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So können Polizeihunde dem Drogentod entrinnen

Schon kleine Mengen Drogen können für Polizeihunde tödlich sein. Die Polizei in den USA testet jetzt ein Gegenmittel.

Heute Redaktion
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Auf der Suche nach Drogen folgen sie ihrer Nase – und riskieren dabei ihr Leben. Wenn Polizeihunde starke Opioide einatmen, kann das für sie tödlich sein. Um ihre vierbeinigen Partner zu schützen, führen Polizisten in den USA bei Razzien nun ein neues Mittel mit: Naloxon, das schon seit Jahren verwendet wird, um menschliche Drogenkonsumenten bei einer Überdosis zu retten.

Die Polizei von Massachusetts zum Beispiel begann mit dem Projekt im März. In Hartford im Bundesstaat Connecticut startete man bereits im Januar.

Drogen, 50-mal so stark wie Heroin

Besonders gefährlich bei Razzien: Fentanyl, ein starkes Schmerzmittel, das im Strassenhandel oft mit Heroin gemischt wird, aber rund 50-mal so stark ist. Der Musiker Prince war im vergangenen Jahr an einer zu hohen Dosis Fentanyl gestorben.

Schon für einen Menschen kann eine kleine Menge in Pulverform gefährlich sein, für Hunde ist das Risiko noch wesentlich grösser, wie der stellvertretende Polizeichef von Hartford, Brian Foley, sagt. Elf seiner Leute mussten nach einem Einsatz im September ins Spital gebracht werden, weil sie mit einem Heroin-Fentanyl-Mix in Kontakt gekommen waren.

"Hunde suchen nicht mit ihren Augen nach Drogen oder fühlen sie mit ihren Fingern, sie atmen sie buchstäblich ein", sagt Foley und fügt an: "Unsere Beamten wollen für ihre Hunde Sicherheit. Sie lieben diese Hunde wie ihre Familie und wollen sie beschützen. Und sie wissen, dass sie sie dem ernsthaften Risiko einer Überdosis aussetzen."

Injektion oder Nasenspray

Naloxon blockiert die Wirkung von Opioiden und macht eine Überdosis mit relativ wenigen Nebenwirkungen rückgängig. Es wird bereits seit langem von Ärzten und Sanitätern eingesetzt. Seit kurzem erhalten es auch Polizisten, Feuerwehrleute und sogar Drogenabhängige und ihre Angehörigen. Menschen und Hunden kann Naloxon per Injektion oder als Nasenspray verabreicht werden. Mit einem Rezept von einem Tierarzt kann man Naloxon auch für die Hunde verwenden.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte die US-Drogenfahndung DEA ein Video, in dem sie die Beamten warnte, dass schon eine kleine Dosis Fentanyl tödlich sein kann. Die Polizisten werden dazu angehalten, mutmaßliches Fentanyl nicht selbst zu testen, sondern in ein Labor zu bringen.

Weiter heißt es im Video: "Fentanyl kann unsere hündischen Begleiter und Partner genauso leicht töten, wie es Menschen töten kann. Deswegen trefft entsprechende Vorsichtsmaßnahmen auch für sie."

"Schon eine kleine Menge reicht"



Andy Weiman, Polizist und Hundetrainer in Broward County in Florida, sagt, ein Tier namens Primus sei bei einem Einsatz in einem Drogenversteck im vergangenen Oktober plötzlich apathisch geworden. Primus und zwei andere Hunde wurden zu einem Tierarzt gebracht, erhielten Naloxon und erholten sich schnell. Weinmann glaubt, dass die Hunde mit Fentanyl in Berührung gekommen sind – möglicherweise auch nur durch Kontakt über die Pfoten. "Es reicht schon eine ganz kleine Menge, um einen Hund zu vergiften, so wie zwei oder drei Sandkörner."

In Massachusetts werden Polizist Stephen Barnes und seine Kollegen dazu angehalten, keine Hunde mehr einzusetzen, wenn Drogen lose herumliegen. "Das ist ein deutlich kritischeres Thema geworden", sagt er.

Sedierung und Erbrechen



Die Symptome eines Opioid-Kontakts sind bei Hunden wie Menschen gleich: Sedierung, verengte Pupillen, Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen und langsame Atmung, wie Martha Smith-Blackmore, Tierärztin und Assistenzprofessorin an der Tufts University, sagt. Manchmal benötigten Hunde sogar mehrere Dosen Naloxon, um die Überdosis zu neutralisieren. Das sei wie beim Menschen.

In Greenville County in South Carolina wurden die Polizisten im Februar geschult, wie sie ihren Hunden Naloxon-Spray verabreichen. "Das gibt uns Sicherheit", sagt der Trainingskoordinator Douglas Wannemacher. "Das Wichtigste ist ein bisschen Vorbeugung: die Verhinderung eines Unfalls mit Menschen, mit den Beamten oder den Hunden." (red)