Immer mehr Erdbeben lassen Geophysiker zu einer alarmierenden These kommen: Gerade einmal 400 Kilometer von Wien entfernt, scheint ein Vulkan zu erwachen.
Die Erde bebt im Dreiländereck zwischen den deutschen Bundesländern Bayern und Sachsen sowie der tschechischen Republik immer öfter: "Wir registrieren eine zunehmende Aktivität", bestätigt auch Erdbebenforscher Torsten Dahm vom Deutschen Geo-Forschungszentrum in Potsdam laut einem Bericht der sächsischen "Freie Presse": "Die Schwärme werden stärker und auch die Zyklen verkleinern sich."
Alleine bei dem zuletzt gemessenen Schwarm im Frühjahr 2018 wurden mehr als 1.000 Erdstöße registriert. Überwiegend handelt es sich um Mikrobeben, doch ein knappes Zehntel war sogar für die Bewohner der Grenzregion am eigenen Leib zu spüren.
Weniger als 400 km von Wien entfernt
"Wir glauben, dass wir einen erwachenden Vulkan beobachten", schockt der Sektionsleiter für Erdbeben- und Vulkanphysik mit seiner These und sorgt international für Aufruhr. Gleich mehrere Anzeichen würden dafür sprechen, dass sich unter dem Egerer Becken ein Magmareservoir fülle.
Das Epizentrum liegt dabei in mehreren Kilometern Tiefe auf tschechischer Seite nahe Novy Kostel. Das ist weniger als 400 Kilometer von Wien entfernt, und damit um nochmal einhundert Kilometer Luftlinie näher, als etwa die Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz.
Seit 30 Jahren verzeichnen die Messwerte in der Region nun schon wachsende Intensität. "Da es sich eigentlich um sehr langsame Prozesse handelt, ist das wirklich eine relativ kurze Zeit", erklärt Dahm. Für seine These spreche auch, dass sich die Aktivitäten seit 1997 in immer größerem Umfeld ausbreiten würden.
Sensoren lauschen in der Tiefe
Mit Sensoren in 400 Metern Tiefe wollen Dahm und sein internationales Team nun den Vorkommnissen auf den Grund gehen: "Dadurch haben wir die Chance, schwache Mikrobeben zu registrieren und einfach besser und tiefer lauschen zu können". Noch in diesem Jahr, so hoffen die Forscher, kann mit den nötigen Bohrungen begonnen werden.
"Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wir nehmen an, dass Schwarmbeben nicht stärker als 5,0 werden können", warnt der Geophysiker: "Einfach aus dem Grund, weil es bislang keine stärkeren gab." Gleichzeitig mahnt Dahm aber, dass man lieber die Chancen für die Region – Thermalbäder, Mineralbrunnen, etc. – sehen solle, anstatt Ängste zu schüren.
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(red)