Österreich

Skurril: Einbruchsopfer wurde selbst angeklagt

Heute Redaktion
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Vorsorge bescherte ihm große Sorgen: Nachdem Ganoven in seine Wiener Wohnung eingestiegen waren, meldete Jasmin R. seiner Versicherung den Schaden. Konsequenz: Er wurde selbst angeklagt.

Dass ein Diebstahlsopfer als Angeklagter aussagen muss, erstaunte selbst altgediente Gerichtskiebitze in Wien. Auch Restaurantfachmann Jasmin R. kann die verworrene Causa, in die er geschlittert ist, kaum fassen. Zutaten: ein Einbruch, zwei Gutachter und ein skurriler Verdacht.

Enormer Schaden

Aber der Reihe nach: "Ich war von 2. bis 10. Februar mit meiner Frau und unserem Sohn auf Heimaturlaub in Bosnien, als unbekannte Täter in unsere Wohnung in Simmering eingestiegen sind und eine Nikonkamera, teure Objektive sowie ein Apple Notebook mitgehen ließen", sagt Jasmin R. zu "Heute".

Schaden: 13.600 Euro. Als die Familie heimkehrte, bemerkte sie den Coup und alarmierte die Polizei. Zuerst ging alles den gewohnten Gang: Die Kripo nahm die Anzeige entgegen, sicherte Spuren und begann mit der Suche nach den Tätern.

Laut Versicherung Einbruch vorgetäuscht

Bald meldete der 45-Jährige seiner Versicherung den Schaden. Diese schickte Gutachter. "Nach ihrer Untersuchung sagten sie mir: Sie können renovieren. Gott sei Dank habe ich das nicht getan", schildert Jasmin R.

Denn: Die vom Konzern bestellten Sachverständigen kamen zum Schluss, dass Jasmin R. den Diebstahl nur vorgetäuscht habe, um die Versicherung zu schädigen, und informierten die Polizei. "Völlig absurd. Mein Klient hat keine Vorstrafen, war nie arbeitslos", so Anwalt Mirsad Musliu (Kanzlei Rast).

Opfer freigesprochen

Er verteidigte den unter Betrugsverdacht Stehenden (Strafrahmen: drei Jahre Haft) und forderte die Bestellung eines Gerichtsgutachters. Dieser zerlegte die Versicherungsdossiers ("traurig für unseren Berufsstand") und entlastete Jasmin R. Dieser wurde rechtskräftig freigesprochen.

Musliu: "Wir haben uns nicht einschüchtern lassen. Interessant wäre aber, wie viel Geld sich Versicherungen durch derartige Praktiken sparen."