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So dreist log der Kapitän der "Costa Concordia"

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Nach dem Schiffsunglück vor der Insel Giglio veröffentlichten italienische Medien den Funkverkehr und die Telefongespräche zwischen dem Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, und der Hafenaufsicht. Darin windet sich der Kapitän trotz klarer Aufforderung, zurück an Bord des sinkenden Schiffes zu gehen.

Nach dem Schiffsunglück vor der Insel Giglio veröffentlichten italienische Medien den Funkverkehr und die Telefongespräche zwischen dem Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, und der Hafenaufsicht. Darin windet sich der Kapitän trotz klarer Aufforderung, zurück an Bord des sinkenden Schiffes zu gehen.

Schettino gab mittlerweile Fehler zu ("Ich war Opfer meiner Gedanken"), geflüchtet sei er aber nicht. Die Passagiere drängten sich nach dem Unfall am Deck, um auf die Rettungsboote zu kommen, berichtete der Kapitän. "Ich hatte nicht einmal eine Schwimmweste an, weil ich sie einem Passagier gegeben hatte. Ich versuchte, die Passagiere in die Schaluppen (Kutter, Anm.) zu bringen. Doch plötzlich hat sich das Schiff um 70 Grad geneigt, ich bin ausgerutscht und in eine Schaluppe gestürzt", rechtfertigte sich Schettino.

Wegen der starken Neigung, konnte er dann nicht mehr in die "Costa Concordia" zurückkehren. Er habe jedoch die Evakuierungsaktion unweit des Schiffes koordiniert.

So liefen angeblich die Gespräche nach dem Unglück ab:



+++ Alle Infos zum Schiffsunglück der Costa Concordia +++


Erstkontakt:

Küstenwache (KW): "Concordia, ist alles ok?"

Francesco Schettino (FS): "Positiv. Wir haben nur eine kleine technische Störung." FS: "Wir haben bloß ein technisches Problem. Sobald wir es gelöst haben, werden wir Sie kontaktieren."

Einige Minuten später:

KW
: "Wie viele Menschen sind an Bord?"

FS: "Zwei-, dreihundert. Ich gehe zurück zur Brücke, um nachzuschauen." KW: "Wie viele Menschen müssen das Schiff verlassen?"

FS: "Ich habe den Eigentümer des Schiffes kontaktiert. Er sagt, dass etwa 40 Menschen vermisst werden."

KW: "Wie kann es sein, dass es nur so wenige Menschen sind? Sind Sie an Bord?"

FS: "Nein, ich bin nicht an Bord, weil das Schiff untergeht, wir haben es verlassen."

KW: "Was meinen Sie, Sie haben das Schiff verlassen?"

  FS: "Nein, nicht verlassen - ich bin hier und koordiniere die Rettungsaktion."

 

KW: "Was koordinieren Sie da? Weigern Sie sich? Gehen Sie zurück an Bord und koordinieren Sie die Rettungsaktion von dort."

 

FS: "Nein, nein, ich weigere mich nicht."

Lesen Sie weiter: "Was wollen Sie tun, nach Hause gehen?" Nach dem Schiffsunglück vor der Insel Giglio veröffentlichten italienische Medien den Funkverkehr und die Telefongespräche zwischen dem Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, und der Hafenaufsicht. Darin windet sich der Kapitän trotz klarer Aufforderung, zurück an Bord des sinkenden Schiffes zu gehen.

Eine Stunde nach dem letzten Gespräch:

KW: "Spreche ich mit dem Kapitän?"

 

FS: "Ja, ich bin der Kapitän. Ja, hier ist Schettino."

 

KW: "(...) Sie kehren jetzt zurück an Bord. Steigen Sie die Leiter hoch. Gehen Sie zurück an Bord (...). Sagen Sie mir, wie viele Menschen an Bord sind. (...) Ich zeichne dieses Gespräch auf, Kapitän Schettino."

FS: (schweigt)

FS: "Kommandeur, in diesem Moment hat das Schiff sich zur Seite geneigt."

KW: "Ich habe verstanden. Hören Sie mir zu: Da sind Menschen, die die Leiter am Schiffsbug herunterklettern. Sie müssen diese Leiter in umgekehrter Richtung nehmen und hochsteigen. Gehen Sie an Bord und sagen Sie mir, wie viele Menschen an Bord sind - ob Frauen, Kinder und Hilfsbedürftige dort sind, sagen Sie mir, wie viele von jeder dieser Gruppen, ist das klar? Sehen Sie Schettino, Sie haben sich vielleicht aus dem Meer gerettet - aber ich werde Ihnen richtig Unannehmlichkeiten bereiten."

 

FS: "Ich bitte Sie, Kommandeur."

 

KW: "Kein bitte, gehen Sie jetzt an Bord. Versichern Sie mir, dass Sie an Bord gehen. Kapitän, das ist ein Befehl, ich befehle jetzt. Sie haben die Evakuierung des Schiffes angeordnet, begeben Sie sich jetzt zum Bug und koordinieren Sie die Aktion von dort. Es gibt schon Tote."

 

FS: "Wie viele?"

KW: "Das sollten Sie mir sagen!"

 

FS: "Kommandeur, aber verstehen Sie, dass es hier dunkel ist und man nichts erkennen kann?"

 

KW: "Was wollen Sie tun, nach Hause gehen? Kehren Sie zurück an Bord und sagen Sie mir, was getan werden kann, um wie viele Menschen es geht und was sie brauchen. Jetzt!" FS: "Ok, ich gehe."

Schettino ging - aber nicht zurück auf das Schiff, sondern zu einem Taxi, von dem er sich in ein Hotel bringen ließ. Schettino wird mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes mitten in der Evakuierung vorgeworfen. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Familienangehörige warnten in einer Presseaussendung vor einer Hetzkampagne gegen den Kapitän und baten um Respekt für seine Rechte.