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Chefarzt mit Corona infiziert - so geht es ihm jetzt

Heute Redaktion
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Der Oberarzt der Isolierstation an der Uniklinik Thübingen, Stefano Fusco, im Gespräch mit dem 59-jährigen Patienten.
Der Oberarzt der Isolierstation an der Uniklinik Thübingen, Stefano Fusco, im Gespräch mit dem 59-jährigen Patienten.
Bild: Lisa Vitovec/ Uniklinikum

"Man riecht das Coronavirus nicht, man sieht es nicht, man schmeckt es nicht": Der Oberarzt der Pathologie am Uniklinikum Tübingen hat sich mit Covid-19 infiziert und spricht über den Alltag auf der Isolierstation

Das Coronavirus breitet sich immer weiter aus. In Österreich sind aktuell 14 Personen an Covid-19 erkrankt ("Heute" berichtet). Auch bei unseren Nachbarn in Deutschland werden täglich mehrere Neu-Infektionen gemeldet. Einer der 117 Infizierten ist Oberarzt der Pathologie am Uniklinikum Tübingen.

Bei der Tochter angesteckt

Er hatte sich bei seiner Tochter angesteckt, die erst am Sonntagabend von einem Italienurlaub heimgekehrt war. Sie und ihr Freund hatten sich in Mailand mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Was auf der Heimfahrt mit einem leichten Kratzen im Hals begann, endete vorerst für die Drei in Quarantäne.

Der 59-Jährige verbringt jetzt mindestens zehn Tage auf der Isolierstation "seines" Krankenhauses. Besuche sind auf ein Minimum reduziert. "In diesen Zimmern sind sonst auch Patienten mit einer Grippe oder mit Tuberkulose untergebracht. Die Patienten sind nicht in einem Hochsicherheits-Isolationsbereich wie etwa bei Ebola", sagt Stefano Fusco, Oberarzt auf der Isolierstation.

"Ich selbst hätte das Coronavirus nicht bemerkt"

Wer dennoch sein Zimmer betreten möchte, muss eine mühevolle Prozedur über sich ergehen lassen: einen wasserabweisenden Schutzkittel anziehen, eine Atemfiltermaske der Stufe FFP2, eine Schutzbrille und Handschuhe, die über die Kittelärmel reichen. Verlässt man das Zimmer wieder, verschwindet alles in einer schwarzen Box und wird entsorgt. Alltag für die Ärzte und Pflegekräfte.

Derzeit sind in Österreich 14 Coronavirus-Fälle bestätigt. Alle aktuellen Infos dazu findest du auch im "Heute"-Live-Ticker.

"Mir geht es gut. Ich spüre nichts, habe meine volle Leibeskraft und staune über die Dinge, die da in der Außenwelt so vor sich gehen. Man riecht das Coronavirus nicht, man sieht es nicht, man schmeckt es nicht. Es ist einfach da. Ich selbst hätte es nicht bemerkt", erzählt der 59-Jährige dem "Spiegel". Auch seiner Tochter und ihrer Reisebegleitung ginge es gut. Daher hielte sich auch die Behandlung in Grenzen. Außer gelegentlichem Fieber- und Blutdruckmessen könne er "das Ganze einfach aussitzen".

Die weltweite Lage als interaktive Karte:

Anfeindungen in den sozialen Medien

Das einzige Problem, das der Coronavirus derzeit für ihn mit sich bringt, sei, "wenn man in der Klinik WLAN haben möchte, braucht man eine Karte, und die muss man bezahlen. Aber die Geldscheine, die hier bei mir liegen, sind potenziell infektiös. Man darf sie nicht nach draußen bringen. Zum Glück war der Abteilungsleiter so nett und hat für mich ausgelegt. So ist es im Moment: Hinein kann man alles bringen, aber raus geht nichts", scherzt der 59-Jährige.

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