Niederösterreich

"Soll der AMS-Bezug angehoben werden, Frau AMS-Chefin?"

Sandra Kern, Chefin des AMS NÖ, sprach mit "Heute" über Langzeitarbeitslose, Politiker-Gagen, Jobs der Zukunft und die Höhe des AMS-Geldes.

Interview mit Sandra Kern, Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich
Interview mit Sandra Kern, Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich
Heute

Sandra Kern (51), ehemals selbst im Bundesrat und NÖAAB-Chef übernahm im Sommer 2023 den Chefsessel des AMS Niederösterreich von Vorgänger Sven Hergovich.

"Heute": Wie ist die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt?

Sandra Kern: "Die Zahlen sind bundesweit steigend. In NÖ aber, nach Tirol und Kärnten, am drittgeringsten. Es herrscht nach wie vor ein hoher Beschäftigungsgrad - plus 1,3 Prozent gegenüber dem August 2022."

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    Interview mit Sandra Kern, Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich
    Interview mit Sandra Kern, Geschäftsführerin des AMS Niederösterreich
    Heute

    "Heute": Warum gibt es überhaupt Arbeitslose, es gibt doch genug offene Stellen ..

    Sandra Kern: "Ja, es gibt viele offene Stellen, aktuell 17.800. Das Plateau ist erreicht, es ist nach 2022 die höchste Zahl seit es Aufzeichnungen gibt. Die Gründe sind mannigfaltig: Der demographische Wandel - viele gehen jetzt oder in der nächsten Zeit in Pension und oft liegt leider ein sogenanntes Miss-Matching vor."

    Heute": Konkrete Beispiele für ein Miss-Matching?

    Sandra Kern: "Wenn in Krems ein Koch gesucht wird, aber gerade nur angelernte Köche zur Verfügung stehen. Oder eine Pflegekraft aus dem Waldviertel stammt, fürs Klinikum Krems oder St. Pölten vorgesehen wäre, aber kein Auto hat."

    "50Plus wird verstärkt gebraucht"

    "Heute": Heute gilt man teilweise mit 40 oder 45 Jahren als alt am Arbeitsmarkt. Einige junge Menschen wollen gar keine Vollzeitstelle mehr. Wie sehen Sie das?

    Sandra Kern: "Ja, einige Junge wollen tatsächlich nur noch Teilzeitstellen, aber es gibt auch genug leistungsbereits Junge. In Zukunft werden "ältere Arbeitnehmer", also zwischen 50 und 55 und darüber hinaus verstärkt von der Wirtschaft gebraucht werden."

    "Heute": Was sind die beliebtesten Lehrberufe bei Burschen und Mädchen und was sind die Jobs der Zukunft?

    Sandra Kern: "Bei jungen Frauen: Handel, Frisör, Bürokauffrau. Bei jungen Männern: Elektrotechnik, Kfz, Metalltechnik. Die Jobs der Zukunft sind Pflege- und Gesundheitsberufe, technische Berufe, ökologische Bauwirtschaft und der IT-Bereich, wie etwa IT-Security und Datenverarbeiter. Wir achten auch darauf, dass Frauen in technischen Berufen Fuß fassen, da gibt es sogar eigene Orientierungsangebote."

    AMS mit Influencer

    "Heute": Viele junge Menschen werden von den Socials geleitet - wie reagiert das AMS darauf?

    Sandra Kern: "Wir machten etwa eine Kampagne mit Influencern (Tiktok). Marvin mit rund 300.000 Fans und selbst Lehrling stellte Lehrberufe vor."

    "Verdienen Politiker zu viel?"

    "Heute": Verdienen Politiker zu viel oder zu wenig? Und bitte begründen Sie Ihre Antwort.

    Sandra Kern: "Das ist immer eine Frage der Erwartungshaltung an die Qualität. Gute Leute, egal wo sie arbeiten, kosten Geld."

    "Heute": "KI in der Arbeitswelt - Fluch oder Segen?

    Sandra Kern: "Ich würde es als Chance sehen, es braucht natürlich Regeln. Aber wenn man es sinnvoll einsetzt, zum Beispiel bei wiederkehrenden Tätigkeiten, ist es sicherlich eine gute Sache."

    "Heute": Ist das AMS-Geld zu gering oder gar zu hoch?

    Sandra Kern: "Ich denke, man könnte ruhig über ein degressives Arbeitslosengeld nachdenken, also dass die das Arbeitslosengeld mit Dauer der Arbeitslosigkeit sinkt."

    "Heute": Das AMS setzt einen Schwerpunkt für Langzeitarbeitslose ....

    Sandra Kern: "Wir hatten heuer ein Minus von 14,9 % bei Langzeitarbeitslosen durch Förderungen und eine interne Organisationsreform. Es gibt nun eigene Mitarbeiter, die speziell für Langzeitarbeitslose abgestellt sind - das heißt dann mehr Zeit, mehr Aufmerksamkeit."