Österreich

So viele Asylwerber wurden tatsächlich angezeigt

Heute Redaktion
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Auch wenn manche Österreicher immer wieder eine Kriminalitätswelle durch Asylwerber und Ausländer regelrecht beschwören: Die Realität sieht anders aus. Weder die Zahl der Strafanzeigen gegen Österreicher, noch jene gegen Asylwerber steigt im Vergleich zur deren Anzahl. Am Donnerstag wurde die aktuelle Kriminalitätsstatistik präsentiert. Die Anzeigen befinden sich auf einem Tiefststand, die Aufklärungsquote wurde erhöht. Und: Die Zahl der Anzeigen gegen Migranten liegt nur wenige Prozent höher als jene gegen Touristen.

Die Zahlen für Wien

195.098 Anzeigen zählt die Bundeshauptstadt 2015, was einem Rückgang von 3,6 Prozent entspricht. Und: Erstmals seit 2001 fiel die Zahl wieder unter 200.000 Fälle. Die Aufklärungsquote legte in diesem Zeitraum um ein Drittel zu und hält bei 37,9 Prozent. Um 7,6 Prozent auf 7.069 gesunken sind von 2014 auf 2015 die Wohnraumeinbrüche, von 28 auf 21 Fälle ging der Bankraub zurück und um mehr als 100 Fälle sanken die Kraftfahrzeug-Diebstähle.

Eine Steigerung um gut 1.000 Fälle brachte dagegen die Gewaltkriminalität, die gesamt bei 15.928 Fällen hält - 13.870 davon sind leichte Körperverletzungen, weitere 624 sind Übergriffe mit sexuellen Handlungen. 28,9 Prozent davon finden in der Familie statt, 19 Prozent in Hausgemeinschaften, in insgesamt 60 Prozent der Fälle würden sich Täter und Opfer kennen. Die Tötungsdelikte stiegen wiederum um 11 Fälle auf 20, alle wurden aufgeklärt. Nimmt man alle 195.098 Fälle her, sind die Täter zu 79 Prozent männlich, die Opfer zu 57 Prozent weiblich.

Wie viele Migranten wirklich angezeigt werden

"Es ist ganz klar, dass die Zahl der Fälle gestiegen ist", heißt es von der Polizei in punkto Asylwerber und Migranten. Rund 6.500 Anzeigen gibt es laut Polizei zurzeit. Zu sagen, dass die Kriminalität der Asylwerber steige, sei aber falsch, im Gegenteil: Die Zahl der Anzeigen hat sich von 2011 bis 2015 verdoppelt, die Zahl der Asylwerber in Wien im selben Zeitraum aber verzehnfacht. "In Relation weist die Kurve deutlich nach unten", so die Polizei.

Die Polizei zog noch einen weiteren Vergleich in Richtungs Ausländerkriminalität: Der "Fremdenanteil" in Wien entspreche rund 25 Prozent, die ermittelten Täter würden sich ziemlich genau im Verhältnis mit Österreichern "50 zu 50" die Waage halten. Als Mär zeigen sich dabei die angeblichen kriminellen Flüchtlinge. Die auffälligsten Gruppen sind vielmehr Serben (5.600 Anzeigen), Rumänen (3.500), Türken und Bosnier (je 2.300) sowie Algerier und Nigerianer (je 1.500).

Die Zahlen für Österreich

Auch die Kriminalitätsstatistik für Gesamt-Österreich zeigt 2015 weniger Anzeigen und höhere Aufklärungsquoten. Mit 517.870 angezeigten Delikten ist die Zahl der Anzeigen in Österreich im Jahr 2015 um 1,9 Prozent gegenüber 2014 gesunken. Die Aufklärungsquote ist um 0,9 Prozentpunkte auf 44 Prozent gestiegen und ist somit ebenfalls die höchste Quote der letzten zehn Jahre.

Die Zahl der Anzeigen wegen Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser sank von 17.110 auf 15.516 Anzeigen. Mit 3.326 als gestohlen gemeldeten Fahrzeugen sank diese Zahl um 0,9 Prozent. Wie in Wien ist aber die Gewaltkriminalität gestiegen - um 0,4 Prozent auf 40.333 Anzeigen, dabei vor allem die leichten Körperverletzungsdelikte, aber auch die vorsätzlichen Tötungsdelikte. Nur drei von letzteren 135 wurden nicht geklärt. Die Zahl der Anzeigen mit sexuellem Hintergrund sank. Stark gestiegen sind um 11,6 Prozent die Cybercrime-Anzeigen auf 10.010. Und am stärksten angestiegen ist die Schlepperkriminalität: Im Jahr 2015 wurden 9.569 Anzeigen wegen Schlepperei gemeldet, das ist ein Plus von 84,9 Prozent.

Zwei Drittel Österreicher

Eine Analyse der Opfer und auch der Tatverdächtigen in Gesamt-Österreich zeigt, dass es sich bei beiden Gruppen zu rund zwei Drittel um inländische und zu rund einem Drittel um "fremde" Personen handelt. Verglichen mit den Vorjahren ist diese Entwicklung konstant.

Unterteilt nach Aufenthaltsstatus der fremden Tatverdächtigen ist die größte Gruppe jene ohne Beschäftigung (28,6 Prozent) gefolgt von den Arbeitnehmern (25,5) und den Asylwerbern (15,6), die 2015 die Anzahl an tatverdächtigen Touristen (12,5) überholt hat. Zu den meist begangenen Delikten zählen der Diebstahl, die Körperverletzung und der unerlaubte Umgang mit Suchtmittel.