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Soldaten stürmten Tahrir-Platz - Geistlicher tot

Heute Redaktion
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Bild: Amr Dalsh / Reuters

Die Gegner der ägyptischen Militärherrschaft sind entsetzt: Am Samstag wurde Scheich Emad Effat, ein islamischer Geistlicher, Opfer der Ausschreitungen. Soldaten stürmten den Tahrir-Platz und steckten die Zelte der Demonstranten in Brand.

Bereits forderten die schlimmsten Zusammenstöße zwischen Militär und Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Soldaten mit Schlagstöcken stürmten den Platz und steckten die Zelte der Demonstranten in Brand. Immer wieder prügelten die Soldaten auf die Protestierenden ein, auch als sie schon auf dem Boden lagen. Die Zivilisten bewarfen ihrerseits das Militär mit Steinen. Immer wieder waren auch Warnschüsse zu hören.

Auch der islamische Geistliche Scheich Emad Effat zählt zu den Opfern. Der Geistliche hatte für das Dar al-Ifta - eine Behörde, die autorisiert ist, religiöse Gutachten ("Fatwas") zu erteilen - gearbeitet und sich in den vergangenen Monaten mit den Protestierenden solidarisiert. Ägyptische Aktivisten, darunter auch koptische Christen, riefen zur Teilnahme an der Beerdigung von Effat auf.

Um den Tahrir-Platz ging ein Gebäude in Flammen auf. Viele der Demonstranten flohen vor den Soldaten in Seitenstraßen. Über dem Parlament und die Regierungsgebäude in der Innenstadt lagen dichte Rauchwolken.

Über den Auslöser der Gewalt gab es widersprüchliche Angaben. Der von der Armee eingesetzte Ministerpräsident Kamal al-Gansuri sprach von Angriffen der Demonstranten auf Gebäude des Parlaments und des Kabinetts, die abgewehrt werden mussten. In staatlichen Medien hieß es, ein junger Mann sei auf das Gelände des Parlaments gegangen, um einen Fußball zurückzuholen. Dort sei er von der Polizei und Wachleuten geschlagen worden. Anderen Darstellungen zufolge wollte der Mann dagegen sein Lager dort aufschlagen und löste dadurch Handgemenge mit den Sicherheitskräften aus.

In Ägypten finden derzeit die ersten freien Parlamentswahlen statt, die den Übergang zu einer Zivilregierung ebnen sollen. Die Abstimmung in mehreren Runden soll im Jänner abgeschlossen werden. Für Juni sind Präsidentschaftswahlen geplant. Seit dem Sturz Mubaraks herrscht ein Militärrat.

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APA/Red.