Politik

So (luftig) wird unser neues Parlament

Heute Redaktion
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Das neue Konzept für die Sanierung des Parlaments ist fertig. Die Adaption des Gebäudes an die zukünftigen Anforderungen erfolgt in mehreren Schritten, die sich an dem architektonischen Konzept Theophil Hansens orientieren und so in der Summe ein homogenes Bild ergeben sollen.

Die in Wien ansässige Bietergemeinschaft Jabornegg & Palffy_AXIS hat am Donnerstag ihre Pläne für den Umbau des Parlamentsgebäudes präsentiert. Vor allem der Plenarsaal und das Besucherzentrum sollen dabei aufgewertet werden. Kostenobergrenze für das Projekt sind 352,2 Mio. Euro mit einem Spielraum von 20 Prozent. Die Veränderungen im Detail:


Die historischen Räume werden nachhaltig in Stand gesetzt, ihre Prägnanz soll durch die teilweise Rücknahme von Einbauten später wieder hergestellt werden.
Zusätzliche öffentliche Räumlichkeiten werden im Erd- und Dachgeschoß hergestellt, und lassen Besuchern die Möglichkeit, am parlamentarischen Leben in einem wesentlich größeren Umfang als bisher teiltznehmen.
Sämtliche öffentlich zugängliche Geschoße werden durch vier neue, zentrale Treppenhäuser verknüpft, die eine attraktive Verbindung zwischen den einzelnen Ebenen anbieten. Nebenbei dienen sie auch als Fluchtwege.
Die neuen Zubauten sind so gestaltet, dass sie das historische Erscheinungsbild mit ihrer Gegenwart nicht überlagern und somit im Gesamten nicht störend wirken.
Ziel ist eine substanzielle Instandsetzung des Parlaments, die Schaffung effizienter Arbeitsbereiche, sowie ein erweitertes räumliches Angebot, das dem zunehmenden öffentlichen Bedürfnis nach Information und Transparenz Platz verschafft.

Lesen Sie weiter: So wird das Besucherzentrum ("Agora) gestaltet

Die zentrale Lage des Haupteinganges bleibt. Die Eingangszone grenzt unmittelbar an die neuen Flächen des Besucherzentrums - der „Agora“ - an.

"Agora": Die neue Agora wird zum Ausgangspunkt für jeden Parlamentsbesuch, und stellt den Besuchern ein umfangreiches Angebot zur Verfügung: Sie schafft einen Ort der Ankunft, der Auskunft, der Versammlung und der Interaktion. Dieser Ort wird mit einem Infoband zum Verlauf der österreichischen parlamentarischen Geschichte umschlossen. Im zentralen Bereich der Agora werden Shop und Infopoint angeordnet.
Ausstellungssäle: Der Agora sind alle öffentlich zugänglichen Flächen zugeordnet. Dazu zählen zwei neue Säle, die sowhol eine Daueraustellung über die parlamentarische Geschichte, als auch Wechselausstellungen bieten.
Gästepanorama: Unterhalb der Plenarsäle werden die beiden Neuen Ausschusslokale angeordnet, diedirekt mit der Agora verbunden sind. Entlang dieser Verbindung sind vier neue Treppenhäuser gelegen, welche  die Funktion der zusätzlichen Fluchttreppenhäuser übernehmen, und zusätzlich eine direkte Verbindung zur zweiten zusammenhängenden Publikumsebene herstellen: dem Gästepanorama.


Lesen Sie weiter: So wird der neue Nationalratssitzsaal

Der Nationalratssitzungssaal lässt sich in seinem gegenwärtigen Zustand  mit einer neuen Infrastruktur verbessern, jedoch werden weitere aktuelle Nutzungsanforderungen damit nicht eingelöst. Bauliche Eingriffe für eine funktionale Optimierung, Barrierefreiheit oder Schaffung des benötigten Bewegungsraumes

für ergonomische Abgeordnetenplätze, erfordern bauliche Eingriffe, die in das Bestandsbild des Saales erheblich eingreifen.

