Welt
Skandal-Kapitän beschuldigt die Reederei
Der Kapitän des vor einer Woche vor der Küste der Toskana verunglückten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia", Francesco Schettino, will nicht als einziger die Verantwortung für das Unlgück übernehmen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Reederei Costa Crociere.
Der Kapitän des vor einer Woche vor der Küste der Toskana verunglückten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia", Francesco Schettino, will nicht als einziger die Verantwortung für das Unlgück übernehmen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Reederei Costa Crociere.
Die Kreuzfahrtgesellschaft sei informiert worden, dass er ein als "die Verneigung" bezeichnetes Manöver vor der toskanischen Insel Giglio durchführen habe wollen, bei dem das Schiff mit voller Beleuchtung und Sirenen die Küstenbewohner grüßt. Die "Verneigung" werde von Kreuzfahrtschiffen auf der ganzen Welt durchgeführt und sei eine Art von Werbung für die betroffene Gegend, berichtete Schettino in Aussagen vor den ermittelnden toskanischen Staatsanwälten.
Costa Crociere hatte bisher bestritten, dass Schettino die Gesellschaft über Pläne informiert habe, die "Verneigung" durchzuführen. Ein einziges Mal im Jahr 2010 sei einem Costa-Kreuzfahrtschiff vor der süditalienischen Insel Procida dieses Manöver genehmigt worden.
Die Kreuzfahrtgesellschaft hatte angegeben, Schettino habe gegenüber der Reederei die Lage an Bord heruntergespielt. "Er hat uns belogen", hatte der Geschäftsführer von Costa Crociere, Pierluigi Foschi, erklärt. Schettino erwiderte, dass er nach der Havarie sofort mit dem Krisenmanager der Kreuzfahrtgesellschaft telefoniert habe, dem er Schritt für Schritt die Entwicklungen an Bord beschrieben habe. Schettino bestritt auch, dass er nach dem Schiffbruch flüchten wollte. "Ich habe das Schiff nicht verlassen. Ich habe von einem Felsen aus die Evakuierungsaktion koordiniert. Ich war an meiner Uniform klar erkennbar", sagte er den Staatsanwälten.
Bei dem Manöver vor der Insel Giglio sei etwas schief gelaufen, gab Schettino zu. "Das Manöver war schon beim Start in Civitavecchia beschlossen worden, doch ich habe einen Fehler gemacht. Ich kenne die Strecke gut und ich hatte das Manöver schon drei- oder viermal vollführt. Diesmal bin ich in zu seichtes Wasser geraten. Ich weiß nicht, warum das passiert ist", sagte Schettino den Ermittlern.
Wichtige Informationen über die Ereignisse nach der Havarie könnte die Blackbox der "Costa Concordia" liefern, doch Schettino gab an, dass sie schon zwei Wochen vor der Havarie nicht funktionierte. "Wir hatten gebeten, sie zu reparieren, doch es ist nicht geschehen", so Schettino. Es gebe jedenfalls einen weiteren "Voyage Data Recorder", der Aufschluss darüber geben könnte, was der Kapitän zum Zeitpunkt der Havarie tat.
Inzwischen ist die Suche nach den Vermissten im Wrack am Sonntag in der Früh vorübergehend gestoppt worden. Die Taucher wurden angewiesen, das halb untergangene Schiff zu verlassen, nachdem festgestellt worden war, dass sich die "Costa Concordia" erneut bewegt hatte. Wann die Bergungsarbeiten und die Suche nach den mehr als 20 Vermissten des Unglücks vom 13. Jänner fortgesetzt werden, stand noch nicht fest.
APA/red