Szene

Slipknot gaben bei miesem Stadthallen-Sound alles

Die neunköpfige Metalband aus Iowa füllte am Valentinstag die Wiener Stadthalle. Und war mit Herzblut am Start.

Heute Redaktion
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"We Are Not Your Kind" lautet der Titel des aktuellen Albums vom Slipknot, mit dem man schon seit mehr als einem halben Jahr rund um den Globus tourt. Vergangenen Juni war man am Nova Rock zu Gast, jetzt gab es eine Show vor ausverkauftem Haus in der Wiener Stadthalle. Der wohl härteste Headliner, den der Vogelweidplatz je gesehen hat, offenbarte einmal mehr die akustischen Verbesserungsfelder des größten Veranstaltungsortes der Hauptstadt. Nicht nur "People = Shit", sondern auch "Sound = Shit".

Stimmiger Anheizer Behemoth

Aber der Reihe nach. Behemoth, der Opener aus Polen, sorgte für eine Premiere. Noch nie zuvor hat eine Blackend Death Metal in der Stadthalle von der großen Bühne aus ihr unchristliches Liedgut in die Menge speien dürfen. Das Quartett, angeführt von Gitarrist und Sänger Nergal, schlug sich recht eindrucksvoll und lieferte in den rund 40 Minuten Spielzeit optisch und atmosphärisch ein gelungenes Set ab. Der Sound ließ schon hier etwas zu wünschen übrig.

Die Umbaupause für den Headliner nahm dann eine Dreiviertelstunde in Anspruch. Neun Leute auf der Bühne brauchen schließlich viel Platz und Auslauf, um auch körperlich in ihre, Sound aufzugehen. Ein riesiger Vorhang, auf dem in ebenso riesigen Lettern der Name "Slipknot" stand, kündigte an, wer in den nächsten 90 Minuten das Sagen haben wird. Wie immer läutete der AC/DC-Klassiker "For Those About To Rock (We Salute You" den Countdown zum wortwörtlichen Startschuss der Show ein.

Von Beginn an hatte Frontmann Corey Taylor das Publikum in der Stadthalle, von ihm mehrfach als "crazy motherfuckers" bezeichnet, fest im Griff. Flankiert von den beiden Percussion-Türmen, auf denen Shawn Crahan und New Guy herumwirbelten, spielte sich die Band durch einen gelungenen Mix aus alten Hits und Songs von "We Are Not Your Kind". Trotz des teilweise echt schlechten Sounds ließen sich Kracher wie "Disasterpiece", "Psychosocial" oder der erste große Song der Bandgeschichte "Wait and Bleed" eindeutig identifizieren.

Die Fans aka "crazy motherfuckers" feierten ihre Helden trotzdem, als gäbe es kein Morgen. Slipknot zeigten in der Stadthalle erneut eindrucksvoll, dass sie trotz der Härte ihrer Musik in der Lage sind, am Mainstream anzuklopfen. Ähnlich wie das Metallica Anfang der 1990er geschafft haben, ziehen jetzt Corey Taylor und Co. als letzte große Überlebende der Blütezeit des Nu Metal Leute an, die sich sonst nicht unbedingt auf einem Metal-Konzert verirren würden.

Sänger Corey Taylor versprach seinen Fans, die ihm und Slipknot seit zwanzig Jahren die Treue halten, kurz vor dem Ende des Konzerts, dass, sollte alles nach Plan verlaufen, man auch die nächsten zwanzig Jahre nicht vor hat, sich aus dem aktiven Showgeschäft zurückziehen zu wollen. Die "Maggots" werden ihn beim Wort nehmen, um auch 2040 noch mit "Duality", "(sic)", "People = Shit" und "Surfacing" nach Hause geschickt zu werden. Vielleicht kriegt man bis dahin ja den schwammigen Sound in der Stadthalle in den Griff.

Konzerthighlights 2020

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