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Ski-Begriffe: So verstehen Sie die ORF-Kommentatoren

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures

Die Ski-WM 2015 in Vail und Beaver Creek ist eröffnet. Millionen Österreicher werden dieses Sportereignis vor dem Fernseher verfolgen. Doch nicht immer ist die Sprache der ORF-Kommentatoren verständlich. Wir übernehmen deshalb den Bildungsauftrag und erklären Ihnen unter anderem was ein klassischer Innenski, eine Haarnadel oder eine gebrochene Piste sind.

Die in Vail und Beaver Creek ist eröffnet. Millionen Österreicher werden dieses Sportereignis vor dem Fernseher verfolgen. Doch nicht immer ist die Sprache der ORF-Kommentatoren verständlich. Wir übernehmen deshalb den Bildungsauftrag und erklären Ihnen unter anderem was ein klassischer Innenski, eine Haarnadel oder eine gebrochene Piste sind.

Aggressiv:

Schnee oder Skier werden als aggressiv bezeichnet. Schnee dann, wenn er sehr trocken und die Piste hart ist. Skier dann, wenn die Kanten für den Untergrund zu scharf geschliffen sind und sich dadurch zu sehr in den Schnee eingraben. Dies wirkt sich meist negativ auf die Geschwindigkeit aus.

Aktiv am Ski stehen:

Vorausschauendes Fahren auf Alpin, der Rennfahrer reagiert auf die Topographie der Piste bereits im Vorhinein.

Außenski/Innenski bzw. klassischer Innenski:

"Innenskifehler". Hat jeder, der ein Ski-Rennen im Fernsehen anschaut, schon mal gehört. Der "Innenskifehler" ist wohl der am häufigsten genannte Grund bei Fehlern, Stürzen oder Ausfällen eines Ski-Rennläufers. Aber Innenski? Bei genauer Betrachtung stehen Rennläufer auf zwei Skiern. Einer hängt am linken Bein, einer am rechten. Welcher, bitteschön, ist nun der Innenski? Und welcher der Außenski? Erklärung: Als Innenski wird jener Ski bezeichnet, der beim Fahren einer Kurve "innen" liegt. Wer etwa eine Linkskurve fährt, müsste dabei vor allem den rechten Ski belasten, in diesem Fall der Außenski. Wird bei einer Kurvenfahrt aber der Innenski zu stark belastet, gerät der Skiläufer aus dem Gleichgewicht, er rutscht für gewöhnlich weg. Zumeist auch deshalb, weil aufgrund der extremen Innenskilage der Schuh im Schnee aufsetzt. ORF-Kommentatoren verwenden auch gerne die Abkürzung "klassischer Innenski", um einen Innenskifehler schnell zu diagnostizieren.

Biewa Gwüik (neuerdings auch Buwa Kwuik):

ORF-Moderator Rainer Pariasek meint damit den WM-Ort Beaver Creek.

Börds of Pwüiä:

ORF-Moderator Rainer Pariasek meint damit die WM-Piste "Birds of Prey" in Beaver Creek.

Brutal:

Eine beliebte Steigerungsform um zu betonen, wie schwierig etwas war.

Da staubt's:

Bedeutet nicht, dass schlecht geputzt wurde. Muss ein Rennfahrer querstellen (siehe Querstellen) staubt meistens Schnee auf. Meistens staubt es bei einem optimalen Lauf fast gar nicht, somit ist "Staub" ein schlechtes Indiz und kann bereits im Vorhinein auf eine schlechte Zeit hindeuten.

Eingefädelt/Einfädler:

Passiert meistens bei einem Slalom, wenn ein Rennfahrer zu nah an die Torstange fährt und sie sich beim Passieren zwischen den beiden Skiern befindet.

Auf der nächsten Seite geht es weiter von "Fuchsen" bis "Kompression"...
Fuchsen:

Betrifft es den Rennläufer: Er/sie ärgert sich über einen Fehler.

Betrifft es den Ski: Die Kante greift plötzlich und unerwartet, was in vielen Fällen zum Sturz führt.

