So entkam der Angeklagte aus dem Landesgericht

Langsam klärt sich, wie jener Angeklagte, der am Donnerstag aus dem Landesgericht Wien flüchten konnte, das schaffte. Plus: Auf ihn wartet deswegen keine Strafe.

Der Angeklagte, ein Häftling der Justizanstalt Wien-Simmering, wurde Donnerstagvormittag in einen Gerichtssaal im dritten Stock des Wiener Landesgerichts geführt – ohne Handschellen. Ihm wurde wegen Körperverletzung, gefährlicher Drohung und wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz der Prozess gemacht. Danach kam es zur spektakulären Flucht.

Mobiltelefon löste die Flucht aus

Nach dem Prozess in einem der hintersten Säle des Straflandesgerichts wurde der Angeklagte aus dem Raum geführt. Dabei bückte er sich, um sich die Schuhe zuzubinden. In diesem Moment rutschte ihm laut Augenzeugen ein Mobiltelefon aus der Tasche. Die Justizwachebeamten wollten ihn daraufhin durchsuchen, dabei riss er sich los.

Das Landesgericht wurde daraufhin komplett abgeriegelt. Justizwache und Polizei kontrollierten jede Person einzeln beim Verlassen des Gebäudes. Zudem wurde ein Bild des Angeklagten vorgezeigt, das einen Mann mit südländischem Aussehen und Bart zeigte. Inzwischen hatte der Angeklagte das Landesgericht aber bereits verlassen können.

So konnte der Mann "verschwinden"

Wie der Mann an Justizwache und Sicherheitsschleusen vorbeikam? Von jenem Raum aus, in dem der Prozess stattfand, rannte der Angeklagte über einen Gang und Stiegen zum Großen Schwurgerichtssaal und verließ das Gebäude in dessen Nähe über einen Notausgang bei der Alser Straße. Abgeriegelt waren allerdings nur der Hauptausgang bei der Landesgerichtsstraße und der Hinterausgang bei der Wickenburggasse.

Nach einer Durchsuchung des gesamten Gebäudes wurde die Sperre aufgehoben, der Flüchtige war nicht auffindbar. Nun fahndet die Polizei nach dem Häftling. Interessant: Auf ihn wartet wegen der Flucht keine weitere Strafe, sollte er wegen der eigentlich angeklagten Vergehen verurteilt werden. Allerdings nur, wenn er keine Körperverletzung auf seiner Flucht begangen hat.