Barrierefrei. Die räumliche Erscheinung des Nationalratssitzungssaales bleibt trotz baulicher Änderungen in seinem Wesen erhalten: Eine Änderung erfährt der Raum in der Erdgeschoßebene mit einer Absenkung der Abgeordnetenränge in Hinblick auf die geforderte Barrierefreiheit. Die barrierefreie Zugänglichkeit von erster, dritter und letzter Sitzreihe, des Rednerpultes, der Regierungsbank sowie des Bereichs der NationalratspräsidentInnen, ist auf dieser Grundlage gewährleistet.
Sitze mit Stecksystem. Mit dieser räumlichen Modifizierung kann die Sitzordnung der Parteien mit dem Stecksystem der neuen Sitze nach Bedarf variabel gestaltet werden. Die Neuanordnung der Sitzreihen ermöglicht größere Abgeordnetenplätze und erweitertem Reihenabstand. Die Peripheriebereiche des Saales werden so verändert, dass die gewünschten Nebenfunktionen zum Sitzungsbetrieb gewährleistet sind.
Fluchttreppen. Durch die Schaffung neuer Fluchttreppen werden die Journalistenstiegen im Saal unnötig. Ihr Abbruch führt  zu einer räumlichen Erweiterung des Plenarsaales, der seine Geometrie noch zusätzlich betont.
Glasdach statt Lichtzwischendecke. Einen wesentlichen Eingriff stellt die Änderung der Saaldecke dar. Mit dem Entfall der Lichtzwischendecke wird durch das neue Glasdach der Blick in den Himmel frei. So kriegen die Abgeordneten den Tagesverlauf und die Witterung mit.
Glasfläche. Zwischen dem neuen Glasdach und den Rängen wird im Bereich des ehemaligen Dachraumes eine Glasfläche eingezogen. Ihre Neigung wird von der Ausrichtung des Blickwinkels vom Erdgeschoß hin zur Decke des Nationalratssaales bestimmt.


Lesen Sie weiter: Die neuen Haupttreppen

Die vier neuen Haupttreppen sind an funktional und strategisch wichtigen Punkten des Gebäudes angeordnet. Sie bieten eine durchgängige Erschließung vom Erdgeschoß bis in das Dachgeschoß und verbinden in all diesen Ebenen die beiden Plenarsäle über den dazwischen angeordneten Mitteltrakt.

Haupttreppen. Die Haupttreppen sind als eigener Baukörper mit einer Distanz zum Bestand angeordnet. Sie übernehmen so nicht nur die notwendige Funktion des Fluchttreppenhauses, sondern bieten den Besuchern am Weg durch das Gebäude ein abwechslungsreiches, räumliches und von Tageslicht begleitetes Erlebnis, welches wiederum von einer klaren Differenzierung zwischen Bestand und Ergänzung bestimmt ist.
Lifte. Die Lifte sind so dimensioniert, dass sie auch BesucherInnengruppen ausreichend Platz bieten können. Der obere Abschluss der Treppen endet auf dem „Gästepanorama“ vor den beiden neuen Veranstaltungsräumen, und den ihnen unmittelbar vorgelagerten Terrassen. Von diesem Standort aus bildet der Blick nicht nur auf die Architektur des Hauses, sondern auch über die Dachlandschaft der Stadt den Abschluss der vertikalen Erschließung.
Gästepanorama. Die Bezeichnung Gästepanorama leitet sich aus den zahlreichen möglichen Sichtverbindungen zwischen Innen- und Außenraum ab. Die abwechslungsreichen Tageslichtstimmungen, die unterschiedlichen Maßstäbe, welche die Topographie der Stadt mit dem Relief der Gesimse des Gebäudes verbinden sollen hier ins Zentrum der Wahrnehmung gerückt werden. Die Mitte des Gästepanoramas wird unmittelbar über der Säulenhalle mit einem Gastronomiebereich umgesetzt. Die Versorgung des gastronomischen Betriebes erfolgt aus der angeschlossenen Küche, welche in dieser Lage auch die beiden Veranstaltungsbereiche (Demokratiewerkstatt etc.) auf dieser Ebene sowie das gesamte Haus beliefern kann.
Panoramablick. Bei den Veranstaltungsräumen und dem Restaurant sind nicht nur Freibereiche zugeordnet, sondern auch ein Panoramablick über die Dach- und Baumlandschaft der Altstadt. Die Verbindung zwischen den genannten Innenräumen führt zusätzlich in eine großzügige Galerie oberhalb des Nationalratssitzungssaales. So bietet sich ein Blick in den gesamten Saal und durch die Glaskonstruktion des Daches richtet sich der Blick in den Himmel.