Szene

So teuer wird die GIS – und das droht ORF-Streamern

Ab 1. März sollen die ORF-Gebühren um acht Prozent erhöht werden. Das frische Geld soll in "Programm, Programm Programm" investiert werden. 

Christian Nusser
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Roland Weißmann leitet ab 1.1.2022 den ORF.
Roland Weißmann leitet ab 1.1.2022 den ORF.
Helmut Graf

Es gibt auf alles im Leben zwei Sichtweisen – mindestens. Aus dem Blickwinkel der ORF-Seher schaut es trivial so aus: Ab März 2022 sollen die TV-Gebühren um acht Prozent steigen. Dafür warben ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und sein designierter Nachfolger Roland Weißmann gestern in einem Hintergrundgespräch. Die beiden saßen im Wiener "Motto am Fluss" in Eintracht nebeneinander, scherzten, schupften sich die verbalen Bälle zu, hatten nichts als Lob füreinander übrig. Die ganze Aufregung um die Bestellung von ÖVP-Favorit Weißmann am 10. August, offenbar alles vergeben und vergessen. Zusammen fotografieren wollten sich die zwei aber nicht lassen. Man soll es nicht übertreiben mit der Eintracht.

GIS-Erhöhung um 5 Cent pro Tag

Die Sicht der beiden Manager auf die Erhöhung um acht Prozent war eine andere, es handle sich eigentlich auch nur um eine Anpassung: Das ORF-Entgelt steige lediglich um 1,38 Euro pro Monat, noch attraktiver klänge "um nur fünf Cent pro Tag". Die Erhöhungs-Anpassung gelte für fünf Jahre, wenn man den gesamten Zeitraum von 2008 (Amtsübernahme Wrabetz) bis 2026 betrachte, dann habe der ORF genau genommen eigentlich nun viel weniger Geld zur Verfügung, schließlich mache die Inflation um den Küniglberg keinen Bogen.

So wird der neue ORF

20 Millionen Euro soll die Erhöhungs-Anpassung im nächsten Jahr bringen, 650 Millionen Euro nimmt der ORF derzeit mit Gebühren ein, zwei Drittel seines Budgets, der Rest kommt aus der Werbung. Das frische Geld soll vor allem ins "Programm, Programm, Programm" gesteckt werden, einiges wurde gestern verraten, das Wort "mehr" kam häufig vor, soviel sei vorab verraten:

➤ Mehr österreichische Fiktion, etwa "Soko Linz" mit Katharina Stemberger als Chefinspektorin. Oder "Alles finster", ein 45-Minüter über den Blackout in einem Dorf.

➤ Mehr internationale Zusammenarbeit, mit Netflix etwa produziere man "Totenfrau", nach dem Roman mit Bernhard Aichner. Dazu käme 2022 die finale Folge von „Maria Theresia“

➤ Mehr Show, etwa eine Starnacht im Burgenland, Starmania im Frühjahr, eine Show im Herbst (wohl Dancing Stars).

➤ Mehr Doku: Statt der bisher sieben "Universum"-Folgen, soll es bald 12 im Jahr geben. Das Leben von Ruth Maier, Österreichs Anne Frank, wird verfilmt.

➤ Mehr Geld für ORF III, das zehn Jahre alt wird.

➤ Mehr Sport (Olympia im Winter, Fußball-WM im Dezember), mehr Regionalität, mehr Information, eine weitere Korrespondentenstelle soll geschaffen werden, wo möchte man noch nicht verraten.

Streaminglücke wird langsam geschlossen

Neben dem Geld aus der Anpassungs-Erhöhung könnte sich der ORF Geld auch bei Streamern holen. Wer den ORF etwa am Notebook anschaut, zahlt derzeit keine Gebühr. Dem ORF taugt das nicht, aber es handle sich "um ein schwieriges Thema. Ich erwarte nicht, dass es rasch kommen wird“, sagt Wrabetz, der vor allem Bedenken hat, dass "die Streaminglücke weiter aufgeht". Einkalkuliert im Budget sei es nicht. Aber eine Registrierung plus Login etwa für die TVThek könnte es bald geben.

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