Österreich

Sofiensäle erstrahlen in neuem Glanz

Heute Redaktion
14.09.2021, 15:34

Zwei Jahre lang wurden die Sofiensäle revitalisiert. Am Montagabend wurden die Räume, die künftig Platz für Wohnungen, Sport und Kultur bieten, neu eröffnet.

. Am Montagabend wurden die Räume, die künftig Platz für Wohnungen, Sport und Kultur bieten, neu eröffnet.

Auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal in der Marxergasse 17 entstanden neben dem originalgetreu wiederhergestellten Festsaal ein Gastronomiebetrieb, ein Hotel, ein Fitnesscenter, Veranstaltungsräume und rund 70 Wohnungen und im Keller 120 Parkplätze. Der Festsaal soll Platz für Konzerte, Vernissagen oder Lesungen bieten.

"In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Wien haben wir für die Sofiensäle ein neues Konzept entwickelt. Unsere Aufgabe war es hier, einen 'gemischten Satz' zu produzieren, eine gemischte Nutzung", erläuterte Erwin Soravia, Vorstand der ifa AG (Institut für Anlageberatung Aktiengesellschaft) und Bauträger.

Rund 50 Millionen Euro Kosten

Auf insgesamt 5.250 Quadratmetern Nutzfläche entstanden neben 50 geförderten Wohnungen unterschiedlicher Größe auch 18 frei finanzierte Wohnungen. Die Kosten der Neugestaltung belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro, zwei Millionen Euro Kulturförderung gab es von der Stadt Wien.

Umgesetzt wurde das Projekt über ein Bauherrenmodell der ifa AG, wobei 120 Investoren beteiligt waren.

Die bewegte Geschichte der Sofiensäle auf Seite 2!

Vor mehr als zwölf Jahren brachten Flammen das vorläufige Ende für die Wiener Sofiensäle. Dabei stand an deren Anfang das Element Wasser, schließlich hatte ihre Geschichte als russisches Dampfbad begonnen. Am 14. Jänner 1838 eröffnete der Tuchscherer Franz Morawetz eine Badeanstalt in der Marxergasse. Die Anlage benannte er nach der Mutter Kaiser Franz Josephs, Erzherzogin Sophie, "Sophienbad".

Einst größtes Lokal Wiens

Bereits zehn Jahre später folgte an der Adresse im heutigen Bezirk Landstraße ein Neubau durch das Architektenpaar Eduard van der Nüll und August Siccard von Siccardsburg. Die beiden realisierten Jahre vor ihrem Entwurf für die Staatsoper ein technisch höchst innovatives Projekt. Der Mehrzwecksaal war als Schwimm- und Veranstaltungshalle nutzbar und bot bis zu 2.700 Personen Platz. Er war damals das größte öffentliche Lokal Wiens. Eine weitere Umgestaltung erfolgte 1870, als in zwei Geschoße Logen eingebaut wurden.

Erst seit der Eröffnung des Kleinen Saales 1886 mit eigenständiger Fassade wurde für das Ensemble der pluralisierte Name "Sofiensäle" geläufig. 1898/99 erhielt die Anlage schließlich noch ihre sezessionistisch gestaltete Schaufront zur Marxergasse. Diese Arbeiten waren für längere Zeit die letzte größere Veränderung an dem Ensemble. Erst 1948 erfolgte eine Renovierung durch den Architekten Carl Appel.

Seit 1986 unter Denkmalschutz

Am 21. August 1986 wurde der Kernbau, also der große Festsaal samt Foyer und Bühnenhaus einschließlich der dazugehörigen Fassaden, unter Denkmalschutz gestellt. In der Begründung hieß es: "Von den zahlreichen großen Wiener Tanz- und Vergnügungsetablissements der Gründerzeit sind nur die Sofiensäle fast unverändert erhalten geblieben, alle anderen sind verschwunden."

In dem Bescheid wurde auf "herausragende Ereignisse" verwiesen, wie etwa Konzerte der Familie Strauß oder die Uraufführung von Werken Arthur Schnitzlers. Daneben wurde in den Sofiensälen aber auch von Richard Suchenwirth im Jahr 1926 der Österreichableger der NSDAP gegründet und der Bau nach der Reichspogromnacht als Sammelstelle vor der Deportation von Juden genutzt.

Großbrand nach Flämmarbeiten 2001

Das vorläufige Ende für die Sofiensäle als intakter Bau, der zuletzt für Clubbings und Konzerte genutzt wurde, brachte schließlich der 16. August 2001. Ein Brand, verursacht bei Flämmarbeiten, zerstörte die Dach- und Deckenkonstruktion. Ein Dachdeckermeister wurde später zu einer dreimonatigen bedingten Haftstrafe wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst verurteilt. Bei den folgenden Sicherungsarbeiten wurde auch das desolate Bühnenhaus abgerissen.

Gegen den völligen Abriss der Sofiensäle setzte sich das Denkmalamt mit Erfolg zur Wehr: Der ursprüngliche Eigentümer veräußerte die Ruine nach Jahren des Zuwartens 2006 an die Wohnbaugesellschaft Arwag. Im September 2010 gab diese bekannt, das Objekt an die Soravia-Tochter IFA zu verkaufen. Diese ließ in den vergangenen zwei Jahren Festsaal, Fassade und Stiegenhaus originalgetreu renovieren. In einem Zubau wurden die 68 Wohnungen, das Fitnesscenter und das Hotel untergebracht.

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