Gebrochene Piste:

Eine instabile Schneeauflage, die unter der Belastung des Drüberfahrens nachgibt (siehe auch Pistenpräparierung).

Griesliger Schnee:

Schnee, der nicht pulvrig fein und frisch ist, sondern schon etwas länger liegt, grobkörnig wird und vor allem im Frühjahr vorkommt, wenn sich die Ski-Saison dem Ende zuneigt.

Haarnadel:

Weit aus der Fall-Linie herausgesetztes Tor, also eine Art Spitzkehre, in der der Rennläufer meistens auch das Tempo reduzieren muss, um das Tor korrekt zu passieren.

Hinten reindrücken:

Kann nach einem Sprung, in einer Kompression oder nach einem Fahrfehler passieren. Wenn es einen Rennfahrer hinten reindrückt hat dies nichts mit der Verdauung zu tun. Er steht dann nicht mehr zentral am Ski sondern sein Körper und Gewicht verlagern sich in Richtung Skiende. Dies kann einen Zeitverlust bis Sturz zur Folge haben.

Jury:

Die (Renn-)Jury bei Weltmeisterschaften besteht aus dem Renndirektor (auch Schiedsrichter genannt, siehe auch Renndirektor) und seinem Stellvertreter (bei Abfahrt und Super-G), dem Technischen Delegierten der FIS, dem Rennleiter (chief of race) sowie dem Start- und dem Zielrichter. Eingebunden werden darüber hinaus zwei Verbindungstrainer. Die Jury trifft die Entscheidungen vor Ort wie zum Beispiel Startverschiebungen.

Kippstange:

Die Weiterentwicklung der Slalomstange. Früher fest im Boden verankert, geben die Stangen heute nach, wenn sie der Läufer mit seinen Armen zur Seite oder Richtung Schnee drückt. Das schnellere Material und kürzere Ski haben dies erfordert, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Kompression:

Fährt ein Rennpilot mit hoher Geschwindigkeit von einem Steilhang in ein Flachstück oder einen Gegenhang sorgt die Zentrifugalkraft dafür, dass der Athlet mit großer Kraft nach unten gedrückt wird. Reagiert der Sportler nicht ausreichend, kann dies zu einem Sturz führen.

Auf der nächsten Seite geht es weiter mit "Königsdisziplin" bis "Rennleiter"...
Königsdisziplin:

Ist im alpinen Ski-Rennsport die Abfahrt.

Mannschaftsführersitzung (team captains' meeting):

Auf der Mannschaftsführersitzung kommen die Trainer allabendlich zusammen, um mit den Renndirektoren das Programm des Folgetages zu besprechen. Außerdem werden Startnummer ausgelost (sofern dies nicht auf einem öffentlichen Platz vor Publikum geschieht) und die Geschehnisse des vergangenen Tages (wie etwa Stürze) noch einmal besprochen. Hier geht es um Fragen wie Pistenpräparierung oder Sicherheit. Dabei kommt es mitunter zu tumultartigen Szenen.

Kurssetzer:

Die Person, die für die Setzung der Tore auf der Piste verantwortlich ist. Per Zufall wird dabei immer ein Trainer einer Nation ausgewählt. Dieser muss sich zwar an grundlegende Bestimmungen zur Torsetzung halten, kann aber natürlich einen Lauf mit Passagen bestücken, die seinen Schützlingen entgegenkommen.

"Offenes" Tor:

Im Riesenslalom und Slalom folgt ein rotes Tor auf ein blaues Tor usw. Kommt es von einem Tor zum anderen nicht zu einem Richtungswechsel, sondern werden zwei nacheinander folgende Tore praktisch in einem Schwung durchfahren, so wird das zweite Tor als "offenes" Tor bezeichnet. In Abfahrt und Super-G werden die Tore Richtungstore genannt, sie sind alle rot markiert.

