständlichkeit erzählt wird. Dass die Rollenklischees aufgebrochen werden, wird nicht großartig thematisiert", sagt Ursula Strauss.

    Jantschitsch erlebte ein Missgeschick bei den Dreharbeiten

    Für sie ist es schon die zweite Nöstlinger-Verfilmung. Vor sechs Jahren war die Schauspielerin in "Maikäfer flieg" zu sehen. "Ich hab viel Nöstlinger gelesen und sie begleitet mich in meiner beruflichen Laufbahn, nur die "Geschichten vom Franz" habe ich nicht gelesen. Mich haben die weiblichen Figuren, wie die feuerrote Frederike, mehr angesprochen."

    Der zwölfjährige Hauptdarsteller Jossi Jantschitsch, Sohn von Eva Jantschitsch (bekannt als Sängerin Gustav) und Maschek-Mitglied Peter Hörmanseder, gibt mit seiner Rolle als Franz Fröstl sein Leinwanddebüt. "Eigentlich ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich irgendwann mal Schauspieler werde. Einige meiner Schulkollegen finden das sehr cool", erzählt er im "Heute"-Interview. Bei den Dreharbeiten ist ihm aber ein kleines Missgeschick passiert: "Ich wurde von einem Meerschweinchen angepisst."

    Wanda schrieb Filmmusik

    Sänger Marco Wanda schrieb erstmals in seiner Karriere Filmmusik und lieferte den Soundtrack zum Streifen. "Ich wurde angerufen und habe gehört, dass es um die Nöstlinger geht, die ich verehre. Der Regisseur meinte, er wolle den Kindern nach zwei Jahren Pandemie eine Freude bereiten und ich musste das einfach machen", so der 35-Jährige.

    Seine Songs sollen "Mutmacher" sein. Der Musiker hat in seiner Kindheit alle "Franz"-Bände gelesen, wie er im Interview erzählt: "Ich bin damit aufgewachsen. Wir vermissen die Nöstlinger schmerzlich, gerade in dieser Zeit, als moralisches Gewissen. Ich hoffe, dass dieser Film dazu beiträgt, dass ihr Erbe hoch gehalten wird. Sie hat die Kinder schon sehr geliebt und auch gehasst, aber mehr geliebt."

    Ein zweiter Teil für die "Geschichten vom Franz" ist bereits in Planung. Die Dreharbeiten sollen Ende des Sommers starten. Ursula Strauss konnte so viel verraten: "Das Drehbuch ist wieder fantastisch."