Österreich

So lief die "Bademantel-Demo" am Ring

Heute Redaktion
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Das Bademantel-Kollektiv im "Straßenkampf": Udo-Jürgens-Fans haben sich am Dienstagnachmittag vor der Staatsoper versammelt, um ab 14.30 Uhr gemeinsam im Zuge eines Werbeevents von Madame Tussauds den 80. Geburtstag des Entertainers zu feiern. Nach herber Kritik an den Vortagen entschied man sich kurzfristig, doch nicht über den Ring zu marschieren, sondern stattdessen die City zu queren.

Das Bademantel-Kollektiv im "Straßenkampf":  Laut Madame Tussauds über 400 Udo-Jürgens-Fans haben sich am Dienstagnachmittag vor der Staatsoper versammelt, um ab 14.30 Uhr gemeinsam im Zuge eines Werbeevents den zu feiern. Nach herber Kritik an den Vortagen entschied man sich kurzfristig, doch nicht über den Ring zu marschieren, sondern stattdessen die City zu queren.

"Wir wollten nach der ganzen Diskussion niemanden verärgern - vor allem die Autofahrer nicht - und haben uns deshalb entschlossen, eine Route über die Kärntner Straße und die Rotenturmstraße zu wählen", erklärte Madame-Tussauds-Chefin Arabella Kruschinski. Nach dem Umzug sprach Madame Tussauds von insgesamt sechs Minuten Behinderung für die Autofahrer und drei Minuten für die Wiener Linien. Ein verschmerzbarer Wert.

Vom Schwedenplatz ging es dann weiter über die Praterstraße bis zum Riesenrad. Noch bis Dienstagvormittag war vorgesehen gewesen, entlang der Ringstraße bis zum Schwedenplatz zu pilgern. Die damit verbundenen (Teil-)Blockaden für den Verkehr hatten seit dem Wochenende für herbe Kritik bis hinauf zu Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) geführt.

Demo zog doch nicht über Ring

Also zog der Tross doch nicht über den Ring, sondern in Absprache mit der Polizei durch die Innenstadt. Die Idee: "Wir gehen mit Udo Jürgens auf die Straße, um einen der größten Entertainer zu ehren und um darum zu kämpfen, dass wieder mehr Lieder von ihm im Radio gespielt werden", umriss Kruschinski den quasi-kulturpolitischen Auftrag. Insofern wolle man die Sache nicht "als reine PR-Aktion" verstanden wissen.

Vor Abmarsch sammelten sich vor der Staatsoper bei prächtigem Herbstwetter die Umzugsteilnehmer. Auf einem Musik-Truck war das Geburtstagskind selbst zu bewundern - allerdings nur als Wachsfigur am weißen Bösendorfer.

Ein ausdauernd hüftschwingender Moderator mühte sich ab, das - anfangs eher spärlich bebademantelte - Publikum mit hoher Seniorenquote mit mehr oder weniger großem Erfolg zum Massenkaraoke zu animieren. Ebenfalls auf der improvisierten Bühne sorgte ein sichtbar professionelles Jürgens-Double samt Frack und rotem Stecktuch für stimmliche Unterstützung.

"Arger Missbrauch"

Der ARBÖ hatte im Vorfeld die Häufung der Veranstaltungen am "Demo-Highway kritisiert", Bürgermeister Michael Häupl sah sogar einen ""argen Missbrauch des Demonstrationsrechts". Häupl sprach sich am Montag aber gegen eine "Anlassgesetzgebung" aus. Er wolle vielmehr an die "Vernunft der Leute" appellieren, sagte sein Sprecher. Man habe lange für das Demonstrationsrecht gekämpft.

Nun Sachen ohne Inhalt zu machen, nur um andere zu ärgern, sei ein "Missbrauch ohne jede Vernunft und Botschaft" dieses Rechtes. Natürlich wolle man nicht am Demonstrationsrecht an sich rütteln, es sei aber zu überlegen, wie man "das bestehende Gesetz auslegen" könne. Das sei aber - ebenso wie eine mögliche Einschränkung - Sache des Bundes.

Neue Regelung geplant

Als erste Reaktion darauf hat die Bundesregierung eine neue Regelung angekündigt, die die Demonstrationsfreiheit auf der einen Seite nicht aushebelt, auf der anderen Seite "Jux-Demos" verhindern soll. Sollte die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt sein, gilt das Demonstrationsrecht nicht.

Ärger bei Wirtschaftskammer

Seit langem schon kritisiert die Wirtschaftskammer Wien den Missbrauch des Demonstrationsrechts in der Bundeshauptstadt. Offenbar zeige diese Dauerkritik nun endlich Wirkung, denn auch die Politik hat sich am Wochenende für eine Eindämmung dieser Spaßveranstaltungen ausgesprochen. "Es ist höchste Zeit, dass hier etwas passiert. Denn die Unternehmer haben ein Recht darauf, unbehelligt ihren Geschäften nachzugehen", sagt Pellet.

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