Österreich

So werden aus Welpen wasserfeste Polizeihunde

Heute Redaktion
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Damit die Polizeihunde auch beim Dienst im Wasser cool bleiben, lernen sie schon früh das nasse Element kennen. "Heute" durfte bei ihrer Jungfernfahrt dabei sein.

Strahlender Sonnenschein, das Boot treibt sanft auf den Wellen, das Wasser glitzert. Klingt für Sie nach einem perfekten Ferientag? Weit gefehlt, denn was hier an Bord des Polizeischiffs "Wien" geschieht, ist knallhartes Training.

Polizeiwelpen schnuppern erstmals "Seeluft"

Zumindest in der Theorie. Heute lernen die Polizeihunde Fenrir und Hellboy, beides holländische Schäferhunde, neun Monate alt und seit Jänner im Polizeidienst, zum ersten Mal Wasser aus der Perspektive eines Boots kennen. Und weil die beiden vierbeinigen Polizisten zum ersten Mal Boot fahren, gestaltet sich das "knallharte Training" eher als Spielstunde auf Wasser. "Wir versuchen den Hunden beizubringen, dass das Wasser nichts Ungewöhnliches ist. Sie sollen sich auf dem Schiff verhalten wie sonst auch", erklärt Revierinspektor Thomas K. (36).

Damit das gelingt, arbeiten die Polizeihundeführer mit Bällen und Klicker. Immer wenn der Hund abgelenkt wird, etwa durch das Plätschern des Wassers oder das Brummen der zwei insgesamt 700 PS starken Motoren, zieht der Hundeführer mittels Spielballs die Aufmerksamkeit des Vierbeiners wieder auf sich. So lernen die Hunde, dass Bootfahren völlig normal ist.

Auch der erst elf Wochen alte belgische Schäferwelpe Spirit macht heute sein Debüt auf Wasser. Weil er aber noch so klein ist, gibt es für Spirit – wenn er nicht gerade mit dem Ankauen von Schiffseilen oder Kabeln beschäftigt ist – Kuscheleinheiten mit Herrchen und Polizeihundeausbildner Christian S. (46).

Ausbildung zu "Partnern mit der kalten Schnauze" in 3 Modulen

Nicht unwesentlich, denn im Alter von acht Wochen werden die angehenden Hundepolizisten an ihre Hundeführer vergeben. Ab dann beginnt die erste Phase der Ausbildung. "Am Anfang geht es darum, dass der Hund Kommunikation lernt", erklärt Thomas K. Insgesamt dauert die Ausbildung der Polizeihunde rund zwei Jahre. Im Alter von sechs Monaten absolviert der Hund den ersten Teil seiner Grundausbildung. "Dabei wird etwa die Unterordnung zusammen mit dem Polizeihundeführer geübt, aber auch das spielerische Erlernen von Suchen gehört dazu", so der Revierinspektor.

Im Anschluss werden diese erlernten Fähigkeiten vertieft, neben dem Suchen lernt der Hund auch das "andauernde Verbellen", also das klare Anzeigen, dass er etwas gefunden hat. "Wenn der Hund hier nur einmal für zwei Sekunden bellt, ist das zu wenig", schmunzelt Thomas K. Für Fenrir und Hellboy startet diese zweite Ausbildungsstufe im September. Das dritte und letzte Modul der Ausbildung steht für die beiden dann im Herbst 2020 auf dem Programm. "Da müssen sie dann fähig sein, sich über längere Zeit konzentrieren und suchen zu können", erklärt Thomas K. Um das nachzuweisen, müssen sich die Hunde einer Abschlussprüfung unterziehen.

(Video: LPD Wien)

Fenrir auch auf dem Schiff echte Wasserratte

Bevor es aber soweit ist, dürfen Fenrir, Hellboy und Spirit "Seeluft" schnuppern. Für das an Bord gehen braucht Fenrir noch ein bisschen Hilfe. Weil der Blick aufs Wasser noch ein bisschen skeptisch ist, hebt ihn Herrchen Thomas K. aufs Schiff. Dort angekommen, hat Fenrir jede Scheu verloren. "Das Geräusch der Schiffsschraube ist noch ungewohnt für ihn, aber er steckt das ganz cool weg. Aber er ist ja auch sonst eine echte Wasserratte", freut sich der Polizist.

