Gesundheit

So groß ist die Gefahr, sich draußen zu infizieren

Luftanhalten, die Seite wechseln oder doch gleich mit Maske in die Natur? Ein Aerosol-Experte erklärt, wie man draußen sicher unterwegs ist.

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Beim Spazierengehen allein? Das war einmal – vor Corona.
Beim Spazierengehen allein? Das war einmal – vor Corona.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Lange verpönt mutiert der Spaziergang während der Coronavirus-Pandemie fast schon zum Trend – weil es aufgrund der Beschränkungen an alternativen Freizeitmöglichkeiten mangelt, aber auch, weil er gut für die Seele ist. Das hat sich allerdings rumgesprochen. Entsprechend voll ist es mitunter auf den Wegen. Die teilt man nämlich nicht mehr nur mit Joggern, sondern auch mit jeder Menge Wanderern, die reden, rufen, lachen – und dabei potenziell infektiöse Aerosole ausstoßen.

Besteht also doch die Gefahr, sich bei der Bewegung an der frischen Luft mit dem Coronavirus zu infizieren?

Es gibt Kleinigkeiten zu beachten

Nein, sagt Gerhard Scheuch, der als Aerosol-Experte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) berät, im Gespräch mit "Deutschlandfunk Kultur". "Joggen, Laufen, Wandern, Spazierengehen, das halte ich für absolut ungefährlich." Vorausgesetzt, man beachte ein paar Kleinigkeiten.

Sie sollten sich nicht sehr lange gegenüber unterhalten.

"Sie sollten sich nicht sehr lange gegenüber unterhalten, also sich zu zweit oder zu dritt in einem engen Bereich aufhalten und lange miteinander reden." Denn dann würde man sich die Aerosole direkt ins Gesicht pusten und die Gefahr wäre etwas größer. Die Situation sei vergleichbar mit der einer Raucherrunde, erklärt der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin: "Wenn Sie mit einem Zigarettenraucher zusammenstehen und der pustet Ihnen ständig den Rauch ins Gesicht, dann sind Sie als Passivraucher auch belastet." Am besten, man bleibe die ganze Zeit in Bewegung.

Wichtig ist die Viruslast

Auch die Gefahr, dass man sich über die von einem heftig atmenden Jogger ausgestoßene Aerosolwolke ansteckt, wie es Anfang der Pandemie noch befürchtet wurde, hält Scheuch für nahezu ausgeschlossen. Die Virenkonzentration, die man während so einer kurzen Begegnung abbekommen könnte, reiche schlichtweg nicht aus, um sich zu infizieren.

Zwar ließe sich diese nicht pauschal benennen, da die für eine Infektion notwendige Viruslast auch immer vom Immunsystem des Empfängers abhängig sei, so Scheuch. Aber nach wie vor gelte, "dass man etwa fünf bis 15 Minuten zusammen sein muss, damit man sich ansteckt." Also deutlich länger als der Überholvorgang eines Joggers dauere.

Maske nur in bestimmten Situationen

Luftanhalten oder die Seite des Wanderwegs wechseln ist aus Sicht des studierten Physikers also nicht vonnöten. Auch das pauschale Tragen einer Maske im Freien, wie es etwa in einigen Orten Deutschlands vorgeschrieben ist, hält er für völligen Unsinn.