Burgenland

So trocknen Österreichs Seen aus

Der Wasserpegel am Neusiedler See stand seit Jahren nicht mehr so niedrig wie jetzt. Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann erklärt die Gründe dafür und wie es bei den anderen Seen aussieht.

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    Der Neusiedler See braucht dringend Wasser.
    Der Neusiedler See braucht dringend Wasser.
    MARIO MICHLITS / APA / picturedesk.com

    Seit Beginn der Aufzeichungen im Jahr 1965 war der Pegelstand des Neusiedler Sees im Mai noch nie so niedrig wie in diesem Jahr. Auf den für diese Zeit typischen Wasserstand fehlen gut 30 Zentimeter. "Heute" fragte bei Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann nach und wollte wissen, welche Seen noch betroffen sind und welche Gefahren das Niedrigwasser birgt.

    "Heute": Warum ist der Wasserpegel so dramatisch gesunken?

    Nikolas Zimmermann: "Verantwortlich für den niedrigen Pegel ist das trockene Wetter mit nur wenig Niederschlag: Im Vergleich zum Mittel ist im Jahr 2020 in Teilen des Nordburgenlands bislang nur 40% der üblichen Niederschlagsmenge gefallen, beispielsweise gab es seit dem 1. Jänner in Eisenstadt nur 97 Liter pro Quadratmeter Regen, normal wären bis zum 19. Mai allerdings 228."

    "Heute": Ist eine Besserung in Sicht?

    Zimmermann: "Am Samstagmorgen und vor allem in der Nacht auf Sonntag ist zwar etwas Regen in Sicht, dies ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so wird der Pegel nach derzeitigem Stand nur vorübergehend um ein paar Zentimeter ansteigen. Mittelfristig deuten die Modelle allerdings neuerlich auf Hochdruckeinfluss über Westeuropa hin, was im Osten Österreichs überwiegend trockene Bedingungen zur Folge hat."

    "Heute": Welche Gefahren hat das Niedrigwasser für die Tiere, die Vegetation oder auch den Tourismus?

    Zimmermann: "Die Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt kann man derzeit noch schwer abschätzen, da die Witterung im Juni und Juli dafür eine entscheidende Rolle spielen wird. Besonders betroffen ist vorerst die Schifffahrt, so werden immer mehr Boote nicht mehr aus den Häfen kommen."

    "Heute": Hat der niedrige Wasserstand schon zu Problemen geführt?

    Zimmermann: "Derzeit fällt das Wasserdefizit für einen Beobachter am Land noch kaum auf, man erkennt am Ufer aber stellenweise, dass der Wasserstand tiefer ist als normal. Der Wasserstand verursacht allerdings schon Probleme für manche Segler bzw. Schiffe."

    "Heute": Sind noch mehr Seen in Österreich "betroffen"?

    Zimmermann: "Im Gegensatz zum Neusiedler See, dessen Pegel vor allem vom lokalen Niederschlag abhängt, erhalten die meisten großen Seen in Österreich ihr Wasser durch Zufluss aus den Bergen, daher sind derzeit keine großen Seen in einer ähnlichen Situation. Kleine Seen, die vom Grundwasser abhängig sind, wie etwa der Neufelder See, haben jedoch ebenfalls außergewöhnlich niedrige Pegel."

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