Friede, Freude, Eierlikör: Die Feiertage stehen vor der Tür, für pandemiemüde Familien verspricht diese Zeit nicht nur Entspannung, sondern einige Stolperfallen. Besonders Eltern von Jugendlichen müssen laut Familientherapeutin Katharina Pommer "ganz tief in die Zauberkiste greifen", um nach zwei Jahren Ausnahmezustand auch die Weihnachtszeit möglichst gelingen zu lassen.
Nörgeln, Türenknallen, Wutanfälle und heftige Auseinandersetzungen, gefolgt von eisigem Schweigen und ins Smartphone Starren, können auch und gerade jetzt das elterliche Gemüt aus dem Gleichgewicht bringen. Die Autorin von "Vom Umtausch ausgeschlossen" mit zahlreichen Tipps für erschöpfte Eltern, ist selbst Mutter von fünf Kindern. Sie weiß, wie herausfordernd diese Zeit für Familien ist. Das sind Pommers Erste-Hilfe-Tipps für Feiertage mit den Pubertieren:
„Kleine Rituale im Alltag geben mehr Sicherheit und Orientierung, als wir womöglich annehmen. Ein gemeinsames Essen, ein Weihnachtsklassiker im Fernsehen, ein kleiner Spaziergang oder das Kochen von Omas Lieblingsrezept, können wahre Wunder bewirken", sagt die Wiener Therapeutin. Dadurch werden gemeinsame Erinnerungen wach, man denkt an eine Zeit zurück, an der noch „alles in Ordnung“ war.
Das ist "wie Balsam für die Seele und tut einfach gut." Wichtig hierbei ist: Eltern können Teenager und Kinder natürlich nicht zwingen, sich an diesen Ritualen zu beteiligen, sondern sie vielmehr dazu einladen und ihnen immer wieder liebevoll ein Angebot machen, gemeinsame Zeit zu verbringen. "So zeigen wir, dass wir da sind."
Wer ist das Mädchen auf dem Foto hinter Tante Inge? Sind das wirklich Oma und Opa bei ihrer Hochzeit? Auch Teenager lassen sich gerne auf dieses Ratespiel ein und stöbern in der analogen Fotokiste oder schauen auf die alten Dias auf der Leinwand.
Manchmal sind die einfachsten Dinge die schönsten. Für das Spiel „Wer bin ich?“ braucht man lediglich ein paar Post-Its und einen Stift. Jeder überlegt sich eine Person, fiktive Figur oder einen Promi für den linken Nachbarn, schreibt sie auf den Klebezettel, der im Anschluss auf dessen Stirn geklebt wird. Los geht das Rate-Spiel: Es darf aber nur mit Ja-/Nein-Fragen gelöst werden. So lernen Eltern auch den ein oder anderen Lieblings- Influencer und TikTok-Star ihrer Kinder kennen.
Es kann unglaublich lustig sein, gemeinsam mit den Jugendlichen am Computer, der Wii oder PlayStation zu spielen. Ganz nebenbei trainieren Erwachsene dabei ihre Feinmotorik und betreiben Gehirn-Jogging. Generell gilt: Wer dem Teenager nah sein will, sollte sich für seine Interessen öffnen.
Erinnern Sie sich zurück an ihre Teenagerzeiten: Was haben Sie damals gern gemacht und was nicht? Sprechen Sie ruhig eine Einladung zu einem gemeinsamen Spaziergang aus. "Löchern Sie Ihren Teenager nicht mit Fragen, sondern erzählen Sie ganz ungezwungen aus alten, schönen Erinnerungen Ihrer Kindheit, Teenagerzeit oder den Weihnachtstagen."
Eltern sollen den gemeinsam Spaziergang möglichst genießen, auch dann, wenn sich ihr Kind dabei in Schweigen hüllt. Gemeinsame Zeit ist wertvoll, auch ohne Entertainment und vor allem, ohne die Erwartung, dass man nur dann ein guter Elternteil ist, wenn der Teenie auch freudestrahlend vor einem steht. "Es ist in Ordnung, dass er danach wieder in sein Zimmer verschwindet, um 'sein Ding' zu machen, Sie wissen doch sicher noch, wie das damals bei ihnen so war."
Der Sohn oder die Tochter lieben Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat? Dann bekommt das Kind eine Zutatenliste in die Hand gedrückt und darf selbstständig im Supermarkt einkaufen gehen. Im Anschluss wird sein Lieblingsgericht gemeinsam unter Anleitung von Mama oder Papa zubereitet.
"Wenn wir Teenagern zutrauen, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen, ohne es einzufordern, haben sie das Gefühl, einen wertvollen Beitrag zu leisten und von Bedeutung zu sein. Das ist eines der größten Geschenke, die wir ihnen machen können."
Dieser Tipp ist auch besonders im Lockdown geeignet: Die Heimat mit anderen Augen sehen. Auf einem gemeinsamen Spaziergang durch die Stadt wird den Sprösslingen erzählt, wo Mama oder Papa früher gerne ihre Fruchtgummi-Schlangen gekauft haben oder wo der alte Bäcker damals war, bei dem es noch die guten weißen Brezen gab.
Ob "Kevin – Allein zu Haus", "Der Grinch" oder "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" – Die Weihnachtsfeiertage sind die ideale Zeit, um diese Klassiker der Filmgeschichte gemeinsam zu erleben.