Wirtschaft

So fressen Steuern unsere Gehälter auf

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Bis Ende April hat die Mehrzahl der Österreicher ihren Steuerausgleich bereits gemacht und auch schon Geld vom Staat zurückbekommen. Ein wenig Balsam auf die Wunden vieler, die zwar ein mitunter ordentliches Bruttogehalt am Lohnzettel finden, unterm Strich aber wenig Netto wirklich im Geldbörserl bleibt.

. Ein wenig Balsam auf die Wunden vieler, die zwar ein mitunter ordentliches Bruttogehalt am Lohnzettel finden, unterm Strich aber wenig Netto wirklich im Geldbörserl bleibt.

Der Spitzensteuersatz von 50 Prozent gilt in Österreich als Symbol für eine starke Belastung besonders gut verdienender Menschen. Aus Sicht von Firmen ist eine 50-prozentige Belastung der Löhne mit Steuern und Abgaben hingegen mittlerweile trotzdem die Regel geworden. Schon bei Monatseinkommen von brutto 3.000 Euro bleibt dem Mitarbeiter netto weniger als die Hälfte der Lohnkosten übrig.

Die verzerrte Wahrnehmung entsteht, weil die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber am Gehaltszettel nicht aufscheinen. Gerade diese diskret versteckten Nebenkosten sind aber bei Einkommen bis 5.000 Euro mit rund 30 Prozent des Bruttolohns besonders hoch.

Hohe Einkommen haben es besser

Danach sinken die Arbeitgeber-Zusatzkosten prozentuell, bei 36.000 Euro Monatsgehalt/500.000 Jahresgage - ab diesem Betrag soll künftig eine zusätzliche Besteuerung greifen - liegen sie "nur" mehr bei 12 Prozent.

Zweiter Effekt, der die Belastung von hohen Einkommen dämpft, ist die Deckelung der Sozialversicherungsabgaben. Bis 4.530 Euro monatlich (63.420 Euro/Jahr) kostet die Sozialversicherung knapp 18 Prozent des Bruttoeinkommens, danach steigt sie aber nicht mehr. Bei einem Jahreseinkommen von 500.000 Euro macht der Sozialversicherungsabzug (konstant 11.370 Euro/Jahr) daher nur mehr 2,2 Prozent aus.

Österreicher stöhnen unter Steuerlast

Martin Grill, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterfirma ECOVIS Austria, nennt die Abgabenbelastung "irrwitzig", vor allem im internationalen Vergleich. Schon bei niedrigen Einkommen wird jeder zusätzliche Euro Gehalt zur Hälfte von Steuern und Abgaben aufgefressen. "In der Politik wird immer auf Höchstgehälter Bezug genommen, aber schon normale Durchschnittsgehälter sind betroffen", kritisiert Grill.

Auch steigt die Belastung mit Steuern und Abgaben bis hinauf zu Spitzeneinkommen nicht mehr. Bei 36.000 Euro monatlich (500.000 Euro im Jahr) muss die Firma sogar prozentuell etwas weniger Abgaben veranschlagen.

Die "Ärmsten" sind die mit 5.000 Euro brutto

Die prozentuell höchste Abgabenquote gibt es bei einem Monatsbruttoeinkommen von 5.000 Euro: von 100 Euro, die der Arbeitgeber ausgibt, bleiben dem Arbeitnehmer in dieser Einkommensklasse netto nur 47,2 Euro. Bei einem Einkommen von jährlich 500.000 Euro bleiben netto 48,85 Prozent, also um 1,65 Prozentpunkte mehr, übrig.

Zu hohe Lohnkosten

Aus Sicht des Arbeitgebers gibt es also für Löhne ab 3.000 Euro monatlich (42.000 Euro im Jahr) keine Degression mehr - gleichsam eine "Flat-Tax" (inklusive Sozialversicherung). Und auch niedrigere Einkommen sind nur geringfügig weniger belastet.

Bei einem Einkommen von gut 2.000 Euro brutto - das entspricht etwas weniger als dem österreichischen Durchschnitt - bleiben netto auch nur 55 Prozent der Lohnkosten im Börsel. Selbst bei einem an sich lohnsteuerfreien Einkommen von 1.000 Euro brutto im Monat sieht der Arbeitnehmer nur 62 Prozent der Ausgaben des Arbeitgebers am Konto: Von den jährlich 14.000 Euro gehen 2.500 Euro an die Sozialversicherung, 4.470 Euro muss der Arbeitgeber für Nebenkosten drauflegen.