Österreich

So gefährlich sind die Jugendbanden in Wien

Heute Redaktion
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Das Magazin "Biber" interviewte minderjährige Gang-Mitglieder in Wien. Raubüberfälle, Schlägereien und Drogendeals stehen an der Tagesordnung.

Erst vor kurzem wurde ein 15-Jähriger in der Seestadt Aspern in Wien-Donaustadt von einer Teenie-Gang brutal zusammengeschlagen, wir berichteten. Ein Video von der Tat schockierte im Netz. Das Jugendamt prüft den Vorfall, Ermittlungen der Polizei laufen.

Die Prügel-Attacke ist leider kein Einzelfall. Gleich mehrere Jugendgangs sind derzeit in Wien aktiv, die jüngsten Mitglieder sind noch nicht einmal 14 Jahre alt. Das Magazin "Biber" hat in der Szene recherchiert und Angehörige der Gangs interviewt. "Ich habe die Jugendlichen über Instagram kontaktiert", erzählt Autorin Aleksandra Tulej. "Sie zeigen Waffen und posten Videos und sind stolz darauf." Die Journalistin (27) verwendete viel Zeit, um Vertrauen zu den Teenie-Gangstern aufzubauen. "Bis zu einem Treffen hat es lange gedauert."

"Geld haben wir genug"

"Wir können uns jetzt nicht treffen, ich werde gerade von der Polizei gesucht", schrieb Jugendgang-Mitglied Omar (Name geändert) Aleksandra auf Instagram. Mit 15-Jahren hat Omar angeblich schon mehrere Raubüberfälle und Drogendelikte auf dem Kerbholz. "Geld haben wir genug", lässt er die Redakteurin wissen. Äußerlich schaut er mit seinen weißen Turnschuhen, kurzen Haaren und der Sportjacke aus wie ein normaler Jugendlicher. Doch hinter dem lockeren Outfit schlummert kriminelle Energie.

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Omar kam mit seinen Eltern aus dem Irak, lernte in Wien schnell falsche Freunde kennen. Er habe sicher schon "über hundert" Leute in Wien überfallen", prahlt der Jugendliche. Wenn einer von uns wegen etwas Kriminellem in der Zeitung landet, schreiben wir uns dann auf Whatsapp "Du bist in Zeitung. Bleib lieber zuhause". Raubopfer werden nach dem äußeren Erscheinungsbild ausgewählt, hat jemand Markenkleidung und teure Kopfhörer kann er ins Visier krimineller Jugendlicher geraten. Nur Frauen und Mädchen würde man nicht überfallen, erzählt Omar. In Parks in Wien-Ottakring, bei U-Bahnstationen am Gürtel, bei der Lugner City oder am Handelskai hänge man ab. Ob sie jemandem 10 oder 100 Euro abnehmen spiele keine Rolle. "Hauptsache Gewinn", sagt der 15-Jährige in "Biber".

"Keine Angst, hinter Gittern zu stehen, aber Angst, Tränen in Mamas Augen zu sehen"

Der Bursche und seine Gang tragen Schlagstöcke, Pistolen und Messer. Wie man an die Waffen kommt? "Kennst Excalibur City an der tschechischen Grenze? Da verkaufen Chinesen ur viel Zeug, da kriegst du alles", erzählt ein 15-jähriger Pole aus einer anderen Jugendgang. Seine Bande konzentriert sich mehr auf Drogenhandel. "Drogen verticken fast nur Ausländer, aber kaufen tun dann die Österreicher. Die haben nämlich Geld", erzählt er.

Die Burschen haben Bekannte, die im Gefängnis sind. Auch sie könnten dort enden, doch Angst haben sie angeblich keine davor. "Keine Angst, hinter Gittern zu stehen, aber Angst, Tränen in Mamas Augen zu sehen", sagt Omar im "Biber"-Interview.

(pet)