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"SNK vs. Capcom: Card Fighters‘ Clash" – uralt und gut

Sagat gegen Yamazaki, Kazuki gegen Mega Man: Im Retro-Game "SNK vs. Capcom: Card Fighters‘ Clash" für Switch treffen Kartenhelden aufeinander.

Rene Findenig
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Uralt, aber gut: Retro-Fans kommen mit "SNK vs. Capcom: Card Fighters' Clash" auf ihre Kosten.
Uralt, aber gut: Retro-Fans kommen mit "SNK vs. Capcom: Card Fighters' Clash" auf ihre Kosten.
Nintendo

Es ist ein Titel, der sich wohl eher an absolute Retro-Fans richtet: Für die Nintendo Switch wurde das 1999 auf dem Neo Geo Pocket Color und 2007 auf der Nintendo DS veröffentlichte Game "SNK vs. Capcom: Card Fighters‘ Clash" nun neu aufgelegt. Das Karten-Kampfspiel lässt bekannte Charaketere der beiden Unternehmen SNK und Capcom gegeneinander antreten. Was spannend klingt, ist aber eher etwas für Game-Enthusiasten, denn die Figuren konkurrieren einzig und alleine in Kartenform.

Das Besondere ist, dass im Original zwei Versionen des Games erschienen waren, einmal in SNK- und einmal in Capcom-Sicht. Die Switch-Version fasst nun beide Versionen zusammen und lässt Spieler am Anfang auswählen, auf welcher der beiden Seiten er stehen will. Die Auswirkungen sind dabei nicht allzu dramatisch: Man verfügt zwar über jeweils andere Spiel-Helden und ein eigenes Kartendeck, der Ablauf und die Heldenwerte gleichen sich in beiden Fällen aber über weite Strecken.

Kartenspiel ohne komplexen Tiefgang

Dieser Umstand geht soweit, dass viele SNK- und Capcom-Helden nicht nur über ähnliche Namen, sondern auch fast identische Werte verfügen. Auch die Wahl des Haupt-Helden ist eher nebensächlich, denn im Verlauf des Spiels erlebt man Mini-Absteuer und -Treffen auch mit allen anderen wählbaren Helden. Im Kern startet das Spiel als klassisches Karten-Game, in dem man gegen die KI antritt und bei dem man aus seinem Deck an Helden bis zu drei Karten auf einem Spielfeld platziert.

Die Mechaniken sind dabei recht einfach zu lernen: Jeder Charakter verfügt über einen eigenen Angriffswert – treffen zwei Karten aufeinander, zerstört die stärkere die schwächere. Ziel ist es, so die Karten des Gegners zu besiegen und dann durch direkte Angriffe seine Lebenspunkte auf 0 zu bringen. Das kennt man aus Games wie "Yu-Gi-Oh! Duel Links", wobei "SNK vs. Capcom: Card Fighters‘ Clash" sich bei weitem nicht solch komplexen Funktionen und Effekten widmet.

Sonder- und Spezialeffekte gefallen

Die wichtigsten Prinzipen haben Spieler schnell verstanden: Gleich starke Karten schalten sich gegenseitig aus, stärkere Karten schlagen schwächere und für gewonnene Partien gibt es bis zu drei neue Karten für das eigene Deck. Einige Charaktere haben Mini-Sonderboni, spielverändernd sind die aber nicht. Sonder- und Spezialeffekte über eigene Karten gibt es auch, aber nicht viele. So können einige Karten die Lebenspunkte des Gegners direkt angreifen oder die Angriffsstärke anderer Karten reduzieren, wie in "Duel Links" mit einer einzigen Karte ein Match zu drehen ist aber kaum möglich.

Pro Runde dürfen Spieler je eine Karte ausspielen, was den taktischen Spielraum zudem maximal einschränkt. Meist bleibt da nicht viel Auswahl, ob man sich nun mit einer Karte vor Angriffen schützt oder mit einem Spezialeffekt seine Offensive stärkt – meist fällt die Wahl auf Ersteres. Einzig seine Spezialpunkte sollte man im Auge behalten, die sich mit jeder ausgespielten Karte erhöhen und die entweder für das Auslösen der genannten Spezialeffekte oder für gemeinsame Angriffe von mehreren Karten genutzt werden können. Die Karten greifen dabei einen Helden und gleichzeitig die Lebenspunkte an.

Auffällig lange Match-Runden möglich

Eine Besonderheit bietet das Game allerdings, denn der Spieler darf entscheiden, ob sich eine Karte beziehungsweise ein Held gegen einen Angriff überhaupt wehren soll. taktisch bringt das zumindest etwas Würze ins Spiel, denn oft ist es gescheiter, eine Karte für einen freien Spielplatz zu opfern, statt eine im Angriffswert geschwächte Karte auf dem Spielfeld liegen zu lassen. Der beschriebene Ablauf zeigt aber auch eines schnell: Die Karten-Matches können sich schnell in die Länge ziehen und schon mal gut und gerne zehn Minuten dauern. Die KI trägt dabei vieles zur Länge der Matches bei.

    Es ist ein Titel, der sich wohl eher an absolute Retro-Fans richtet: Für die Nintendo Switch wurde das 1999 auf dem Neo Geo Pocket Color und 2007 auf der ...
    Es ist ein Titel, der sich wohl eher an absolute Retro-Fans richtet: Für die Nintendo Switch wurde das 1999 auf dem Neo Geo Pocket Color und 2007 auf der ...
    Nintendo

    Die Computer-KI agiert meist extrem defensiv, was die menschlichen Spieler ebenfalls dazu zwingt, sich eine gute Verteidigung aufzubauen, bevor das Spiel mit den wirklichen Angriffen eingentlich beginnt. Schade ist, dass man zu diesem langsamen Kurs regelrecht gezwungen wird, weil es kaum Freiheiten für ultra-aggressive Taktiken oder gar Konter-Strategien gibt. Schnelle Matches sind außerdem kaum möglich. Dafür darf man sich über nette Spielfelder im Spielhallen-Stil und zahlreichen Hommagen an die vorkommenden SNK- und Capcom-Helden freuen.

    Retro-Fans liegen mit der Version goldrichtig

    Im coolen Retro-Look uralter Zeiten ist auch die Spielgrafik gehalten. Geschmackssache ist dabei die virtuell eingeblendete Oberfläche des Neo Geo Pocket Color am Bildschirm der Nintendo Switch. Die eigentliche Spielgrafik schrumpft dadurch auf ein Minimum zusammen. Dafür liefert die Neufassung verschiedenste Einstellungs- und Anpassungsmöglichkeiten, mit denen das Spiel auch an die Originalfassung angepasst werden kann. Neu ist auch eine kleine Rückblenden-Funktion, bei der man einen Zug zurückspringen kann, um vielleicht spielentscheidende Fehler doch noch ausbügeln zu können.

    Alle Texte gibt es nur in englischer Sprache, außerdem darf man in den originalen Beschreibungen schmökern, die umfassend ausgefallen sind und schöne Zusatzinfos zu den vorkommenden Helden liefern. Auch Retro-Musik piept unf fiept aus den Lautsprechern. Schade: Einen lokalen Multiplayer gibt es nur auf einer einzigen Switch im Splitscreen mit Blick auf das Gegner-Deck, aber nicht mit zwei Switch-Konsolen. Für Neulinge, die sich an einem Kartenspiel versuchen wollen, bieten sich wohl modernere Games an – Retro-Fans liegen mit "SNK vs. Capcom: Card Fighters‘ Clash" jedoch goldrichtig.

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