Und während Fenrir vom Schiff aus sehnsüchtig auf das Wasser blickt, scheint Hellboy recht froh zu sein, diesmal noch keine nassen Pfoten zu bekommen. "Der Name Hellboy ist schon recht gut gewählt, das ist jetzt mein sechster Hund und er ist mit Abstand der Wildeste. Im Einsatz ist das super, aber wenn man ihn nicht ständig beschäftigt, kommt er auf blöde Ideen", lacht Herrchen Gruppeninspektor Robert L. (56). Schon mehrere Decken, Möbelstücke sowie die Innenausstattung der Hundebox in Robert L.'s Auto sind dem Wirbelwind zum Opfer gefallen. Auch sonst macht Hellboy der namensgebenden Comicfigur alle Ehre, denn trotz seines Temperaments, eine Wasserratte ist er nicht. "Er geht auch dann, wenn ich schwimme, nur bis zu den Knien ins Wasser", lacht Herrchen Robert.

Irgendwann wird Hellboy seine Wasser-Skepsis aber überwinden müssen, denn im Notfall müssen die Polizeihunde auch vom Schiff aus ins Wasser springen. "Für Polizeihunde gibt es verschiedene Spezialisierungen, etwa die Ausbildung als Sprengstoffhund oder als Leichen- und Blutspürhund", erklärt Thomas K.

Ein Fall, wo Spürhunde zum Einsatz kommen, wäre etwa die Suche nach im Wasser vermissten Personen oder nach einer Wasserleiche. In solchen Fällen müssen die Hunde auch Schilfgürtel durchsuchen.

Polizeihunde gelten als Waffe

"Rechtlich erfolgt der Einsatz von Polizeihunden im Sinne des Waffengebrauchsgesetz. Daher stehen alle rund 100 Polizeihunde im Besitz des Bundes und werden von diesem an die Polizeihundeführer vergeben", erklärt Oberstleutnant Rudolf König. Er ist Kommandant der Polizeidiensthundeeinheit der Polizei Wien.

Er weiß, warum vor allem belgische und holländische Schäferhunde als Polizeihunde ausgewählt werden: "Sie sind einfach die besten Allrounder. Das beginnt beim Temperament und geht bis zur Ausdauer. Zudem haben sie den höchsten Arbeitswillen und lernen dadurch am schnellsten", so König.

Aber auch Rottweiler – sie punkten vor allem, wenn es um Prävention geht – und Riesenschnauzer werden als "Partner mit der kalten Schnauze" ausgebildet. Polizeihunde bleiben bis zum Alter von bis zu elf Jahren im aktiven Dienst, Teil der Familie ihres Hundeführers sind sie aber bis zu ihrem Lebensende. "Sobald der Hund außer Dienst gestellt wird, bekommt der Polizist 'seinen' Diensthund geschenkt", so König.

Profi-Tipps für Hundehaltung bei Affenhitze

Natürlich leiden auch top-ausgebildete Polizeihunde unter Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius-Marke. Für Hundehalter haben die Profis folgende Tipps parat:

- Gehen Sie mit Ihrem Hund abseits der größten Hitzephasen Gassi, also in der Früh und am Abend.

- Lassen Sie ihren Hund wenn möglich zu Hause.

- Sorgen Sie für Abkühlung, etwa in einer hundetauglichen Wasserfläche und stellen Sie die Versorgung mit Trinkwasser sicher.

- Meiden Sie Anstrengungen.

- Lassen Sie Ihren Hund nie alleine im Auto zurück. Schon nach kurzer Zeit entstehen lebensgefährliche Temperaturen im Fahrzeuginneren.

- Um die Hundepfoten zu schonen, bieten sich Hundeschuhe an, die vor dem heißen Asphalt schützen.