Science

"Wir lebten monatelang in einem Dachsbau"

Der britische Tiermediziner Charles Foster startete mit seinem 8-jährigen Sohn Tom einen Selbstversuch und lebte wochenlang unter freiem Himmel.

Christine Kaltenecker
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Forscher Charles Foster lebte monatelang mit seinem 8-jährigen Sohn in der freien Natur und schlief in Dachsbauten.
Forscher Charles Foster lebte monatelang mit seinem 8-jährigen Sohn in der freien Natur und schlief in Dachsbauten.
Picturedesk©Mark Bowler

Mittlerweile ist Charles Fosters Sohn Tom 15 Jahre alt und erinnert sich gerne an die Zeit im Dachsbau zurück. "Ein Bauer hat uns mit einem Bagger eine kleine Höhle ausgehoben, die haben wir mit trockenem Farn ausgekleidet. Darin haben wir dann zusammengerollt geschlafen", erzählt Tom gegenüber Zeit-Online. Um die Geschichte zu verstehen, muss man wissen, dass es sich bei Charles Foster um einen Forscher und Tiermediziner handelt, der mittlerweile in Oxford unterrichtet und philosophische Bestseller schreibt. Aber ein Leben als Dachs?

Foster wollte einen Perspektivenwechsel und die Natur besser verstehen, verriet er der Berliner Morgenpost 2017. Er sammelte anhand seiner Selbststudie immerhin so viele Erkenntnisse, dass ein Buch mit dem Titel: "Der Geschmack von Laub und Erde" entstand.

Eine Matratze aus Farngestrüpp

Vater und Sohn wilderten also wochenlang in der freien Natur umher und imitierten Fuchs, Dachs, Rothirsch oder Mauersegler. Gegessen wurden beispielsweise Würmer und geschlafen auf Matratzen aus Farngestrüpp. Auf die Frage hin, warum er seinen Sohn auf seine Forschungsexpedition mitnahm, antwortete er: "Erwachsene unterteilen den Wald in Dinge, die sie sehen, schmecken, hören, fühlen und riechen können. Kinder tun das nicht. Sie nutzen alle Sinne gleichzeitig und bekommen so einen umfassenderen Eindruck davon, wo sie sind. Deshalb haben sie auch eine viel bessere Vorstellung davon, was ein Wald ist".

Komplett durchgeknallt?

Doch damit nicht genug. Er wechselte den Schauplatz von den walisischen Black Mountains zur Großstadt London und schlug sich als "Stadtfuchs" durch, indem er auf allen Vieren die Mülltonnen der Londoner plünderte. Auch wenn sich jetzt bestimmt viele die Frage stellen, ob dieser Typ komplett durchgeknallt sei, so hat Foster eine gute Antwort parat: "Wir haben unsere Instinkte verlernt. Der Mensch habe gegen jeden gewonnen und dabei fast alles verloren".