Pistenpräparierung:

Ski-Rennläufer fahren am liebsten auf einer glatten und griffigen, gerne sogar auf einer eisigen oder vereisten Piste. Eine eisige oder vereiste Piste "hält" länger und erhöht die Chancengleichheit der Rennläufer. Das Vereisen einer Renn-Piste ist deshalb vor allem bei den Männern längst gang und gäbe. Das Vereisen beginnt mit der Bewässerung. Gewässert werden Pisten in der Regel mit einem "Balken". Es handelt sich dabei um ein Rohr mit Löchern, durch das Wasser mit hohem Druck bis in etwa 30 bis 40 Zentimeter Tiefe in die Piste "geschossen" wird. Im Fachjargon heißt das: "Wir gehen mit dem Balken drüber." Wird das Wasser nicht tief genug hineingeschossen, besteht die Gefahr, dass die Piste bei starker Beanspruchung oder bei steigenden Temperaturen "bricht". Ist die Präparierung aber gelungen, kann die Oberfläche aufgeraut werden, um das blanke Eis fahrbarer zu machen.

Podest/Stockerl/Podium:

Bezeichnungen für das stufenartige Gebilde, auf dem die drei Bestplatzierten eines Rennens ihre Preise in Empfang nehmen.

Querstellen:

Das große Ziel ist es immer einen feinen Schwung in den Schnee zu setzen, ohne dass es staubt. Nach einem Fehler kann es aber passieren, dass der Rennfahrer die Ideallinie verlassen muss und somit das nächste Tor nicht optimal ansteuern kann. Fährt er in einer zu engen Linie zu schnell auf das Tor zu, stellt er quer, er bremst mit quer zur Fahrtrichtung gestellten Skiern. Das kostet viel Zeit und Geschwindigkeit, kann aber vor einem Ausfall retten.

Renndirektor (race director):

Sie sind eine Art verantwortlicher Oberaufseher und als solcher zuständig für den korrekten Ablauf eines Rennens.

Rennleiter (chief of race):

Ist von Seiten der Organisatoren zuständig für den korrekten Ablauf eines Rennens, besonders für die Pistenpräparierung. Verbindungsmann der Organisatoren zum FIS-Renndirektor.

Auf der nächsten Seite geht es weiter mit "Schlagig" bis "Wüiäl"...
Schlagig/Unruhig/Rippig:

Wenn eine Piste - meist gegen Ende eines Rennens - schon arg strapaziert ist, bilden sich auf ihr Rillen oder Riefen, meist an den Richtungstoren. Dann ist die Piste unruhig - oder schlagig.

Ski freigeben/Ski laufen lassen:

Damit ist das Fahren mit möglichst wenig Kanteneinsatz gemeint. Je schneller man den Ski nach einer Kurve wieder freigibt, desto schneller kann man wieder Geschwindigkeit aufbauen.

Speed-Disziplin:

Abfahrt und Super-G werden gemeinhin als "Speed"-Disziplinen bezeichnet, wohingegen Slalom und Riesenslalom "technische Wettbewerbe" sind.

Torlauf/Riesentorlauf:

Antiquierte, in Österreich aber gebräuchliche Bezeichnung für (Riesen-)Slalom.

Traverse:

Schrägfahrt über einen Steilhang.

Vertikale:

Als Vertikale werden direkt nacheinander gesteckte Tore bei einem Slalom bezeichnet, die im Gegensatz zu den meisten Toren nicht in einer horizontalen Linie gesetzt werden.

Wüiäptor:

ORF-Kommentator Rainer Pariasek meint damit die WM-Piste "Raptor" in Beaver Creek.

Wüiäl:

ORF-Kommentator Rainer Pariasek meint damit den WM-Ort Vail.

Auf der nächsten Seite lesen Sie alles über Abfahrt, Riesentorlauf und Co.

Allgemeines zu den Disziplinen

Was im allgemeinen Sprachgebrauch unter Skifahren verstanden wird, ist im Rennsport unter dem Begriff Ski Alpin zusammengefasst. Der erste alpine Skiwettkampf, eine Art Abfahrt, fand um 1850 in Oslo statt. Später verbreitete sich diese Sportart über das restliche Europa und die Vereinigten Staaten von Amerika.

1905 veranstaltete der österreichische Skipionier Matthias Zdarsky in Lilienfeld den ersten Slalom der Skigeschichte. 1936 fand mit dem Kombinationsbewerb für Herren und Damen in Garmisch Partenkirchen erstmals eine Disziplin des alpinen Skilaufs Aufnahme in das Programm der Olympischen Winterspiele.

