Politik

"Situation desaströs" – massive Kritik am Schulessen

Seit dem Burger-Gate des Kanzlers ist gesundes Essen für Kinder wieder in aller Munde. "Heute" sprach mit Spitzenkoch Sepp Schellhorn über das Thema. 
Robert Zwickelsdorfer
05.10.2023, 16:56
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SPÖ-Chef Andreas Babler fordert ein kostenloses warmes und gesundes Mittagessen in allen Kindergärten und Pflichtschulen. Derzeit befinden sich dort in rund eine Million Kinder in Betreuung. Babler rechnet mit rund 920 Millionen Euro Kosten im Jahr.

3,50 bis 4 Euro pro Mahlzeit

Aber was kostet ein solches gesundes Mittagessen wirklich? "Heute" fragte Spitzengastronom Sepp Schellhorn, der mit Babler ein entsprechendes Projekt in Traiskirchen umsetzt. "Inklusive Mitarbeiter und Auslieferung muss man pro Essen mit 3,50 bis 4 Euro rechnen."

Ein gesundes Mittagessen müsse jedenfalls frisch, regional und ausgewogen sein, sagt Schellhorn. "Das bedeutet einfach weniger Fleisch und mehr Gemüse. Wichtig ist aber auch der Mut, etwas Neues auszuprobieren." Das erfordere natürlich Zeit. Daher müsse man neben den Kindern auch die Eltern und nicht zuletzt das Betreuungspersonal in Kindergärten und Schulen "abholen".

Schulbauten nicht mehr adäquat

Und wie beurteilt Schellhorn die derzeitige Situation in Österreich? "Die ist im Vergleich zu Frankreich oder Italien leider desaströs", spricht er Klartext. So gebe es etwa im Frankreich an jeder (!) Schule eine Küche, wo frisch gekocht werde. "Das schafft ein ganz anderes Bewusstsein für die Lebensmittel, mit Betonung auf Leben. Bei uns dreht sich alles nur um den Preis." Ein weiteres Problemfeld für den Spitzengastronomen: In Österreich seien die Schulbauten nicht mehr adäquat. "Bei uns wird zentral geliefert. Da hat die Landwirtschaft nichts davon und auch nicht die Großcaterer."

"Wer zahlt, kann auch Leistung erwarten"

Auch beim Thema Essensbeiträge hat Schellhorn eine klare Meinung: "Es ist durchaus vernünftig, wenn man für das Essen etwas zahlen muss. Denn dann kann man auch Qualität und Leistung erwarten." Sozial schwächere Personen müssten dabei natürlich unterstützt werden. So funktioniere auch das Modell in Traiskirchen.

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Problem Teuerung

Ein Thema in Sachen gesundes Essen sei auch die Berufstätigkeit der Eltern: "Jetzt haben wir vielfach die Situation, dass beide arbeiten gehen müssen und daher nicht die Zeit haben, für ihre Kinder zu kochen." Dazu komme die Teuerung, die dazu führe, dass sich manche Eltern adäquate Lebensmittel einfach nicht mehr leisten könnten.

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