Ukraine

"Sims" statt SIM-Karte: Blamage für Putins Geheimdienst

Mit einer völlig verrückten Geschichte sorgt der russische Geheimdienst für Aufsehen. Er verwechselte offenbar das "Sims"-Videospiel mit SIM-Karten.

Jochen Dobnik
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Diese "Beweise" sollten einen ukrainischen Mordanschlag auf einen russischen Journalisten belegen
Diese "Beweise" sollten einen ukrainischen Mordanschlag auf einen russischen Journalisten belegen
twitter.com/francska1

Nächster peinlicher Patzer der russischen Behörden. Wladimir Putin persönlich bezichtigte die Ukraine im Fernsehen, geplant zu haben, einen bekannten russischen TV-Journalisten zu ermorden. Insidern zufolge soll es sich um Wladimir Solowjow (58) handeln. Der Geheimdienst FSB hätte ein Autobomben-Attentat vereitelt, so der Kreml-Chef. "Unwiderlegbare Beweise" dafür sollten wenig später folgen.

Bilder von einer angeblichen Hausdurchsuchung zeigen NS-Devotialien und Gegenstände, die den terroristischen Hintergrund beweisen sollen. Dazu zählen etwa ein Hitler-Portrait (das kurioserweise über den Luftschlitzen eines Ventilators hängt), ein Hakenkreuz-T-Shirt (das noch Falten aufweist, als käme es frisch aus der Verpackung), eine grüne Perücke, 1.000 Schuss Munition, sowie Drogen und mehrere gefälschte ukrainische Pässe.

"Die Sims" mit SIM-Karten verwechselt

Besonders kurios sind jedoch drei verschiedene Versionen der Videospiel-Reihe "Die Sims", eine bunt und fröhlich gestaltete Lebenssimulation im Animationsformat. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass der FSB das Ganze nur inszeniert hätte – und dass die Geheimdienstler "Die Sims" mit SIM-Karten fürs Handy verwechselt haben müssen.

"Ich glaube wirklich, dass hier ein dummer FSB-Beamter am Werk war, dem gesagt wird, er solle 3 SIMs besorgen", twitterte etwa der Gründer der renommierten Enthüllungs- und Fact Checking-Plattform "Bellingcat", Elliot Higgins.

Kuriose Unterschrift in Nazi-Buch

Dazu soll laut dem deutschen Osteuropa-Experten Sergej Sumlenny jemand ein Buch mit angeblichen Neonazi-Inschriften mit "Unterschrift unleserlich" unterschrieben haben. "Ja, der FSB hat den Auftrag bekommen, das mit 'Unterschrift unleserlich' zu unterschreiben – und hat es auch getan!", spottet Sumlenny auf Twitter über die offenbar fingierten "Beweise".

Kiew bestreitet unterdessen, dass der ukrainische Geheimdienst, den seinerseits laut Putin der US-Geheimdienst CIA angeleitet haben soll, an einem Mordanschlag auf Solowjow beteiligt ist bzw. war. Und auch beim FSB schaute man sich die Aufnahmen der vermeintlichen Nazi-Razzia noch einmal genauer an, nachdem Spekulationen laut wurden, das Ganze sei von vorne bis hinten inszeniert worden.

Geheimdienst lässt Video verschwinden

Wie das Portal "Watson" berichtet, veröffentlichte der russische Geheimdienst FSB auf seinem YouTube-Kanal eine überarbeitete Version des Videos – überraschenderweise ohne die Szenen mit den "Sims"-Spielen und der Buch-Widmung.

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    Die Yablonska-Straße in Butscha am 18. März 2022. Noch während der russischen Besatzung liegen Leichen auf der Fahrbahn.
    Die Yablonska-Straße in Butscha am 18. März 2022. Noch während der russischen Besatzung liegen Leichen auf der Fahrbahn.
    Maxar Technologies / AFP / picturedesk.com