Die alpinen Bewerbe bestehen aus fünf Disziplinen:

Abfahrt

Die Abfahrt gilt für viele als "Königsdisziplin", da sie nicht nur anspruchsvolle Kurven, Sprünge und Gleitphasen beinhaltet, sondern auch die höchsten Geschwindigkeiten (bis zu 150km/h) aufweist und deshalb neben einer exzellenten Skitechnik auch jede Menge Mut von den Läufern und Läuferinnen verlangt. Die Abfahrt weist die längste Strecke aller Disziplinen auf und ist nach dem Slalom der zweitälteste alpine Skiwettbewerb. Vor einem Rennen finden zusätzlich ein bis drei Trainingsläufe statt, damit sich die FahrerInnen den Streckenverlauf möglichst genau einprägen können. Bei der Abfahrt absolvieren alle SkiläuferInnen einen Lauf. Wer die schnellste Zeit erzielt, ist Sieger.

Super-G

Der Name Super-G steht eigentlich für Super-Riesenslalom (Super Giant Slalom). Der Super-G wurde 1982 in den Weltcup-Kalender aufgenommen und ist nach der Abfahrt die zweitschnellste Disziplin im alpinen Skisport. Die Strecke beim Super-G ist zwar kürzer als bei der Abfahrt, aber technisch anspruchsvoller, da es wesentlich mehr Richtungstore gibt, die zudem enger gesetzt sind. Gemeinsam mit der Abfahrt zählt der Super-G zu den sogenannten "Speed-Bewerben", die von den Sportlern und Sportlerinnen vor allem Kraft, Ausdauer und Mut verlangen. Wie bei der Abfahrt entscheidet eine Laufzeit über das Resultat.

Riesenslalom

Wird auch als GS (Giant Slalom) oder Riesentorlauf (RTL) bezeichnet. Die zu umfahrenden Tore sind so gesetzt, dass ständige Richtungswechsel erfolgen. Da ein Riesenslalom-Kurs weniger Tore aufweist als ein Slalom und diese auch in einem größeren Abstand zueinander stehen, sind bedeutend weniger Schwünge erforderlich, wodurch die Rennläufer mehr beschleunigen können. Gemeinsam mit dem Slalom zählt der Riesenslalom zu den sogenannten Technik-Bewerben. Beim Riesenslalom werden zwei verschiedene Läufe auf der gleichen Piste absolviert. Beide Läufe finden am selben Tag statt und die beiden Laufzeiten werden addiert. Die schnellste Gesamtzeit ermittelt den Sieger.

Slalom

Der Slalom, oft auch als Torlauf bezeichnet, ist der älteste Wettbewerb im alpinen Skisport und gleichzeitig der technisch anspruchsvollste. Er weist sehr kurze Torabstände auf, die extrem kurze Schwünge und schnelle Richtungswechsel erfordern. Die Läufer und Läuferinnen kommen beim Slalom sehr nah an die Stangen heran, weshalb sie diese mit den Händen wegschlagen müssen, um den Schwerpunkt möglichst nahe an der Falllinie zu halten. Wie im Riesenslalom werden zwei verschiedene Läufe auf der gleichen Piste absolviert. Die Zeiten der beiden Läufe werden addiert. Der Rennläufer und die Rennläuferin mit der schnellsten Gesamtzeit haben gewonnen.

Super-Kombination

Die Super-Kombination ist eine neue Variante der früheren Alpinen Kombination und besteht aus nur einem Slalomlauf sowie einer verkürzten Abfahrt oder einem Super-G-Lauf. Beide Läufe werden am selben Tag mit einem kurzen zeitlichen Abstand durchgeführt. 2005 wurde die erste Super-Kombination als Weltcup-Bewerb ausgetragen. 2007, bei der Alpinen Ski-WM in Åre (SWE) wurde die Super-Kombination erstmals bei einem Großereignis durchgeführt. Die klassische Alpine Kombination wurde aus dem Programm gestrichen.

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