Österreich

Sommergedanken am Meeresstrand

Heute Redaktion
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Bild: Lisi Niesner / Reuters

9.387 Grabsteine. Auf jedem ein Name. Fast alles junge Menschen. Oft Achtzehnjährige. Gelegentlich auch Ältere. Es ist der riesengroße Soldatenfriedhof oberhalb eines der schönsten Sandstrände Frankreichs. Es ist der amerikanische Friedhof für die Gefallenen der größten Landeaktion der Geschichte, D-Day genannt.

Am 6. Juni 1944 landete eine gewaltige Armee von amerikanischen, englischen und kanadischen Soldaten an der Küste der Normandie. Ihr Ziel: Frankreich zu befreien und schließlich Hitlerdeutschland zu besiegen. Seit bald 30 Jahren ist dieser wunderbare Sandstrand mein Ferien-Badeplatz. Doch nie kann ich dabei vergessen, dass hier Tausende junge Soldaten ihr Leben ließen, als sie von ihren Landungsbooten auf die Küste strömten, unter dem Beschuss der deutschen Soldaten.

Immer neu ergreifend ist dann der Besuch des Friedhofsgeländes direkt über dem Strand. Gedanken an die trauernden Familien, aber auch Dankbarkeit bewegen mich beim Gang durch die endlosen Reihen der Gräber. Dankbarkeit für die damalige Befreiung und für den Frieden, den sie Europa gebracht hat.

Heute freuen sich Familien beim Baden im Meer, Kinder spielen im Sand, Jugendliche ihr Beachball. Der Kontrast könnte nicht größer sein zwischen den Bildern von der Landung der Alliierten damals und der entspannten Ferienatmosphäre heute.

Andere Bilder drängen sich dazwischen, lassen mich nicht los: nicht militärische Truppenboote, sondern überfüllte Flüchtlingsschiffe. Eine andere "Invasion" landet in Europa: ein nicht enden wollender Flüchtlingsstrom, wachsend, wie unaufhaltsam, ergießt sich in unser freies, inzwischen zu Wohlstand gekommenes Europa.

Und niemand weiß wirklich, wo das hinführt. Nur eines ist sicher: Sie suchen eben diese Freiheit, die damals Tausende junge Soldaten um den Preis ihres Lebens für Europa zurückerobert haben und die die Flüchtlinge in ihrer Heimat vermissen.